Kommen wir im fünften und letzten Teil unserer kleinen Serie zur „Ganz großen Rivalität“, nämlich der im Fußball und im Eishockey. Jeder Düsseldorfer jenseits der Fünfzig-Jahre-Grenze, der sich auch nur annähernd für Fußball und/oder Eishockey interessiert, ist sich sicher, dass es im Spocht die Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln schon „ewig“ gibt. Falsch, falsch, dreimal falsch. Denn weder im Fußball, noch im Eishockey spielte das Domdorf gegenüber von Leverkusen bis zum Beginn der Sechzigerjahre auch nur eine Nebenrolle. Die Frage „Nennen Sie einen Kölner Fußballclub“ hätten vor dem zweiten Weltkrieg nur ausgewiesene Kenner des getretenen Rundballs überhaupt beantworten können. Da war die glorreiche Fortuna aus Düsseldorf schon einmal Deutscher Meister geworden. Dazu später mehr.

Die sogenannten „Haie“
Beginnen wir aber mit der getriebenen Gummischeibe. Damit der Kölner Arbeiter und seine Familie auch mal was Nettes hatten und nicht immer nur im Zoo Eingeborene aus den Kolonien gucken gehen musste, baute man ihm ein Schwimmbad mit angeschlossener Eisbahn an der Lentstraße. Flugs gründete sich auch ein Eishockeyverein, der Kölner Eisklub (kurz: Kölner EK). Dass man auch eine Eisfläche anlegte, dürfte daran gelegen haben, dass man auf Düsseldorf schielte, denn dort hatte man schon 1935 ein Eisstadion, direkt am Zoo, errichtet – es war erst das dritte in Deutschland und das achte in Europa mit einer ganzjährig betreibbaren Kunsteisbahn. Das löste einen kleinen Eishockey-Boom aus, in dessen Folge die Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft, die passend zum Stadion gegründet worden war, eine Eishockey-Mannschaft bekam.

Eishockey in Deutschland war vor 1935 gleichbedeutend mit dem Berliner SC und den diversen Dorfvereinen aus Süddeutschland, wo es nicht nur zugefrorene Weiher im Winter gab, sondern auch Natureisbahnen, die den Eishockeyregeln entsprachen. Durchgehende Ligabetriebe gab es allerdings bis zum Zweiten Weltkrieg nicht oder nur rudimentär; die Deutsche Meisterschaft wurde vor 1930 z.B. im Sinne von Herausforderungsspielen ausgespielt. 1948 entstand dann die eingleisige Oberliga. Der Kölner EK war dabei, die DEG nicht… Die kam erst in der Vorrunde 1950/51 dazu, erreichte aber nicht die Finalrunde. Der KEK dagegen stieg sang- und klanglos ab, während Preußen Krefeld zum ersten und einzigen Mal Deutscher Meister wurde. Danach sah die Finalrunde immer so aus, dass neben den beiden Krefelder Clubs und der DEG nur noch bayerische Dorfvereine die Meisterschaft ausspielten; der Kölner EK kam noch einmal bis in die Vorrunde und verschwand dann in der Versenkung.

Dann kam die Bundesliga, und weder Köln, noch Düsseldorf waren dort vertreten. Erst 1965 schaffte die DEG den Aufstieg und überstand die Vorrunde. Am Ende sprang sogar der dritte Platz heraus. Wie kam das? Etliche erfolgreiche Geschäftsleute hatten ihr Herz für die DEG entdeckt und Geld bereitgestellt, mit dem man systematisch Spieler der bayerischen Dorfvereine (EC Riessersee, EV Füssen, EC Bad Tölz) abwarb, unter anderem den damals schon legendären Otto Schneitberger. Vor dem ersten Bundesligaspiel war Düsseldorf im Eishockeyfieber, das Stadion restlos ausverkauft; in der Altstadt und auf den Schulhöfen war die DEG Thema Nummer Eins. Tatsächlich waren auch in den Oberliga-Jahren zuvor die Spiele der DEG immer gut besucht. Eishockey war in, weil im Winter auch Eislaufen in war. Die Abendlaufzeiten an der Brehmstraße waren wichtige Termine, um sich mit anderen Jugendlichen zu treffen, abzuhängen, zu flirten und Pommes zu essen. Ob es in Köln an der Lentstraße auch so war? Vermutlich. Während aber die DEG in der Saison 1966/67 mit ihren bayerischen Stars erstmals Deutscher Meister wurde, dümpelte der Kölner EK in der drittklassigen Regionalliga so vor sich hin. Erst zur Saison 1969/70 schaffte man den Aufstieg in die Bundesliga, am Ende stand der sofortige Abstieg.

