[Ein polemischer Rückblick] Mit einem schnöden Zettel an der Tür verkündete der US-Fresskonzern das Ende der McDonalds-Filiale an der Graf-Adolf-Straße … und die Lokalmedien heulen rum, als habe man gleichzeitig Oper und Schauspielhaus auf ewig geschlossen. Nun ja, immerhin hatte die Fleischbraterei 1973 das Traditionslokal „Tigges im Türmchen“ feindlich übernommen und sich dort 46 Jahre lang breitgemacht. Das ist eine lange Zeit, und die Jugend mancher Lokalschreiber*innen hat sich in diesem Zeitraum abgespielt. Und weil heutzutage auch Journalisten davon ausgehen, dass die Menschheitsgeschichte mit dem Tag ihrer Geburt begonnen hat und in ihrer Jugendzeit die Welt am schönsten war, mischen sich in die „Berichterstattung“ allerhand Emotionen rund um den ungesunden Zucker-und-Salz-Fraß.

1969 wurde der Big Mac erfunden

1969 wurde der Big Mac erfunden

Und wer für derlei Nostalgie zu jung ist, googelt ein bisschen und reimt sich was zusammen. So verbreitet ein RP-Jüngling, die Menschen seien nach dem Besuch des Wellenbades in die McD-Filiale am Ende der Oststraße geströmt, um sich nach getaner Schwimmung an Big Macs, Apfeltaschen und – Achtung! – Chicken McNuggets zu laben. Aha, liest sich nett, stimmt aber in der gemeinten Allgemeingültigkeit eher nicht. Und was die panierten Hühnchendinger angeht: Die gibt es auf dem deutschen Markt ja auch erst seit Ende der Achtzigerjahre, während das Hallenbad an der Grünstraße schon 1995 zum letzten Mal das Wellenspiel gab. Richtig ist, dass die Filiale an der Graf-Adolf-Straße massiv von den vielen Kinos rundherum profitierte, die es bis zur Machtübernahme durch die Multiplexe Mitte der Neunziger gab.

Erster Mäckes tat sich schwer

Historisch nicht korrekt ist auch die Behauptung, die Eröffnung des Mäckes am Kinoboulevard sei eine Sensation gewesen und habe die Menschen in Scharen angelockt. Um 1973 überhaupt Leute an den Tresen zu kriegen, verteilten die Hamburger-Erzeuger monatelang Gutscheine in der Stadt – besonders gern vor Schulen und eben auch vor den Kinos. Noch 1975 verkaufte McD seine essbaren Pappen vor allem über den Preis; Otto Normalfresser hatte damals nämlich gerade erst den Boom der Currywurst mit halbwegs intaktem Magen überlebt und war auf neues Schnellessen nicht besonders scharf.

McDonalds Simmentaler Deluxe - Ist das ein guter Burger?

McDonald’s macht auf nachhaltig und deluxe…

Bekannt war der Hamburger nur wenigen Menschen. Ein Mitschüler am Leibniz-Gymnasium, der (vermutlich) 1965 nach einem Austauschjahr aus den USA zurückkehrte und einen Vortrag in der Aula hielt, berichtete, auf der anderen Seite des großen Teich stopfe man flache Frikadellen mitsamt Zwiebeln, Gewürzgurken und Ketchup in süße Mürbchen, die gelegentlich sogar mit Puderzucker bestäube. Wir lachten, kannten diese Brötchen aber – ohne weitere Detailinformationen – aus amerikanischen Filmen. Warum auch immer unsere Lieblings-Pommesbude auf der Moltkestraße schon vor der McDonaldisierung der Stadt etwas anbot, das sie „Hamburger“ nannten, lässt sich nicht mehr klären. Dabei handelte es sich allerdings schon um einen Hackeklops zwischen zwei Toastbrotscheiben, der tatsächlich auch mit Röstzwiebeln und sauren Gurken geschmückt war, aber mit Bratensoße serviert wurde.

Viele Jahre McD-süchtig

Der Verfasser dieses kleinen polemischen Rückblicks gesteht: Zwischen ca. 1976 und 1986 war er absolut McD- und Cola-süchtig! Damals hatte die Kette eine weitere Filiale, ebenfalls in den ehemaligen Räumen einer Traditionsgastwirtschaft an der Ecke Duisburger-/Nordstraße eröffnet, nur wenige Fußminute von seinem Wohnort entfernt, und es verging fast kein Tag ohne Cheeseburger, dünne Pommes und Coca Cola zum Mitnehmen. Die Sucht war so groß, dass gute Freunde ihm an seinem Geburtstag des Jahres 1977 ein besonderes Geschenk machten: Sie nagelten einen frischen Burger auf ein Holzbrett und überreichten dieses. Während die Speise nur wenige Woche im vorzeigbaren Zustand verblieb, besitzt der Autor die damals geschenkte „mittlere Cola“ noch heute – sie überlebte zahlreiche Umzüge, wurde nie geöffnet und entwickelt heute noch Schaum, wenn man sie schüttelt.

