Bericht · In unserer kleinen Serie – inspiriert von unserem treuen Leser Volker Zimmermann – stellen wir eine Reihe von legendären Gastronomiebetrieben unserer Stadt vor, die schon lange nicht mehr existieren. Zumindest dem Namen nach dürfte das Restaurant und Ausflugslokal am Ananasberg im Hofgarten eingeborenen, älteren Düsseldorfer:innen bekannt sein. Und das, obwohl es im zweiten Weltkrieg zerstört, dann abgerissen und nie wieder aufgebaut wurde. Einer Initiative aus dem Jahr 2014, an gleicher Stelle wieder ein Lokal zu errichten, erteilte die Stadtverwaltung aus guten Gründen eine Absage – die notwendige Lieferinfrastruktur erfordere auf Kosten von Grünflächen einen massiven Eingriff in den Park. [Lesezeit ca. 3 min]

Die Geschichte dieser Gastwirtschaft im Hofgarten ist eng mit der Historie dieses Parks verbunden. Und natürlich mit der Tätigkeit des großen Gartenarchitekten Maximilian Weyhe:

Einer der fleißigsten und erfolgreichsten Vertreter … [der Gartenbaukunst]war eben Max Weyhe, der 1804 in Düsseldorf Hofgärtner war und auf optimale Voraussetzungen für seine Visionen stieß. Denn das Großherzogtum Berg, dessen Hauptstadt der Ort war, gehörte den Franzosen unter Napoleon. Und der erließ 1811 ein Dekret, dass jedes Jahr 100.000 Franc in die Verschönerung und Entwicklung der Stadt investiert werden sollten und dass die Stadt Eigentümer aller Grundstücke im Bereich der ehemaligen Festungsanlagen wurde. Weyhe, der bis dahin nur für das Stück Hofgarten zuständig war, dass zum Schloss Jägerhof gehörte, schlug vor, einen Ring aus Parkanlagen um die heutige Altstadt und die brandneue Carlstadt zu legen. Und zwar auf den städtischen Grundstücken der ehemaligen Bastionen unter Einbeziehung der zugehörigen Grabenanlagen. (Quelle: The Düsseldorfer vom 28. Juli 2020)

Die Landskrone mit dem Ananas-Lokal rechts hinten auf einem Stich von W. J. Cooke von 1850

Die Landskrone mit dem Ananas-Lokal rechts hinten auf einem Stich von W. J. Cooke von 1850

Aus dem Wallgraben in dem neu entstehenden Teil wurde der fein geschwungene Weiher, der als „Landskrone“ bekannt ist, angelegt. Zentral auf der nördlichen Halbinsel wurde mit dem Aushub des Weihers und Schutt der geschleiften Befestigungsanlagen ein Hügel aufgeschüttet. Der Hofkonditor Geisler erhielt 1835 die Genehmigung auf dieser Anhöhe ein Café zu eröffnen. Übrigens derselbe Geisler, der später den Geisler’schen Saal auf dem Grundstück eines Gartenlokals an der späteren Schadowstraße errichtete, aus dem dann die „Alte Tonhalle“ wurde.

1836 entstand ein nicht allzu großer Holzbau, den der Gastronom mit einer großen Ananas auf dem Vordach verzierte – die Frucht gab dem Hügel den Namen Ananasberg, der heute noch verwendet wird – einer Legende, weil er Preußenprinz Friedrich eine Vorliebe für Ananasbowle hatte. Der wurde nämlich 1815 Divisionskommandeur in Düsseldorf und nahm lebhaft am hiesigen Sozialleben teil – ob es aber um 1830 herum überhaupt schon Ananasbowle gab, ist nicht bekannt. Die Ananas selbst aber war eine Lieblingsfrucht der Reichen und Schönen, wurde bereits im 18. Jahrhundert in den Niederlanden und in Großbritannien in Gewächshäusern kultiviert.

Auf dem oben gezeigten Stich von W. J. Cooke aus dem Jahr 1850 erkennt man rechts hinten den kleinen Bau auf dem Hügel (geradeaus die Goldene Brücke und ganz im Hintergrund der schiefe Turm von St. Lambertus).

Das Ausflugslokal Ananasberg auf einem Gemälde von Max Stern; vermutlich um 1910 (aus einer Privatsammlung)

Wie man auf dem Stich sieht, versteckt sich das Café zwischen den Bäumen. Im Zusammenhang mit der großen Industrie- und Gewerbeausstellung von 1902, die von rund fünf Millionen Menschen besucht wurde und Düsseldorf auf einen Schlag als Messestandort weltberühmt machte, wurde das hölzerne Häuschen abgerissen und durch einen prächtigen, festen Bau ersetzt. Dabei wurden auch etliche Bäume gefällt, um Platz für den Betrieb als Gartenlokal zu schaffen. Dieses Restaurant erfreute sich bei den Düsseldorfern über 40 Jahre lang größter Beliebtheit – es galt als schick, auf dem Ananasberg einzukehren.

Ausflugsbetrieb auf dem Ananasberg (Foto: Stadtarchiv Düsseldorf)

Ausflugsbetrieb auf dem Ananasberg (Foto: Stadtarchiv Düsseldorf)

Heute queren drei Wege den Ananasberg; angeblich könne man im Gebüsch noch Mauerreste des alten Restaurants finden. Ziemlich genau an der Stelle, an der sich die Terrasse befand, steht heute „Der Mahner“ eine Plastik des russischen Bildhauers Wadim Sidur, die der Stadt von der Stiftung van Meeteren geschenkt und 1985 enthüllt wurde.

8 Kommentare

  1. Danke. Höchst interessant. Den Namen des Hügels kannte ich von meiner Großmutter, sie erwähnte auch, dass dort mal ein Restaurant beheimatet war. Der Artikel hat mir das wieder in Erinnerung gebracht. Die Gemälde kannte ich noch nicht, ich hoffe, das “Bilder” davon in einem Düsseldorfer Museum zu finden sind.

  2. Leider fehlt, warum es dieses Lokal nicht mehr gibt. Es ranken sich darum auch einige Legenden: so soll es über Nacht abgerissen worden sein.
    Wie gesagt: Legende / Gerüchte

    Vielleicht weiß hier jemand doch noch was konkreteres.

  3. Der „Ananasberg“ sollte auf die „toDo“ Liste der wiederaufzubauenden Gebäude wie das Düsselschlößchen. Es gibt sehr viel Fotos, auch von der Ruine. Daran sollte die Rekonstruktion möglich sein. Logistische Eingriffe hin oder her. Die stadt baut Rad-Autobahnen quer durch den Hofgarten. Warum nicht auch das Ausflugslokal

    • Rainer Bartel am

      Das Hauptproblem bei einer neuen Gastronomie auf dem Ananasberg wäre 1. die Strom-, Wasser- und Abwasserlogistik (Wer sollte die bezahlen?) und 2. die Notwendigkeit von Zufahrtstraßen, nicht nur für die Anlieferung, sondern vor allem für Rettungsfahrzeuge. Ein weiteres Problem: Für eine Rekonstruktion müsste praktisch der ganze Hügel gerodet werden – ein nicht zu verantwortender Verlust an Stadtgrün. Schade ist es trotzdem.