Geeister kölscher Klüngel
Das Ganze unter finanziell fragwürdigen Bedingungen und garniert mit jeder Menge original kölscher Klüngeleien. Die führten dazu, dass sich im April 1972 der Kölner EC abspaltete, der später den Beinamen „Haie“ bekam und diesen dann offiziell übernahm. Dass die Haie dann „schon“ ab 1973 in der Bundesliga mittun durften, hatte damit zu tun, dass man sich die Lizenz des Kölner EK erschlichen und gleich in der Oberliga begonnen hatte. Aber bis 1976 war die Teilnahme des Kölner EC von Unregelmäßigkeiten und Tumulten im Verein geprägt; dass man nicht abstieg, war eher Zufall. Dann übernahm ein gewisser Jochem Erlemann, der mit fragwürdigen Bauherrenmodellen Kohle gescheffelt hatte, und kaufte für ein paar Milliönchen mal eben Vater und Sohn Kießling sowie Erich Kühnhackl ein. Und plötzlich waren die Haie ein Spitzenteam, dass sogar der DEG Konkurrenz machen konnte und 1977 erstmals Deutscher Meister wurde. Wohlgemerkt: Das allererste Spiel der DEG gegen den KEC datiert aus dem Jahr 1973! So ewig ist diese Rivalität.

Aus dieser Zeit der kölschen Erfolglosigkeit auf dem Eis stammt auch der Spott der überaus kreativen DEG-Fans, die aus Haien wahlweise Tunfische oder Fischkroketten machten. Selbst nachdem der KEC in den Siebzigern zweimal Deutscher Meister geworden war, nahmen die Düsseldorfer das merkwürdige Konstrukt noch nicht so richtig ernst. Die wahren Rivalen waren immer noch die Krefelder und ab 1980 dann Rosenheim. Tatsächlich aber waren die Haie DAS Team der Achtzigerjahre mit immerhin vier Meisterschaften. Bei der DEG herrschte zu der Zeit eher Flaute, und erst mit Peter-John Lee und Chris Valentine ging’s wieder aufwärts. Und ab etwa 1990 begann man in Düsseldorf und Köln damit, wechselweise die besten Spieler der anderen Teams rauszukaufen oder voneinander abzuwerben. Dieser Bieterwettstreit ist der eigentlich Anfang der „Ganz Großen Rivalität“ im Eishockey – und noch keine dreißig Jahre her…

Äff-Zeh – der Retortenclub des Frank Kremer
Nicht viel älter ist die heute immer wieder gern gehypete Rivalität zwischen unserer Fortuna und dem 1. FC Köln, gern kurz leicht verächtlich Äff-Zeh genannt. Denn dieses Ergebnis einer Zwangsfusion zweier wenig erfolgreichen Clubs entstand bekanntlich erst 1948 und kann als erster Retortenverein Deutschlands betrachtet werden, der vor allem aus wirtschaftlichen Erwägungen entstand. Und um dem ewigen Adenauer einen kleinen Gefallen zu tun. Denn erst mit dem Äff-Zeh kam Köln ungefähr 1948 auf die Fußballlandkarte – als Gewinner des Westdeutschen Pokals, übrigens. Insgesamt fünf Vereine gelten als die Wurzeln des kölschen Fußballs: Neben den beiden Clubs, aus deren Fusion der Äff-Zeh entstand, sind dies noch der Cölner FC 1899, Preußen Dellbrück und der VfR Köln 04. Übrigens: Die falsche Fortuna wurde 1948 als Konkurrenzveranstaltung zum Äff-Zeh gegründet, ebenfalls per Fusion. Viktoria Köln entstand sogar erst 1957 aus der Fusion von Preußen Dellbrück und dem SC Rapid Köln. Wie gesagt: Da hatte die Fortuna aus Düsseldorf schon jede Menge Tradition angesammelt.

