Bericht · Es ist ein Jammer. Es ist natürlich ganz generell ein Jammer, dass diese komische Saison ohne Zuschauer stattfinden muss, aber heute war es ein ganz besonders großer Jammer. Herrje, was hätte der Dome gebebt, wenn diese Partie vor den zigtausenden Fans hätte stattfinden können, die sie verdient hatte. Was! Für! Ein! Spiel! [Lesezeit ca. 4 min]

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Doch der Reihe nach, auch wenn der schreiberlingische Blutdruck sechzig Minuten nach der letzten Sirene noch nicht wieder auf Normalniveau ist. DEG vs Ingolstadt, das gab es vor 48 Stunden schon einmal, und Ostermontag gab es aus Düsseldorfer Sicht ein deprimierendes 3:4; deprimierend, weil sich die Rot-Gelben wieder und wieder herangekämpft hatten, nur um dann stickum – gefühlt innerhalb von Sekunden – wieder in Rückstand zu geraten, und der letzte Rückstand ließ sich eben nicht mehr aufholen. Für die Partie heute bedeutete das, dass aufgrund der merkwürdigen tabellarischen Situation ein glatter Sieg, also ein solcher nach sechzig Minuten ohne Verlängerung und so ein Gedöns, mehr oder weniger Pflicht war. Für Ingolstadt galt das allerdings auch, denn deren Süd-Tabelle ist genauso eng wie die im Norden.

Bloß keine Fehler

Der erste Abschnitt war dann auch folgerichtig davon geprägt, vor allem keine Fehler zu machen, um bloß nicht in Rückstand zu geraten. Das gelang beiden Teams vortrefflich – demnach keine Tore, auch keine größeren Aufreger, wenn man von einem ziemlich üblen Check von ERC-Stürmer Frederik Storm, der eine Zwei-plus-Zehn-Minuten-Strafe zur Folge hatte, absieht. Das sollte sich im zweiten Drittel ändern. Da waren die Gäste zwar nicht unbedingt wesentlich stärker, aber schon sichtlich gradliniger und vor allem deutlich effektiver.

Besonders deren erster Sturm war permanent gefährlich, da wirken mit dem schon in Berlin auffällig gewordenen Louis-Marc Aubry und Petrus (Petrus!) Palmu verdammt gute Leute mit. Ein bisschen wirken die beiden wie Laurel und Hardy (Aubry ist sehr groß und sehr schmal, Palmu ist sehr klein und sehr kompakt), aber Hockey spielen sie vermutlich besser. 2:4 zur zweiten Sirene, nicht unverdient, das sah für die Playoffs nicht gut aus.

Noch drei fucking Tore!

Eigentlich sah es sogar richtiggehend schlecht aus, zumal gleich zu Beginn des Schlussdrittels Tobi Eder in die Kühlbox musste, wenig später auch Marko Nowak. Beide Strafen blieben folgenlos, nur tickte die Uhr erbarmungslos runter, und die DEG brauchte halt noch drei fucking Tore, um im Playoff-Rennen zu bleiben. Tjoah, und spätestens ab jetzt hätte man es eigentlich gesehen und erlebt haben sollen, in der Halle wohlgemerkt. Jerome Flaake mit einem Krümelstor zum 3:4. Und nur 19 Sekunden später der Ausgleich durch Matt Carey, den die Ingos in einer Art und Weise haben frei stehen lassen, für die das schöne Wort „sträflich“ ein glatter Euphemismus wäre. 4:4, noch neun Minuten.

Beide Teams brauchen ein Tor, dringend. In Minute 55 meldete sich Sportskamerad Aubry mal wieder, diesmal allerdings mit einem Crosscheck, so sahen es jedenfalls die Schiedsrichter. Also Überzahl. Noch fünf Minuten. Tor wird gebraucht. Dringend. Also ruhig mal schießen, denn, so der große Wayne Gretzky dereinst, hundert Prozent der Schüsse, die du nicht abgibst, werden auch nicht zu Toren führen. Was in der Konsequenz kaum zu bestreiten ist.

Nur zu Dokumentationszwecken: Das kam dabei heraus, als DEG-Korrespondent Smicek seinen eigenen Jubel nach dem 5:4 fotografieren wollte... (Foto: Smicek für TD)

Nur zu Dokumentationszwecken: Das kam dabei heraus, als DEG-Korrespondent Smicek seinen eigenen Jubel nach dem 5:4 fotografieren wollte… (Foto: Smicek für TD)

Schießen war also die Devise, heute dargeboten vom dänischen Stürmer Matthias From. Okay, da war Schmackes dahinter, aber sonderlich gut war der Schusswinkel nicht, und sonderlich platziert war der Schuss auch nicht. Aber wenn ein Abend magisch werden soll, dann flutscht so ein Ding eben mal zwischen Arm und Rumpf durch und kullert hinter dem völlig konsternierten Gästekeeper Michael Garteig in Zeitlupe über die Linie. 5:4 – der Wahnsinn hatte endgültig die Kontrolle über die Partie übernommen. Hui, war das eng. Hui, war das wichtig. Hui, was wäre da losgewesen, wenn man nicht gar so alleine in der großen Halle herumgestanden hätte.

Was der Sieg wert ist

Was dieser Sieg tatsächlich wert ist, wird sich aber erst noch zeigen müssen. Denn die zu Beginn als merkwürdig bezeichnete tabellarische Situation besagt, dass die DEG mit jetzt 47 Punkten Fünfter ist hinter Wolfsburg (46) und Iserlohn (43). Äh, bitte was!? Ja, doch, genau so. Es zählen nicht die absoluten Punkte, sondern der Punkteschnitt, wenn und soweit die Anzahl der gespielten Partien divergiert. Im Fall Wolfsburg wird sich das spieltagsbedingt wieder sortieren, aber wie es mit Iserlohn weitergeht, weiß noch niemand so genau.

Das Team befindet sich in vom Gesundheitsamt angeordneter Quarantäne und hat darum die letzten beiden Spiele nicht ausgetragen. Deren 43 Punkte verteilen sich folglich auf 30 Spiele (Schnitt also 1,43), während die DEG bei 47 Punkten aus 33 Matches auf einen Schmitt 1,42 kommt. Und das kann man jetzt mal weiterspinnen: Wenn die Hühner nicht mehr spielen, bleiben sie logischerweise bei 1,43. Um an ihnen vorbeizuziehen, müsste die DEG in 38 Spielen also einen besseren Schnitt erzielen, wofür sie (38 x 1,447 =) 55 Punkte bräuchte. Das ist die Aufgabe. Oder aber, wie wohl derzeit noch von der DEL geplant, Iserlohn holt die Spiele nach. Dann müsste man weniger rechnen, aber die Hühner hätten das reichlich unangenehme Programm, in den folgenden 11 Tagen acht Partien auszutragen. Glücklich ist das alles nicht. Aber in einer von der Pestilenz geprägten Saison müssen Abstriche gemacht werden, in jeder Beziehung.

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