Als es McD noch an der Nordstraße gab...

Als es McD noch an der Nordstraße gab…

Die Expansion verlief rasant: Bald gab es einen Mäckes am Bolker Stern, einen am Belsenplatz, einen an der Schadowstraße und einen am Worringerplatz. Und wenn die Erinnerung den Schreiber nicht trügt, existierten auch in Benrath und Unterrath Filialen allesamt an zentralen Orten, gern in der Nähe von Bus- und Bahnknotenpunkten und nicht selten in Räumen, die zuvor schon gastronomisch genutzt wurden. Aber dann begann das Zeitalter des Drive-In auch in Deutschland. Erste Filialen ohne Parkmöglichkeiten wurden geschlossen und durch solche ersetzt, die an Hauptverkehrsstraßen lagen, sodass ein Durchfahrschalter eingerichtet werden konnte – zum Beispiel im architektonisch wertvollen Parkhaus an der Grafenberger Allee. Außerdem begann McD auf geeigneten Grundstücken in der Nähe von Fernstraßenanschlüssen eigene Restaurants zu bauen, wie an der Völklinger-/Fährstraße, am nördlichen Zubringer am Smart-Zentrum und am Handweiser. Bevor Burger King aggressiv dagegenhielt, war Mäckes auch in den Multiplex-Kinos vertreten. Heute gibt es wie überall auf der Welt McD-Imbisse im Hauptbahnhof und im Flughafen.

Geschäft lief nicht mehr rund

Wir wissen auch, dass die Sache mit den Hamburger der schnellen Sorte seit Jahren nicht mehr so rund läuft wie zu Hochzeiten in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Das hat etwas mit verändertem Essbewusstsein zu tun, mit dem starken Aufkommen anderer Fastfood-Konkurrenz (Döner!) und auch mit einer Verkaufspolitik, der schon lange nicht mehr jeder McD-Fan folgen wollte. Immer neue Varianten und der ganze Menü-Quatsch verfing schon seit Längerem nicht mehr, und beim digitalen Bestellwesen waren die Angehörigen der älteren Generationen – immerhin die Stammkunden der ersten Jahre – raus. Die Burger, die man bei McDonald’s servierte, galten zudem ab Beginn der Nullerjahre als fettig und ungesund und nicht wirklich lecker, was zur Aufwertung des Bulettenbrötchens durch neue Ketten führte, die mal eben das Dreifache für einen dicken Burger aufriefen mit der Begründung, ihre Dinger seien nicht nur leckerer, sondern gesünder. Übrigens: Mit demselben Argument bot schon weiland in den mittleren Siebzigerjahren das legendäre Hutterer & Schranz am Kaiser-Wilhelm-Ring Burger zu heftigen Preisen an, nach deren Genuss man kaum noch Bock auf Mäckes hatte.

Was ist also passiert dieser Tage in der Innenstadt? Ein global operierender Konzern hat eine 46 Jahre bestehende Filiale geschlossen. Mehr nicht… Kein Grund traurig zu werden, eigentlich auch kein Grund für Nachrufe – aber: die anderen haben damit angefangen! Männo!

[Bildnachweis: Burger-Fotos via McDonald’s; McDonald’s Nordstraße Bjoern0975 via Wikimedia, gemeinfrei]

8 Kommentare

  1. Am Carlsplatz (Ecke Berger Straße) gab’s auch mal eine Filiale.

  2. Bei uns in der amerikanischen Besatzungszone (Raum Mannheim-Heidelberg) war McD zwar erst ab 1975 vertreten, wenn ich mich recht erinnere, aber Hamburger kannte man schon vorher, beispielsweise von deutsch-amerikanischen Volksfesten. Da gab es auch Hot Dogs und gegrillte Maiskolben. Etliche Imbissbuden im Umfeld von Discos, die stark von GIs frequentiert wurden, hatten auch Burger im Angebot, bevor das gelbe M zum Synonym für Fast Food wurde.

  3. Das letzte mal traurig gewesen war ich als Tante Emma auf der Hohe Strasse dem Burger good bye sagte . Und wer war schuld ?

  4. „Und wenn die Erinnerung den Schreiber nicht trügt, existierten auch in Benrath und Unterrath Filialen allesamt an zentralen Orten“
    Die Erinnerung trübt, hätten uns als Kinder gefreut, wenn es in Unterrath einen McD gegeben hätte. Wir mussten immer zur Nordstr. fahren. Heute bin ich aber über diesen Umstand froh, so sind wir wenigstens nicht süchtig nach der Pappe geworden. Sind wir mal ehrlich, in den Anfängen war das einzig Herzhafte die Papp-Verpackung 😉

  5. Der am Karlsplatz, damals noch mit „k“, war nah zur Schule, aber die Burger bei Tante Emma (danke für den Hinweis, ich wusste nicht mehr, wie genau die Tante hieß) warem um Klassen besser.
    Der Mc am Belsenplatz war wohl einer der ersten, der wieder geschlossen wurde. Und das zur Hochzeit der Burgerisierung.