Weder der BC Köln 01, noch die Spvgg Sülz 07 waren vor dem Krieg nennenswert in Erscheinung getreten, wobei man auch sagen muss, dass Fußball in der Domstadt nicht besonders populär war. Klar, Köln war seit der Jahrhundertwende eine Arbeiterstadt, und Fußball war bis zur Mitte der Zwanzigerjahre eher ein Sport der besseren Leute. So ist es auch ziemlicher Blödsinn, F95 als „Arbeiterverein“ zu titulieren bloß weil man ab 1930 in einem Stadion in Flingern, einem Arbeiterviertel der Stadt, kickte. Mann hinter der Fusion war in Köln der dort wie ein Heiliger verehrte Franz Kremer. „Der Boss“ – wie er wegen seiner autoritären Art genannt wurde – gilt heute als Erfinder vieler moderner Managementmethoden. So war der Äff-Zeh dank seiner Visionen der erste Profiverein im engeren Sinne, der seine Spieler als Angestellte verstand und um deren Leistung zu steigern, rundum für sie sorgte. Das Trainingsgelände am Geißbockheim war das erste seiner Art in Deutschland; der Äff-Zeh war der erste Fußballklub mit einer eigenen medizinischen Abteilung. Während also landauf, landab rumgekleckert wurde und bei Vereinen wie der Fortuna die Vertragsspieler mit der Straßenbahn zum Training kamen – und zwar nach Feierabend ihres Hauptjobs, wurden die Äff-Zeh-Kicker mit dem Vereinsbus bei den Firmen eingesammelt, bei denen sie nominell angestellt waren.

Nachdem der 1. FC Köln in der Saison 1950/51 in der Oberliga West, also der höchsten deutschen Spielklasse angekommen war, kam es am 05.11.1950 am 11. Spieltag zur allerersten Begegnung mit der Fortuna. Wider Erwarten gewann der Neuling in Flingern mit 1:0. In der folgenden Saison gewann F95 zwar das Heimspiel und erreichte in Köln ein 1:1, aber am Ende standen die Kölner besser da als die Düsseldorfer. Und für den Rest der Oberligazeit bewegten sich beide Vereine in der jeweiligen Tabelle immer an ähnlichen Positionen – mit dem Unterschied, dass der Äff-Zeh 1954 Westdeutscher Meister wurden, F95 aber nie.

Überhaupt war die Fortuna in den Fünfzigerjahren trotz einiger herausragender Spieler nicht wirklich erfolgreich und wurden im Westen spätestens um 1960 herum überholt. Dass die Fortuna aber nicht zu den Gründungsmitglieder der Bundesliga für die Saison 1963/64 gehörte, hatte allerdings auch und wieder politische Gründe, die nie so ganz aufgedeckt wurden. Denn anstelle des Deutschen Meisters von 1933 wurde mit Preußen Münster der Vizemeister von 1951 in die höchste Spielklasse gehievt – in NRW hatten sich die Verbände darauf verständigt, dass neben den drei Ruhrpottclubs MSV, Schalke und BVB je ein Verein aus dem Rheinland und aus Westfalen mittun sollte. Da kam dann eben nur Preußen Münster in Frage, die Mannschaft, die am Ende dann wie erwartet sang- und klanglos abstieg.

Fortuna und der Äff-Zeh: Auf Augenhöhe erst ab 1971
Man mag es nicht glauben, aber irgendwelchen „legendären Derbys“ zwischen dem Äff-Zeh und der Fortuna gab es vor 1971 nicht. Was vor allem daran lag, dass sich die Mannschaften der beiden Clubs zwischen 1963 und 1970 nur zweimal begegneten, denn F95 war nur ein Jahr lang im sogenannten Oberhaus vertreten, während die Kölner erster Deutscher Meister der ersten Bundesligasaison wurden und 1968 den DFB-Pokal gewannen sowie legendäre Partien im Europapokal spielten. Nach dem Fortuna ganz gut in die Bundesligasaison gestartet war, brachte sie ausgerechnet eine 1:3-Heimniederlage gegen den Äff-Zeh am 29.10.1966 in Abstiegsgefahr – ein Spiel, das Ihr ergebener Chronist mit seinem Vater und seinem Bruder im alten Düsseldorfer Rheinstadion vom Rentnerblock rechts neben dem Marathontor aus sehen durfte. Bemerkenswert, dass es zwei Elfer für F95 gab, die beide verschossen wurden…

Das Rückspiel im reichlich maroden, alten Müngersdorfer Stadion gewann der Äff-Zeh dann mit 2:0. Am Ende wurden die Kölner 7., und F95 stieg als Tabellenletzter ab. In der Spielzeit 1971/72 gewann die Fortuna dann nach dem Wiederaufstieg am 5. Spielzeit in Köln mit 2:1 – damals spielte man in der Müngersdorfer Radrennbahn vor knapp 15.000 Zuschauern, weil nebenan gerade das neue Stadion gebaut wurde (das später dem heutigen Bau weichen musste). Im Rückspiel trennte man sich Unentschieden, und während der Äff-Zeh mit einem 4. Platz am Ende in seine Goldene Ära startete, hielt F95 auf Platz 13. die Klasse. Dass bei diesen Partien der beiden Clubs irgendeine besondere Rivalität geherrscht habe, davon ist in den zeitgenössischen Quellen keine Rede. Zumal ja von Hooligans oder „Fan-Krawallen“ damals ohnehin noch nichts bekannt war. Gewalt unter den Anhängern kam erst gegen Ende der Siebziger Jahre auf, und damals ging es grundsätzlich „Jeder gegen Jeden“ – die Fans des jeweils andere Vereins waren Feinde. Punkt.

