Als die Vikings im mit 950 Zuschauern gut besuchten Castello Mitte der ersten Halbzeit kurzzeitig mit 9(!) Toren zurücklagen, da lag ein Debakel für die Neuss-Düsseldorfer Handballtruppe in der zweiten Bundesliga in der Luft. Auch 12 Gegentore in den ersten 17 Spielminuten konnten einem Angst machen, sofern man für die Vikings war. Und das traf auf die überwiegende Mehrheit des Publikums zu. Immerhin hatten sich rund zwanzig Eisenacher Fans ins Rheinland gewagt, wobei mehr Trommler am Start waren als Klatscher. Tatsächlich lief in der ersten Spielhälfte so gut wie nichts richtig bei den Vikings. Das mag dem Ausfall von Alexander Oelze und Daniel Pankofer geschuldet sein, die bei allen bisherigen Spielen die wichtigsten Spieler des Teams waren. In der Offensive hilflos, in der Defensive fehlerhaft – so kann man das Verhalten der Männer in den dunklen Trikots beschreiben. Da war dann der Halbzeitstand von 12:18 noch gnädig.

Und nur gleich nach dem Start der zweiten Halbzeit keimte so etwas wie Hoffnung bei den Vikings-Anhängern auf. Nachdem sie auf 13:18 verkürzt hatten, eroberten sie sofort wieder den Ball zu einem Tempogegenstoß, der aber torlos blieb. Es waren aber nicht nur die Schwächen in der Abwehr und die vielen technischen Fehler, die den Jungs von Trainer Klatt letztlich das Genick brachen, sondern auch eine ganze Menge Pech. Gleich fünf Pfosten- und Lattentreffer waren zu verzeichnen. Ganz anders bei den Eisenachern, bei denen beinahe jeder Schuss saß. Die nahmen ab Minute 50 das Tempo drastisch heraus, verloren offensichtlich auch ein wenig die Konzentration, was den Neuss-Düsseldorfern die Möglichkeit bot, das Schlimmste abzuwenden. Etwa ab der 40. Minute sank dann auch die Fehlerquote. Würfe, die zuvor am Holz oder knapp daneben gelandet waren, erreichten jetzt die Maschen. So wurde es am Ende dann „nur“ eine Heimniederlage mit fünf Toren Rückstand.

Wer wie der Verfasser dieses Berichts schon sehr lange kein Spiel einer deutschen Handballliga live erlebt hat, konnte angesichts des Event-Charakters erschreckt, verärgert oder einfach nur amüsiert sein. Gut, schwer getrommelt wurde auch schon in den Neunzigerjahren, aber die Auftritte von Cheerleadern bei Time-Outs sowie der Einlauf der einzelnen Spieler mit Nebel und Lichteffekten sind schon gewöhnungsbedürftig. Auch das massive Verteilen von Klatschpappen ist nicht jedermanns Geschmack. Was den Besuch im Castello letztlich zu einem erfreulichen Erlebnis machte, war die perfekte Organisation rund um das Spiel und die freundlichen Mitarbeiter – vom Einlass bis zu den Imbissständen. Da geht man dann gerne wieder hin – vor allem, wenn die Vikings in einer Verfassung sind, mal wieder Heimsiege einzufahren.

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