Fußball ist auffem Platz. Also, auf dem Fußballplatz. Nicht in einer Arena. Schon gar nicht in einer Arena, die heißt wie eine Spielhölle. Und das Stadion des VfL Benrath an der Karl-Hohmann-Straße ist ein solcher Fußballplatz. Auch wenn der Platz von einer Laufbahn umgeben ist und hinter den Fußballtoren die Goal-Stangen der American-Footballer stehen und zeigen: Hier ist auch die Heimat der Düsseldorf Panther. Wie es sich für einen Fußballplatz gehört gibt es eine überdachte Tribüne für die Reichen und Schönen und gegenüber ein paar Betonstufen für Stehplätzler. Wenn der Westdeutsche Pokalsieger von 1932 und 1933 und Deutscher Amateurfußballmeister von 1957 hier in der Bezirksliga antritt, finden sich selten mehr als 200 Zuschauer hier ein. Für die reicht dann auch der kombinierte Bier- und Bratwurststand. Gestern Abend aber überfluteten rund 3.500 Menschen das Gelände, und ab der 68. Minute war das Bier am Getränkewagen alle.

Fußball ist nicht nur auffem Platz, sondern Bier und Bratwurst. Wer beides nicht mag, kriegt auf dem Fußballplatz ein Problem. Manchmal kriegt aber auch der Veranstalter ein Problem. Obwohl die glorreiche Fortuna ja schon seit drei Jahren ein Testspiel beim traditionsreichen Clubs aus Benrath bestreitet und man im „Städtchen“ (wie die Eingeborenen sagen) eigentlich wissen müsste, was Ambach ist, wenn die F95-Fans anrücken, haben sie’s dieses Mal vergeigt. Die Helfer des VfL waren wieder mehr als freundlich und allerbesten Willens, aber ein Bierwagen und zwei Bratwurst-Pommes-Buden können so viele Menschen einfach nicht ernähren. Eine Stunde vor Anpfiff betrug die Wartezeit auf ein Bierchen bei 30 Minuten, wer lecker Wurst haben wollte, brauchte noch länger.

Kind und Kegel

Fußball ist auch mit Kind und Kegel. Da geht auch der Oppa mit, der sich nie in einen Soccer-Entertainment-Tempel schleifen lassen würde – warum auch, ist doch im Fernsehen auch. Der Provinzknalli führt seine neue Olle aus, und die Kinder dürfen machen, was sie wollen – fast. Immerhin hatte ein freundlicher Speiseeiswagen den Weg hinter die Südkurve gefunden, sodass die Pänz wenigstens was zum Erfrischen hatten. Dass diese Kurzen noch während des Spiels versuchten, an der Bank Autogramme abzugreifen – geschenkt. Robin Bormuth spielte sich jedenfalls mit zwei Jungs auf der Laufbahn warm. Spielbeobachter waren auch da – von Sparta Bilk, vom VfB Hilden II und aus Kalkum-Wittlaer. Und wenn auch Scouts anwesend waren, dann hatten die anfangs vor allem Augen für den Helden in neongelb.

Fußball ist auf dem Platz und nicht stromlinienförmig. Bei einem Teil der Fortuna-Profis fragt man sich, weshalb sie alle denselben Frisör haben und warum sie sich diesen bescheuerten Highcut verpassen lassen, der aus jedem Schädel etwas Unangenehmes macht. Ansonsten sind die Berufskicker zwar verschieden groß, aber so durchtrainiert, dass man sie eben nur an der Größe unterscheiden kann – und daran, ob sie einen Vollbart tragen. Und dann steht da ein Christian im Tor des VfL, der normalerweise in deren Zwoten antritt. Ein Trumm von Kerl, sicher einsneunzig groß und halb so breit. Er trägt ein neongelbes Trikot, das komischerweise einen gelben und einen schwarzen Ärmel hat. Der Mann hat Übersicht, der Mann hat Reflexe, der Mann hält bis zur 23., was zu halten ist. Christian Ritzkatis ist ein Held. Dass ihm dann beim 0:2 und 0:3 blöde Fehler unterlaufen – geschenkt. Bis zur Auswechslung in der 78. zeigt der Typ, dass Fußball eben nicht genormt ist.

