…nach der Wahl kommt die Analyse, die meistens keine ist, sondern die Meinung des:der Autor:in verpackt in eine scheinobjektive Sprache. Kann ich auch…

Meinung · Irgendwer soll gesagt haben „Wenn Wahlen etwas änderten, wären sie längst verboten.“; Kurt Tucholsky oder irgendein anderer Altpromi war’s nicht. Könnte aber sein, dass ein Großteil der 44 Prozent Nichtwähler vor dem vergangenen Sonntag zu dieser Einsicht gekommen sind. Dass die Nichtwählerei vor allem die Sozen traf, würde dann darauf schließen lassen, dass die Stimmberechtigten ihnen am wenigsten zutrauen, was zu ändern. [Lesezeit ca. 3 min]

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Wer Verständnis für die Kreuzchenverweigerer zeigt, wird als Demokratieallergiker gedisst. Okay, wenn demokratisches Tun sich vor allem in der Teilnahme an Parlamentswahlen äußert, dann hat die Demokratie aber ein arges Problem. Zumal es ja auch noch andere Demokratieformen außer der parlamentarischen gibt. Aber das nur am Rande. Widmen wir uns lieber den Ergebnissen.

Dass 9.648 Individuen einer AfD ihre Stimme zuteilten, deren Kandidat Jörres auf seinen Äpfel-mit-Birnen-Plakaten „Wehrpflicht statt Impfzwang“ forderte, ist schockierend, auch wenn das 4,06-Prozentergebnis winzig wirkt. 2.035 Kreuzchen für DieBasis, die sich als parlamentarischer Arm der Querdenkerei versteht und ordentlich in Plakate investiert hatte, können schockmäßig dagegen nicht anstinken. Knapp über ein Prozent kam die Partei PARTEI, die aber im Wahlkampf auch so gut wie nicht präsent war. Die sogenannte „Linke“ hatte die schönsten Plakaten mit den intelligentesten Sprüchen, wirkt aber selbst für linksdenkende und/oder -fühlende Menschen völlig hilflos; die gewählt zu haben, hätte eh nix geändert.

Kommen wir also zu den „großen Vier“, in deren Kreis der Freidemokraten noch gerade eben so reingerutscht sind. Für mich liegt die Ursache eindeutig bei den Horrorfotos auf den hässlichen Plakaten, die mit inhaltsleeren Weiter-So-Sprüchen garniert waren. Wer auch immer diese Außenwerbung zu verantworten hat, sollte sich was schämen. Angeblich sollten so ja die jungen Wähler:innen adressiert werden, die der FDP ja bei der Bundestagswahl ordentlich in den Sattel geholfen haben. Leider haben ja etliche Erstwähler:innen das Treiben der Bildungsministerin ertragen müssen, was die Liberalliberalen für sie unwählbar machte. In Düsseldorf brachten sie es – wohlstandsbedingt – doch auf 8,21 Prozent.

Auf einem ordentlichen dritten Platz landeten mit 21,72 Prozent die Sozialdemokraten. Dafür können sie nichts, die hiesigen Sozen, die ja ein paar ganz patente Leute in ihren Reihen haben. Dass aber deren durchaus sympathische Spitzenkandidat sich als Scholz-Imitator übte, konnten sie nicht ausbügeln. Möglicherweise lag es daran, dass die SPD Plakate präsentierte, die aussahen wie von einer Volkspartei, wobei man ihnen positiv anrechnen muss, hier und da auch mal inhaltliche Sachen propagiert haben.

Nein, die Bündnisgrünen sind keine Volkspartei – und werden sie es auch nie werden. Dafür hatten sie mit Mona Neubaur eine wunderbare Spitzenkandidatin, deren Geste nach Bekanntgabe der Hochrechnung schon jetzt zur Meme geworden ist. Die Urbanliberalen rekrutieren ihre Wählerschaft vor allem bei den besserhabenden Menschen, die immer ein Auge auf ihr Karmakonto haben, und pflegen einen Kommunikationsstil, der sich drastisch vom Bla-bla der Regierenden unterscheidet. Das wurde in unserer hübschen kleinen Großstadt mit 24,28 Prozent belohnt.

Die Motivation, diese NRW-CDU mit diesem hipsteresken Kurzzeit-Ministerpräsidenten zu wählen, besteht ja meistens darin darauf zu hoffen, dass, wenn es den Reichen gut geht, auch bisschen was für die Normalos abfällt – man nennt es den Trickle-Down-Effekt. Da müssen die Christdemokraten auch nicht groß rumargumentieren, Sprüche wie „Gut leben“ auf dem Angela-Erwin-Plakat reichen völlig aus. Nun gibt es keine offizielle Analyse der lokalen Wählerwanderung, aber interessant ist, dass sich die Stimmen für die CDU in Düsseldorf ziemlich genau mit der Quoten an Neuzugezogenen deckt.

Es scheint, Düsseldorf bilde in seinem Stadtrat ziemlich genau die Trends in der Landespolitik ab. Schließlich haben wir hier schon Schwarz-Grün, das sozusagen natürlich Bündnis aus den gar nicht so Konservativen mit der Partei des wohlverdienenden Urbanvolks. Wird wohl auf Landesebene auch so kommen.

2 Kommentare

  1. Wie wär’s mit …

    Schwarmintelligenter BASIS?
    Lupenreiner Putokratie?
    Spochtlichem Volkssturm?
    Schweizer Nationalschwur?
    Ganz viel Räteräteräte mit Macht und Anfassen?
    Schwurbelkratie ohne Anfassen?
    Ökonomisch-digitalem Souvlaki?
    oder:

    Eintracht Frankfurt?

    • …da hat jemand Gute Laune weil Bodzek endlich in der Zwoten spielt.