Zugegeben: Schon im Alan-Parker-Film „The Commitments“ schlug das Herz der Kinobesucherin eindeutig für Outspan Foster, den Gitarristen der Band. Die soll den Soul nach Irland bringen, und das gelingt ihr auch – zumindest kurzfristig – ganz grandios. Wiederentdeckt im Film „Once“, gut zehn Jahre später, ist dann der Liebesgeschichte zwischen einem Straßenmusiker (Glen Hansard) und einer Blumenverkäuferin (die wunderbare Markéta Irglová) allein wegen der Musik kaum zu widerstehen. Was dann auch 2008 mit einem Oscar für den besten Song (Falling slowly) gewürdigt wurde.

Wieder gut zehn Jahre später sitzt man dann um fünf Uhr nachmittags im November in der Tonhalle und wartet auf Glen Hansard aka Outspan Foster. Dem mittlerweile fest im Düsseldorfer Jahr verankerten New Fall Festival gelingt es seit einigen Jahren immer wieder, außergewöhnliche Künstler an außergewöhnlich schöne Konzertorte zu bringen. In diesem Fall dazu noch zu einer außergewöhnlichen Zeit. Aber wenn jemandem zuzutrauen ist, das Publikum um acht Uhr abends mit dem Gefühl aus dem Konzert zu entlassen, es sei im positivsten Sinne elf, oder sogar eher noch zwei Uhr morgens, dann ist das wohl Glen Hansard. Also unterstellen wir der ungewöhnlichen Zeitplanung einfach mal kluge Voraussicht.

Zunächst aber folgt der Opener Lasse Matthiessen, der mit extrem warmer und tiefer Stimme, leisem Witz und reichlich charmant das Publikum aus dem Samstagnachmittag entführt. Und der es noch vor Glen Hansard im Abend ankommen lässt. Hansard beklagt nach dem ersten Stück, sein Konzert-Ich hätte erheblich mit der Zeitumstellung von 20:00 auf 17:00 Uhr zu kämpfen.

Und dann braucht es nicht mehr als einen Iren, seine Stimme und die diversen Gitarren. Wäre er Botschafter der Heilsarmee, deren Trommel zusammen mit ein paar Lampen, einem Klavier und einem Tonband, ein fast privates Setting auf der Bühne abrundet, könnte man nur sagen: Gut rekrutiert, Armee, Souls are saved! Glen Hansard nimmt mit. Mit Wucht, Herz, Witz und Geschichten. Mit extremer Stimmgewalt, die einen in den Sitz drücken kann wie auf einer Achterbahn und kurz darauf sehr hoch und zart alle Kraft wieder herausnimmt. Zwischen Stücken, die wie Klangteppiche aus Stimme und Gitarre die Tonhalle fast bersten lassen, gelingt eine Woody-Guthrie-Adaption, die auf aktuelle (Trump-)Themen Bezug nimmt, genauso wunderbar wie zwischen den Songs erzählte Geschichten über eine lebenskluge Barfrau namens Renata.

Und dann gibt es noch einen traurigen Anlass und ein großartiges – selbst für nicht AC/DC-Fans – Gimme-a-Bullet-Tribute an den heute verstorbenen Malcom Young.

Man war irgendwie überall dabei an diesem trüben Novembernachmittag: In Dublin, Bars in New York, Tour-Bussen, in Liebes-, Familien und Lebensgeschichten und verlässt den Konzertsaal am Ende leicht verwirrt: Wie jetzt, erst kurz vor acht am Samstagabend und Regen noch dazu? Egal! War genau richtig!

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