Einseitig mit zwei verschiedenen Hälften

Fußball ist manchmal einseitig. Nun liegen zwischen der tapferen ersten Mannschaft des VfL Benrath und der glorreichen Fortuna eben doch sechs Ligen, und während die Männer, die für Kohle kicken, fast täglich beim Training rangenommen werden, treffen sich die VfLer dreimal die Woche abends, um zu üben. Mal abgesehen davon, dass der Abstand im Talente teilweise mehr als sechs Ligen beträgt. Nun hatte die Fortuna vor zwei Jahren mit 8:0 gewonnen und letztes Jahr gar mit 18:0, aber zur Pause sah es noch nicht nach einer schlimmeren Klatsche für den Bezirksligisten aus. Den Unterschied machte (Ta-taaa!) Emir Kujovic mit FÜNF Buden nach seiner Einwechslung zur zweiten Hälfte. Ja, genau der Kujovic, dem keiner mehr was zutraut und der dem Vernehmen nach im Wintertransferfenster wechseln wird. Wobei das nicht ganz stimmt: Den Unterschied machte die Mannschaft, die nach der Pause auflief und die sich zu 100 Prozent vom Team der ersten 45 Minuten unterschied.

Fußball und seine Rahmenbedingungen sind manchmal skurril. Schon zur Halbzeitpause murrte ein Teil der Zuschauerschaft ob des Biermangels, und ein paar besonders Durstige verließen das Stadion, um in Itter auf dem Schützenfest die lebenswichtige Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Frustrierte Trinker kamen vom Bierstand mit Cola oder gar Fanta zurück. Und nur Eingeweihten bemerkten, dass auf der Rückseite des Wurstgrills, versteckt zwischen zwei Büschen Pils und Alt gedealt wurde. Wer’s sah oder wusste, war fein raus, denn der hatte eine Quelle fürs leckere Nass entdeckt. Nun nahm die Suche nach dem Bier einigen Anwesenden die Konzentration, und die meistgestellte Frage ab der 68. Minute lautete: Wie steht’s? Die zugehörige Antwort: Guck doch in die App! Ja, die brandneue Fortuna-App lieferte auch zu dieser Partie den Live-Ticker – und zwar mit viel Spaß am Spiel und korrekter Nennung von Toren und Torschützen.

Trocken geblieben

Frisch war es auf der Anlage zwischen den Schnellstraßen und dem staubigsten aller Düsseldorfer Parkplätze. Und gegen Ende sollen sogar ein paar flüchtige Tropfen aus den Wolken gefallen sein. Immerhin einem Drittel der F95-Auswechselspieler konnte das wurst sein, denn sie saßen unter Dach. Der Rest dann auf Bänken, die eilig aus den Trainingsräumen herbeigetragen wurden, denn auf so viele Ergänzungskicker ist der VfL nicht eingestellt. Auf der Bank, die wirklich eine Bank war, herrschte beste Laune. Trainer Funkel hatte sich mit halbem Hintern ganz rechts aufs Holz gedrängt, und als Torwart Rensing etwas verspätet aus der Kabine kam, drängte er sich rigoros ein Plätzchen frei. Auch die Herren, die weder in den ersten, noch in den zweiten 45 Minuten mittun durften, waren auch fröhlich, und es brauchte die Späße vom Axel nicht, um die Stimmung zu heben.

Und das Spiel? Nun, ja, interessant war es, einige Kollegen zu sehen, die nicht so oft zu sehen waren. Gökhan Gül agierte sehr auffällig und solide aus der Dreierkette. Matthias Zimmermann zeigte schon fast übertriebenen Offensivdrang. Raman gab das Duracell-Häschen. Usami foulte gleich mehrfach einen japanischen Landsmann im VfL-Dress. Karaman hatte womöglich zwei linke Schuhe an. Hennings übte die immergleiche Kopfballannahme nach Ecken. Dodi verknotete sich kontinuierlich die langen Gräten. Duman war bemüht, Contento fleißig. Sobottka hat immer so ein schelmisches Grinsen im Gesicht und ist der Fels im Mittelfeld. Lovren zeigt geradezu beängstigendes Talent. Stöger und Duksch gaben sich nicht viel Mühe. Und bei der Frage: Rensing oder Wolf? werden Funkel noch mehr graue Borsten wachen – es sei denn, er entscheidet sich für die Rotation.

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