Bis dahin kam es selbst bei den brisanten Pokalspielen zwischen benachbarten Vereinen nur selten zu „Vorfällen“. So zum Beispiel auch nicht, als am 15.03.1975 der Äff-Zeh im Achtelfinale im neuen Rheinstadion gegen die glorreiche Fortuna antrat und nach einem packenden Spiel mit 5:2 verlor. Zwar gab es nun schon etwas härtere Fans im legendären Block 36, aber die tobten sich in der Regel nach den Partien in den Kneipen untereinander aus. Oder gehörten zur jungen Arbeiterschaft, den sogenannten „Prolls“, die gern andere Fortuna-Fans, die sie als Oberschüler oder Studenten identifizierten, verprügelten oder nach einer Backpfeife gegen Zahlung von nem Heiermann oder ner Schachtel Zigaretten als Schutzgeld laufen ließen. „Fan-Krawalle“ fanden damals europaweit vor allem in England statt, aber auch dort nicht in den Stadien, sondern in den Städten – legendär die Verwüstungen, die Anhänger von Leeds in Paris 1975 nach der Niederlage im Europokalfinale gegen den FCB anrichteten.

Legenden, Legenden
Und so kam es erst am 04.06.1980 auf den Parkplätzen des Gelsenkirchener Parkstadions zu ersten größeren Zusammenstößen zwischen Äff-Zeh- und F95-Fans. Die Fortuna hatte (im Beisein Ihres ergebenen Chronisten) mit einem schicken 2:1 den Pokal vor 65.000 Zuschauern verteidigt; im Stadion waren die Kräfte mit je 20.000 Fans einigermaßen ausgeglichen, bei der kämpfenden Meute waren die Kölner leicht in der Überzahl. Zwischen den parkenden Autos kam es zu Verfolgungsjagden, und ein Bratwurstwagen wurde umgestürzt. Jahrelang hielten sich in Köln und in Düsseldorf Gerüchte, ein Fan sei erstochen worden. Die Äff-Zehler meinten, einer von ihnen sei das Opfer gewesen, die Fortunen gerüchteten exakt umgekehrt. Möglicherweise war aber genau dieses Endspiel der Ausgangspunkt für die heftige und langanhaltende Rivalität zwischen den Fans der beiden Vereine. Und dass dann sogar eher zufällig, weil Kloppereien plötzlich in waren und ausgerechnet die benachbarten Rheinmetropolen aufeinandertrafen.

Dutzende Legenden rund um die Rivalität zwischen den Freunden des 1. FC Köln und den Fans der Fortuna Düsseldorf sind in den Achtzigerjahren entstanden und werden von den damals Beteiligten bis heute gepflegt und wieder und wieder erzählt – so im Stil „Der Opa erzählt aus dem Krieg“. Wobei das kein Alleinstellungsmerkmal für die Anhänger dieser beiden Klubs ist, sondern praktisch auf jede auch nur annähernd denkbare Feindschaft zutrifft: HSV vs Werder, Schalke vs BVB, Braunschweig vs Hannover, Äff-Zeh vs BMG und so weiter und so fort. Natürlich gibt es wirklich legendäre Derbys wie das zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spvgg Fürth oder innerstädtische Rivalitäten wie zwischen den Bayern und den Sechzgern. Wenn aber genauer hinschaut sind selbst darunter mehrheitlich Fälle, bei denen die Ganz Große Rivalität erst in den Siebziger- oder Achtzigerjahren entstanden ist.

Nun waren die Achtziger- und Neunzigerjahre aber bekanntlich auch die Jahrzehnte mit der meisten Gewalt in und um Fußballstadien herum – und das europaweit. Rein sportliche Rivalitäten verblassen auf diesem Hintergrund oft ein bisschen. So die anhaltende Konkurrenz zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach in den Siebzigern. Manche heute sogenannte „Derby“ wurde erst ab Mitte der Neunzigerjahre von Sportreportern erfunden, um mehr Brisanz in eigentlich müde Partien zu bringen. Und wenn man genau hinschaut, dann gibt es ziemlich wenige wirklich bemerkenswerte „Derbys“ zwischen dem Äff-Zeh und der Fortuna.

