Bericht · Im August 2011 hat unser Vorgänger-Blog „Rainer’sche Post“ über Feuertelegraphen in Düsseldorf informiert – Auslöser war ein Foto, das den Kasten am Eckhaus Fürstenwall / Fürstenplatz zeigt. Nun hat der legendäre Hamzi (…mal ne Frage) im August 2020 eine Folge zum Thema in der Lokalzeit Düsseldorf des WDR-Fernsehens produziert. Dort kam der Pressesprecher der hiesigen Feuerwehr, Stefan Gobbin, zu Wort. Aber: Unser Bericht und die offizielle Erklärung stimmen nicht ganz überein. Zeit, die Frage endgültig zu klären. [Lesezeit ca. 4 min]

Wir schrieben seinerzeit:

Die Dinger funktionierten so: Hatte einer einen Brand im Haus gerochen, ist der zum Kasten gerannt, hat den aufgemacht und an einer Kurbel gedreht (bzw. an einem Knopf gezogen). Das löste ein telegraphisches Signal an die nächstgelegene Feuerwache aus. Da jeder Feuertelegraph mit einer individuellen Steuerscheibe ausgerüstet war, konnten die Feuerwehrleute sofort erkenne, wo’s brannte. Erfunden wurde das Prinzip um 1875 herum als eine der ersten Nutzanwendungen der damals noch recht frischen Telegraphentechnologie. [Quelle: Rainer’sche Post vom 24. August 2011]

In Hamzis Beitrag sagt Frank Gobbin dagegen, es habe sich um ein internes Kommunikationsmittel der Feuerwehr gehandelt, und zwar aus der Zeit als es noch keinen Feuerwehr-Funk gab. Zunächst hätten die Feuerwehrleute über Morsezeichen der Leitstelle Details zu einem Brand melden können, später seien die Kästen auf Telefonie umgerüstet worden. Beides ist richtig:

Die allerersten „Feuertelegraphen“ standen 1848 in München und New York. Das Münchener Gerät war auf dem Petersturm platziert, wo es von dem dortigen Turmwächter bedient wurde. Hatte der Türmer einen Brandherd gesichtet, musste er einen Knopf mehrfach drücken, um ein Signal an die Feuerwache zu übermitteln. Die Zahl der Knopfdrücke entsprach dem betroffenen Feuerbezirk.
In den kommenden Jahren wurden die Feuertelegraphen vielfältig variiert und verbessert. Die meisten Geräte standen in Industrieanlagen und waren per Kabel mit der Feuerwehr verbunden. Bald kamen in Deutschland und den USA öffentliche Telegraphen hinzu, die mittels einer Kurbel zu bedienen waren. Die Funkübertragung war noch nicht erfunden, das Telefon erst in seinen Anfängen und automatische Rauchmelder noch eine Zukunftsutopie. [Quelle: eine-frage-der-technik.de]

Die Wikipedia bringt weitere Infos:

Die Vorläufer der Handfeuermelder waren die Feuertelegraphen. Diese unter anderem in Hamburg und Kaiserslautern eingesetzte Technik wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Siemens und Halske produziert. Die Anlage in Kaiserslautern wurde ab 1887 installiert, anfänglich waren nur elf Industriebetriebe an das System angeschlossen. Nach und nach wurden jedoch Privathaushalte mit dieser Technik ausgestattet. In den Meldestellen befand sich eine Kurbel zum Auslösen des Alarmes. Jede Meldestelle hatte ein anderes Codierrad, somit konnte in der Zentrale festgestellt werden, von welchem Ort die Feuermeldung kam. Als Bestätigung, dass die Feuermeldung in der Zentrale aufgelaufen war, ertönte in der Meldestelle ein Signalton. Von der Zentrale aus wurde automatisch oder manuell die Feuerglocke ausgelöst. Diese ertönte in Kaiserslautern zum letzten Mal 1928.
In Düsseldorf sind Feuertelegraphen später als Kommunikationsmittel für die Einsatzkräfte verwendet worden. Diese waren dann mit einem Hörer ausgestattet und boten die Möglichkeit, direkt mit der Leitstelle Kontakt aufzunehmen um beispielsweise Lagemeldungen oder Nachforderungen von weiteren Kräften durchzugeben. Dies war wichtig in Zeiten, in denen die Feuerwehr noch nicht über Funk verfügte. In den Anfangszeiten wurde mittels vorher festgelegter Codes kommuniziert, später machte die Technik es möglich, ein normales Gespräch zu führen. Verwendet wurde das System in Düsseldorf bis in die 1950er Jahre.[Quelle: Wikipedia]

