Meinung · …ich bewundere euch. Vor allem diejenigen, die das Auto ganz abgeschafft haben. So wie eine Familie in der Nachbarschaft. Die Eltern und ihre zwei Kinder verfügen über einen wahren Fuhrpark: ein Lastenrad (mit zwei Vorderrädern), ein E-Bike mit Sitzbank für die Kinder, ein Hollandrad, ein Rennrad und zwei verschiedene Räder für die Kinder. Wie gesagt: Ein Auto haben sie nicht. Wenn es was zu transportieren gibt oder sie einen Pkw für längere Fahrten brauchen, nehmen sie ein Carsharing-Auto oder einen Mietwagen. Ansonsten sind sie in der Stadt durchweg auf dem Rad oder mit dem ÖPNV unterwegs. Lobenswert. Genau wie Mütter und Väter, die ihre Blagen nicht (mehr) mit dem Elterntaxi zur Schule oder zur Kita bringen und dort abholen, sondern eben mit dem Lastenrad. [Lesezeit ca. 2 min]

Ganz ehrlich: Für mich wär das nichts. So ein langes, einspuriges Ding wäre mir einfach zu wackelig beim Losfahren, ein Lastenrad mit zwei Vorderrädern zu sperrig. Und dann stellt sich ja auch noch die Frage: Wo unterbringen? In einem handelsüblichen Mietshaus gibt es selten eine Velogarage, bestenfalls einen Fahrradkeller, und ein Lastenrad über Treppen irgendwohin zu schaffen, ist so gut wie unmöglich. Alles steht das Gefährt auf der Straße, auf dem Gehweg, um genau zu sein. Und dort steht es im Weg. So wie die Miet-E-Scooter und -Räder.

Wenn die Stadt es ernstmeint mit der Verkehrswende und deshalb die Nutzung von Lastenfahrräder fördert, muss sie sich auch mal mit der Parkplatzfrage befassen. Kann ja nicht sein, dass nur Pkw mit Verbrennermotor ein Menschenrecht auf einen Parkplatz haben. Und dann ist da noch das Problem mit den Radwegen. Die einspurigen und nicht ganz so langen Lastenräder kann man mit viel Mut und höchster Konzentration über einen dieser alten, schmalen Radwege bewegen, die zweispurigen nicht. Im fließenden Verkehr auf einer Autospur zu radeln, ist für Fahrer:innen mit Lastrad auch kein Spaß. Also müssen die Fahrradspuren, die jetzt entstanden sind, entstehen und immer mehr entstehen werden, auf die SUVs unter den Velos eingerichtet sein. Also breit genug.

Dann hat auch die Klientel unter euch, die mir fast jeden Tag auf den Geist geht, keine Ausrede. Gemeint sind die Lastenfahrradfahrer:innen, die meinen, mit ihren Monstern einfach so auf dem Bürgersteig zu fahren. Am liebsten noch mit einem flotten E-Lasten-Bike. Die sollten sich darüber bewusst sein, dass ihr Tun in etwas so rücksichtslos und asozial ist, als wenn irgendein Knalli mit seinem SUV über den Gehweg brausen würde. Ich weiche übrigens nicht aus, ich zwingen solche Subjekte mit Lastenrad auf Gehweg konsequent zum Anhalten. So!

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