Der nördliche Teil der Rather Straße war über Jahrzehnte eine düstere Gegend mit miesem Ruf. Das lag daran, dass hier der Düsseldorfer Schlachthof untergebracht war (der in Wahrheit mehrere Schlachthöfe war). Außerdem hatte Rheinmetall einen Teil ihrer Rüstungsfabrikation. Der einzige Grund, je hierher zu kommen, war ein Besuch beim Straßenverkehrsamt an der Heinrich-Ehrhardt-Straße zwecks irgendwelcher Führerschein- oder An- und Abmeldeprozeduren von Fahrzeugen. Wo dieser unwirtliche Backsteinbau stand, klafft heute frisch aufbereiteter Baugrund. Und aus dem Rheinmetall-Gelände ist das geworden, was sie „Unternehmerstadt“ nennen.

Google-Map: Rather Straße 25

Google-Map: Rather Straße 25

Die Schlachthöfe sind schon seit vielen Jahren geschlossen, und das gesamte Industrieterrain befindet sich mitten in der Umwidmung in Richtung Büros. Das nördlich gelegene Gelände der Schlösser-Brauerei ist inzwischen Standort der Hochschule Düsseldorf (HSD), deren Anwesenheit die Atmosphäre im ganzen Viertel radikal verändert hat. Über ein gutes Dutzend Jahre belebten alle möglichen Künstler, auch Lebenskünstler, die Brache. Von diesem Hort der Sub- und Off-Kultur ist nur noch der Hinterhof der Rather Straße 25 (kurz: R25) übriggeblieben.

Die Einfahrt befindet sich gleich gegenüber des Lamborghini-Salons und neben einer Einkaufs-Mall wie sie trister nicht sein könnte. Nur hier auf dem Grundstück Rather Straße 25 haben sich die diversen Lager- und Produktionshallen erhalten. Ein paar Jahre lang waren die hier existierenden Clubs und Pop-up-Konzert-Locations mehr Geheimtipps als Gemeingut. Dass ganz am östlichen Ende nach wie vor eine Autowerkstatt wirkt als sei alles wie früher, verstärkt den Eindruck. Kaum ein Zentimeter der Wände, Tore und Türen ist nicht mit Graffiti verziert. Manches wirkt verfallen, verbirgt aber sorgfältig instandgesetzte Räume. Strom gibt es auf die eine oder andere Weise noch fast überall, fließend Wasser nur teilweise.

Tagsüber ist die R25 mausetot – bis auf die Kreativen, die in den besser erhaltenen Gebäuden ihr Geschäft betreiben. Nachts, jedenfalls manchmal und hauptsächlich an den Wochenenden in der warmen Jahreszeit, erwacht der Streifen, durch den die Zufahrt zur Autowerkstatt führt, zum Leben. Dann sitzen fröhliche Menschen auf den Rampen oder mitgebrachten Stühlen, und aus den Clubs – so sie denn geöffnet haben – und den namenlosen Räumen dringt Musik. Und wer die Düsseldorfer Club- und Subkulturszene der letzten Jahrzehnte kennt, wird wehmütig. Denn wie ein paar andere Dutzend Ecken, die einst der Industrie gehörten, wird R25 auch bald verschwinden – zugunsten von Neubauten mit Büros und teurem Wohnraum.

3 Kommentare

  1. unclesam am

    Düsseldorf wird so spannend wie Parkhaus bei Mitternacht. Aber die Kölner Stadtrevue hatte in einer der letzten Ausgaben auch den Untergang der Clubkultur wegen steigender Mieten und verdrängenden Immobilienprojekten thematisiert.

    Aber es gibt noch Lichtblicke in der Nachbarschaft. In Duisburg wäre ein Investor mit Erfahrungen aus der Berliner Kulturszene bereit, ein ehemaliges Ladenlokal für kreative Projekte zur Verfügung zu stellen. Das Gebäude am Stapeltor 6 liegt zwischen Stadttheater und Innenhafen.

    https://www.ruhrbarone.de/eschhaus-duisburg-wenn-die-roten-grosseltern-erzaehlen/164376

    https://rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/duisburg-ortstermin-fuer-ein-neues-soziokulturelles-zentrum_aid-37862567

  2. Hallo!
    Ich hoffe dass das Areal „R25“ noch lange erhalten bleibt.
    Warum gibt es eigentlich nur diffuse Informationen darüber, was der/die Eigentümer langfristig mit dem Gelände vorhaben? Kann „the-duesseldorfer“ da vielleicht noch mal recherchieren? Es gibt viele Leute mit direktem Bezug zum Schlachthof, die sich sehr über Informationen (die über Gerüchte hinausreichen) freuen würden.
    Vielen Dank schon mal im Voraus 🙂
    LG
    Mary aus der Nachbarschaft