Diesen Feuertelegraph an der Ecke Kaiserswerther/Uerdinger Straße fotografierte unser Leser Andy im Sommer 2011

Diesen Feuertelegraph an der Ecke Kaiserswerther/Uerdinger Straße fotografierte unser Leser Andy im Sommer 2011

Interessant die Erwähnung unserer schönen Stadt. Denn hier wurden die alten Feuertelegraphen vermutlich zuerst auf Telefonie umgerüstet. Tatsächlich findet man im Stadtgebiet vier verschiedene Typen Feuertelegraph. Der oben abgebildete Kasten zählt zu ersten Generation, die um die Wende zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert eingeführt und bis kurz vor dem ersten Weltkrieg installiert wurde – sie gehörten damals zur Infrastruktur von Wohn- und Geschäftshäusern und waren vorwiegend außen an einer Hauswand angebracht.

Ein versenkter Feuertelegraph in Köln (fotografiert 2008 von O. Mensch via deckelschau.de)

Ein versenkter Feuertelegraph in Köln (fotografiert 2008 von O. Mensch via deckelschau.de)

Außerdem wurden entsprechende Anlagen auch im Boden versenkt und unter gusseisernen Deckeln verborgen – dies vor allem auf den Geländen von Gewerbe- und Industriebetrieben. Es soll auch noch Feuertelegrapgenkästen aus rotem Blech geben, davon haben wir bisher kein Exemplar gefunden. Hamzi ist an der Delphin-Apotheke am Belsenplatz auf den „modernsten“ Typ gestoßen – die Kästen sind größer und breiter als die alten und im Inneren mit der Schalttechnik für Telegraphie und Telefonie ausgestattet; der zugehörige Telefonhörer sollte sich im Inneren befinden. Eingeführt wurden diese Feuertelegraphen um 1920 herum, bis weit in die Fünfzigerjahre wurden sie von der Düsseldorfer Feuerwehr regulär genutzt.

Ab den Zwanzigerjahren konnten Feuertelegraphen nur noch von Feuerwehrleuten benutzt werden, die passende Schlüssel für die Kästen besaßen. Parallel wurden in den meisten Großstädten öffentliche Feuermelder installiert; hier konnten Bürger:innen, die einen Brand entdeckt hatten über einen Zuggriff oder Druckknopf (hinter Glas) die Feuerwehr alarmieren. Um 1955 herum wurden ebenfalls bundesweit die grünen Notrufsäulen eingeführt. Über eine Gegensprechanlage konnte die Leute direkt mit der Notrufleitstelle reden und wurden je nachdem an die Polizei oder die Feuerwehr weitergeleitet. Übrigens: Diese Notrufsäulen fungierten zusätzlich als Feuertelegraphen; hinter eine Klappe verborgen fand sich ein Hörer mitsamt der nötigen Technik für die Kommunikation der Feuerwehrleute mit der Leitstelle. Nach und nach sind auch die Notrufsäulen aus dem Stadtbild verschwunden – neuere Modelle aus rotem Kunststoff sind in manchen Städten noch vereinzelt zu finden.

3 Kommentare

  1. Ein roter Telegraph steht vor dem Eckgebäude Sack&Pack/Tigges.