Man kann sich ja alles schönreden. Das tun nicht erst seit gestern die Insassen der hiesigen Ampel-Koalition sowie vereinzelte nicht ganz so unabhängige Journalisten in Sachen „Stellenabbau“. Dabei versuchen es die Sozen, die Grünen und Frau Strack-Zimmermann mit einem schleimigen Euphemismus. Nein, nein, nein, sagen sie, es geht ja überhaupt gar nicht um einen Stellenabbau, sondern um ein Konzept! „Verwaltung 2020“ heißt es und soll von „externen Beratern“ erarbeitet werden. Die Doppel-Zwanzig hat Symbolcharakter, denn letztlich geht es darum, rund 20 Prozent der städtischen Stellen einzusparen. Um Kosten zu sparen und um dann wieder einmal stolz zu plärren: „Ausgeglichener Haushalt, keine neuen Schulden.“ Das Ganze trägt eindeutig die Handschrift des schwäbischen Oberbürgermeisters, der ja auf seinem Berufsweg mit Stellenabbau mehrfach Erfahrungen gemacht hat. Unter anderem als Manager bei Eon Ruhrgas, wo er sich auch sonst unter den Mitarbeitern mit Methode unbeliebt gemacht hat.

Zudem war er ja auch unter der Breuel-Diktatur schon Manager bei der berühmt-berüchtigten Treuhandanstalt, die bekanntlich die DDR-Wirtschaft plattgemacht und an Investoren verhökert hat – der vermutlich größte Stellenabbau in der Geschichte Deutschlands. Stellenabbau kann er also richtig gut, und was so ein Manager einmal erfolgreich angewendet hat, das wendet er immer wieder an.

Und um das Schönreden noch eine Stufe höher zu drehen, wird über das Sparen (das bei Managern IMMER bedeutet, an den Personalkosten zu sparen) gar nicht geredet, sondern darüber, dass bis 2020 ungefähr 2.000 städtische Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden, die man so mirnichtsdirnichts nicht qualifiziert ersetzen könne. Die Logik springt einem geradezu ins Gesicht: Wenn wir keine geeigneten Nachfolger finden, streichen wir die Stellen eben. Nur einer aus der Ampel hat den Mumm zuzugeben, dass es sehr wohl um Einsparungen geht – Manfred Neuenhaus. Immerhin. Die Betroffenen demonstrierten gestern mit einem leeren Stuhl auf dem Marktplatz gegen den Plan der Ratsmehrheit. Denn der drohende Abbau von 2.000 der aktuell rund 10.000 Stellen würde zu allererst zu Laste der Mitarbeiter gehen. Denn die Arbeit wird ja nicht weniger.

Und wenn immer weniger städtische Mitarbeiter immer mehr Arbeit – die Einwohnerzahl wächst und wächst und wächst bekanntlich – erledigen müssen, werden sie immer mehr Stress haben und den Bürgern immer schlechter dienen können. Schon jetzt, so Personalrat Skowronek, ein CDU-Mann, sei der Krankenstand enorm hoch. Bei der angestrebten Mehrbelastung würde er womöglich steigen. Aber der gestern mit knapper Mehrheit gebilligte Antrag, externe Berater (man erinnere sich an den Film „Up in the Air“ mit George Clooney als Entlassungsberater) ein Konzept basteln zu lassen, ist in einem Punkt zu begrüßen: Nach Aussagen von städtischen Mitarbeitern hat es in der Ära von Hausmeister Elbers als OB einen aberwitzigen Wildwuchs gegeben, der dazu geführt hat, dass in manchen Bereichen Stellen überbesetzt sind, während woanders jetzt schon Leute die anderthalbfache oder doppelte Arbeit leisten müssen, weil Stellen nicht besetzt wurden.

Wie auch immer: Aktuell hat Düsseldorf rund 630.000 Einwohner, Demografen prognostizieren weiteres Wachstum, sodass die Stadt im Jahr 2020 möglicherweise bei fast 700.000 Bürgern landen könnte. Aktuell sorgt also jeder städtische Mitarbeiter rein statistisch für 63 Bewohner (630.000 / 10.000); im Stichjahr könnten es dann 87,5 (700.00 / 8.000) sein. Genau solche Veränderungen von Quoten sind es, die Manager ja gewöhnlich im Sinne der Profitmaximierung anstreben. Und damit kennt er sich aus, der Herr Geisel.

3 Kommentare

  1. Was passiert, wenn die Stellen im öffentlichen Dienst runtergefahren werden, kann man in Berlin sehen. Und wenn die öffentliche Verwaltung nicht mehr als solche erkennbar ist (oder nur in Form rabiater Mitarbeiter des Ordnungsamtes), wird die öffentliche Verwaltung nicht mehr anerkannt. Dann kann man sich solche Kasperls wie den OB oder die Ratsherren und -Damen der SPD und Grünen direkt sparen.

    Ich verstehe nicht, was eine schwarze Null in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem zu suchen hat? Und wo soll das Geld herkommen, dass in Düsseldorf ausgegeben werden soll, wenn es keinen gibt, der etwas verdient? Sparen ist nicht sexy. Das Geld muss unter die Leute, und die Leute müssen beschäftigt werden, sprich arbeiten.

    Am Rande:
    Ansonsten gäbe es genug Arbeit für die Gewerkschaften, sich für mehr Stellen in der Verwaltung und bei Dienstleistern, die für die öffentliche Verwaltung tätig sind, einzusetzen. So geht es beispielsweise nicht, dass Putzfrauen alleine abends Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen putzen müssen. Wenn etwas passiert, wird die Frau (meistens, und immer noch meistens eine deutsche Türkin oder Araberin) am nächsten Morgen tot von der Kindergarten- oder Schulleitung gefunden. Nur so als Anmerkung.

  2. Frederic am

    Zufällig entdeckter sinnentstellender Fehler am Anfang des vorletzten Absatzes:
    Statt „Und wenn immer MEHR städtische Mitarbeiter…“ muss es heißen „Und wenn immer WENIGER städtische Mitarbeiter…“
    Ansonsten von mir inhaltlich volle Zustimmung!

    • Rainer Bartel am

      Vielen Dank für den Hinweis! Wird umgehend korrigiert.