Die Düsseldorfer Musiker der Siebzigerjahre, die sich der elektronischen Popmusik verschrieben hatten, müssen eine große Liebe zum Rhein in sich getragen haben, denn in vielen Werken der Bands und Projekte von Kraftwerk bis zu Propaganda findet man Bezüge zum großen Strom – zum Beispiel im Song „Rheinita“ der Gruppe „La Düsseldorf“. Das mag auch daran liegen, dass Musiker wie Ralf Hütter, Michael Rother und Bodo Staiger einen Hang zur Deutschen Romantik hatten – wie sonst ist zu erklären, dass Letzterer seine 1980 gegründete Band „Rheingold“ nannte. Die landete im Oktober 1981 mit dem Stück „Dreiklangs-Dimensionen“ tatsächlich einen ersten Hit, der bis auf Platz 17 der Charts kam. Genau dieses Stück war eines der ersten, das man der Neuen Deutschen Welle (NDW) zuordnete.

Legendärer Mitbegründer des Projekts Rheingold war und ist Bodo Staiger – der Mann mit den zwei Nachnamen. Denn obwohl „Staiger“ die korrekte Schreibweise ist, wird er in diversen Lexika und auf verschiedenen Portalen gern als Herr Steiger geführt. Das wird vermutlich an seiner legendären Filmrolle liegen: In dem ebenso legendären deutschen Horrorfilm „Der Fan“ von 1982 spielt er den Popstar R, der von einem Groupie (dargestellt von der jungen Desirée Nosbusch, die – welch Skandal! – für einige Sekunden nackt zu sehen ist) ermordet, zerlegt und verspeist wird.

Und ebenjener Bodo Staiger ist noch da und macht natürlich immer noch Musik. Wieder unter dem Namen Rheingold und ganz im Stil der Düsseldorfer Schule à la Neu!, La Düsseldorf und Michael Rother. Apropos Düsseldorfer Schule: Diesen Untertitel trägt das Album „Electric City“ – und das zu Recht. Denn Staiger wagt den Versuch, die Evergreens der Düsseldorfer Elektropop-Szene der späten siebziger und frühen achtziger Jahre neu zu interpretieren. Da trifft „Geld regiert die Welt“ (La Düsseldorf) auf „Autobahn“ von Kraftwerk, „Es geht voran“ (Fehlfarben) und „Dr. Mabuse“ von Propaganda. Ergänzt wird das Ganze durch eine neue Version des Rheingold-Hits „Dreiklangs-Dimensionen“.

Natürlich ist das in erster Linie ein nostalgischer Spaß. Aber auch eine Hommage an jene Zeit und diesen Ort. In Düsseldorf ist alles das erfunden worden, was heute noch als Elektropop weltweit bekannt ist. Genauer: Die Studios, in denen diese Inkunabeln der elektrischen Popmusik erarbeitet und aufgenommen wurden, lagen in einem Umkreis von kaum zwei Kilometer im Herzen der Stadt. So wundert es nicht, dass „Electric City“ in den Rheinklang-Studios im Haus Corneliusstraße 78 aufgenommen wurde, an gleicher Stelle, an der damals auch schon die Alben von Michael Rother und Klaus Dinger entstanden sind. Das berühmte Studio der Kraftwerker lag an der Mintropstraße – kaum zehn Minuten Fußweg entfernt.

Und so hören sich die „Dreiklangs-Dimensionen“ der Band Rheingold heute an:

Rheingold - Dreiklangsdimensionen

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