Dieses Foto habe ich – mir nichts, dir auch nichts – bei Tommy Kirchmann geklaut. Dafür mache ich aber auch gern Reklame für seine Aktion „Accoustic Summer„. Denn eine Hand wäscht die andere. Und die Rot-Kreuz-Menschen auf dem wunderbaren Festivalgelände der Düsseldorfer Galopprennbahn haben meine Wunde gewaschen. Besser gesat: Erst versorgt. Aber fangen wir vorne an. Denn auf dem Programm vom Düsseldorfer stand heute: Besuch und Berichterstattung vom wunderbaren Open Source Festival, dem vielleicht schönsten Festival im Umkreis von 100, ach was, 200 Kilometern rund um die schönste Stadt am Rhein. Weil es die erfreuliche Einrichtung des Shuttle-Busses den Berg hinan gibt, steuerte ich mit dem Radl den Staufenplatz an. Dort lungerten ein paar Weiße-blaue Busse herum, die gegen 17:45, als ich dort eintraf, im 5-Minuten-Anstand starten sollten. Gerade hatte ich einen verpasst, da geriet ich ins Schauen und Träumen, denn von mitten auffem Staufenplatz aus ist gut schauen und träumen. Da traf mich eine Stimme im Genick: Jetzt aber schnell. Ich begriff, dass dies dem Bus galt und mir auch, startete durch und versuchte die offene Bustür im Sprung zu erreichen. Die Zeit zwischen etwa 19:00 und 21:00 verbrachte ich dann in der Notfallambulanz des Evangelischen Krankenhauses (EVK) am Fürstenwall.

Während des Schauen und Träumen zielte ich mit meinem Fotoapparat hier und dort hin, hielt diesen also in der Hand. Und weil ich mit der Sonnenbrille auf der Nase nicht knipsen kann, stopfte ich diese in die Brusttasche meines Hemdes. Beim Sprung schlug ich mit dem einen Schienenbein an die Schwelle, und mit dem anderen ein paar Millisekunden später auch. Die Sonnebrille entfloh ihrem Gehäuse und zerlegte sich in zwei Teile, wobei ein Glas sich atomisierte. Die Kamera schlug einmal kurz auf dem Busboden auf, wobei die Klappe von Akku und Speicherkarte aufsprang. Ihr unglaublich ergebener Berichterstatter landere jedenfalls einigermaßen verwirrt auf der Vorderseite. Man fragte ihn, ob es ihm soweit gut gehe, und einer half ihm auf mit dem Hinweis, er möge sich einen Sitzplatz suchen. Dort angekommen wurde es am rechten Schienbein feucht, und die aufgekrempelte Jeans enthüllte einen kleinen Blutstrom, der aus einer Öffnung im Fleische über diesem Knochen stammte. Der Schmerz hielt sich in Grenzen. Die Suppe wurde weggetupft. Stattdessen nahm der Berichterstatter die Schäden an Brille und Knipse auf.

Dann begann es doch einigermaßen weh zu tun. Zumal der Schüttelbus seinem Namen alle Ehre machte und hinten rum zum Eingang der Galopprennbahn stolperte. Dort angekommen verschaffte sich Ihr Ergebener den zurückgelegten Presseausweise und beschloss, als erstes die Erste-Hilfe-Station aufzusuchen. Die Stimmung war entspannt und familiär, aber erheblich schlangestehend, weil wirklich an allen – auch an den nicht-veganen – Fressständen die Hungrigen und Durstigen paarweise auf Erleichterung warteten. Dann fand er den Rot-Kreuz-Wagen, wo man seine Wunde in Augenschein nahm. Im Hintergrund bollerte Elektronisches, und die Leute waren echt gut drauf. Tja, sagte die Ehrenamtlerin, da kann man ja den Muskel sehen; das muss genäht werden. Was der herbeieilende Profi bestötigte. Es folgte die Erstversorgung und das Telefonat („Nachhause telefonieren!“) mit der Bitte um Abholung. Es wurde ein Protokoll ausgefüllt. Der RKler brachte dann den verletzten Berichterstatter höchstpersönlich vor an die Durchgangsstraße – aus versicherungstechnischen Gründen, versteht sich. Dort plauderte man bis der angeforderte Wagen mit der besten Hälfte Ihres Ergebenen eintraf, um diesen dann in der Notfallambulanz des EVK einzuliefern.

Dort lag Deutschland bereits mit 0:4 gegen die Portugiesen zurück. Ein bisschen Papierkram, dann begann das große Warten. Es kam dann das 0:5 und der Aufruf, sich vor die Räume 12 und/oder 13 zu bewegen. Inzwischen stand es 0:5, und vor dem Notzahnarzt warteten die meisten. Der Chirurg gab es mürrisch, aber professionell und brauchte bloß drei Knötchen, um das Loch zu schließen. Der Berichterstatter machte sich zu Fuß auf den Heimweg. Zur Belohnung für die Tapferkeit beim Onkel Doktor genehmigte er sich Soulvlaki mit Pommes sowie ein Fläschchen Retsina von der wunderbaren griechischen Pommesbude „Zur Pfeffermühle“. Alles in allem also ein gelungener Abend. Und das Festival war wohl auch toll.

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