Das große Köln-Düsseldorf-Missverständnis
In fünf Folgen haben wir versucht, die gemeinsame Geschichte der heute etwa gleich wichtigen Städte Köln und Düsseldorf über mehr als 700 Jahre hinweg auf die Frage hin zu prüfen, wann denn eigentlich so etwas wie eine Rivalität entstanden ist. Und was die Kölner eigentlich gegen uns haben. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass Düsseldorf für das große Domdorf im Süden über Jahrhunderte praktisch unsichtbar war. Erst ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts gab es für Kölner Gründe, mal auf das Dorf an der Düssel zu schauen, und erst mit der Industrialisierung kamen die beiden Metropolen in eine Konkurrenzsituation. Zentrale Figur der heute so gern und oft beschworenen Rivalität aber ist der Erz-Kölner Konrad Adenauer, der Zeit seines Lebens immer versucht hat, „seine“ Stadt noch größer und erfolgreicher zu machen und sich rund um die Hauptstadtfrage verspekuliert hat.

Dass Düsseldorf Landeshauptstadt des Landes Nordrhein-Westfalens wurde, das haben die Kölner uns nie verziehen, das hat jenen Neid ausgelöst, den die Insassen des hässlichen Ortes gegenüber von Leverkusen immer und immer wieder an den Tag legen. Während aber die Original-Kölner das immer auch mit einem Augenzwinkern tun, sind es vor allem die Zugewanderten, die Immis, die dieser Rivalität einen Schuss Boshaftigkeit beimischen und nicht selten die Grenze zum Hass überschreiten. Fragt man Kölner Ureinwohner, also Mitglieder von Familien, die das Recht auf ein Grab auf dem Melaten-Friedhof haben, erntet man meist ein Grinsen, dann eine weitschweifige Liebeserklärung an Kölle, dann die Frage, wer dieser Düsseldorf eigentlich ist, und anschließend ein fröhliches Lachen. Umgekehrt werden ächte Düsseldorfer auf ihr Verhältnis zu Köln befragt eher mit den Achseln zucken und ganz auf bergisch-grantelnde Art sagen: Interessiert misch nit. Ja, bergisch… Denn das größte Missverständnis, dem viele Düsseldorfer und Kölner unterliegen, besteht darin zu glauben, beide Städte gehörten zum Rheinland, seien als beide rheinisch.

Wir haben gesehen: Das stimmt historisch betrachtet nicht. Köln ist DIE Metropole des Rheinlands, und Düsseldorf ist die angestammte Hauptstadt der Herzogtums Berg, also quasi DIE Metropole des bergischen Landes. Was sich übrigens auch an der jeweiligen Mundart ablesen lässt, die sich diesseits und jenseits der Benrather Linie in wesentlichen Punkten unterscheidet, so ähnlich sie aufs erste Hinhören auch klingen mag. Außerdem ist dem ächten Düsseldorfer, also dem Nachfahren einer der maximal dreißig Familien, die es in der Stadt immer schon gab, die typisch kölsche Hysterie einigermaßen fremd. Auch wenn man in der Landeshauptstadt schon seit vielen Hundert Jahren erheblich weltoffen und fremdenfreundlich ist – man muss sich auch nicht gleich um den Hals fallen. Außerdem ist für angestammte Düsseldorfer das Altbierglas genauso oft halbleer wie halbvoll.

Und recht betrachtet wird der Düsseldorfer erst so richtig zum Düsseldorfer, wenn er nach Köln kommt, Kölner trifft oder über Köln und seine Bewohner redet oder schreibt. Denn diese Abneigung, die ihm aus dem hillijen Kölle seit rund sechzig Jahren entgegenschlägt, die ist identitätsstiftend. Oder wie es mal ein ziemlich ächter Düsseldorfer ausdrückte: „Ein-, zweimal im Jahr fahr ich nach Köln, lauf rum und trink ein paar Kölsch. Und im Zug zurück denke ich mir immer: Nä, Pitter, watt hässte es joot, dat du än Düsseldorfer bess und in nem schönen Städtschen wohnst und so richtich lecker Altbierschen drinke dorfst…“

Und hier geht es zu den anderen Folgen unserer kleinen Serie:

Ein Kommentar

  1. Danke fur diese Serie. Auch wenn ich das mit der Hauptstadt des Bergischen etwas anders sehr. Insbesondere die Hinweise zur unterschiedlichen Mundart in D’dorf und Köln fand ich sehr lehrreich.