Noch vor zwei Jahren hatten wir sanft kritisiert, dass die Jazz-Rally gern in Funk-Soul-Groove-Rally umbenannt werden könnte, denn bis auf die unentwegten Traditional-Musikanten spielte man überall nur Tanzmusik. Das war 2017 schon besser, und diese Pfingsten zeigte sich die Jazz-Rally in ihrer 26. Auflage wieder als bunt gemischte Tüte Musik. Und das bei optimalen Wetter. Wer am Freitag- oder Samstagabend in der Altstadt und um die Altstadt herum flanierte, schwamm in Musik.

Kaum ebbte der Sound von der einen Bühne mit der Entfernung ab, empfing einen schon die Musik vom nächsten Open-Air-Standort. „Ich habe noch nie so viele Straßenmusiker in der Stadt gesehen wie dieser Tage,“ meinte Jazz-Rally-Pressesprecher Frieder Feldmann und hatte Recht: Wo man gerade nichts von einer der Bühne hörte, da spielte sicher irgendwo jemand etwas für den Hut. Zum Glück führte das herrliche Wetter dazu, dass der Marktplatz mit der Sparda-Bühne durchgehend voller war als in den Vorjahren. Das auch schon zur Eröffnung am Freitagnachmittag, bei der Eliana Burki einen Kurzauftritt mit Jazz aus dem Alphorn präsentierte und die Menschen damit begeisterte.

Im Zelt auf dem Burgplatz gab es mindestens vier Highlights, drei erwartbare und einen überraschenden. Natürlich war das Ding am Freitag proppenvoll beim Gig von Klaus Doldinger und seiner Gruppe Passport, die – man glaubt es kaum – in wechselnder Besetzung bereits seit 1971 existiert. Und natürlich versetzten die Supremes, drei Damen um die 70, die nichts verlernt haben, am Samstag das Publikum in Verzückung – auch wenn die Band doch erhebliche technische Schwächen zeigte. Candy Dulfer, die wunderbare Saxofonistin aus den Niederlanden, war wieder ein Selbstläufer. Dass aber die deutsche Band Nighthawks die Menschen im Zelt über anderthalb Stunden fesselte und begeisterte, war nicht unbedingt vorherzusagen.

Ebenfalls teilweise dem Wetter geschuldet war die fantastische Stimmung am Uerige mit Bands, die eher dem traditionellen Jazz zuneigen. Und auch am Carschhaus-Pavillon genossen Passanten mit und ohne Jazz-Rally-Button die Musik bei strahlendem Sonnenschein. Wie immer ein Vergnügen: Die weniger spektakulären Acts zu entdecken, also eher unbekannte Musiker oder bekannte Musiker an eher versteckten Orten. Dabei ließen sich auch tolle Locations entdecken, zum Beispiel die Lounge des me and all Hotels an der Immermannstraße auf der 11. Etage, wo eine junge Truppe mit sehr tanzbarer Musik die Menschen verzauberte. Und wer das große Glück hatte, am Samstag gegen Mitternacht zufällig im Breidenbacher Hof vorbeizuschauen, der erlebte eine einzigartige Jamsession – Supremes inklusive!

Offiziell waren es rund 250.000 Neugierige und Stammgäste, die in diesen Tagen in Sachen Jazz nach Düsseldorf kamen und so unsere Stadt über Pfingsten zur Jazz-Metropole machten. Das sind allerdings rund 50.000 weniger als in den Vorjahren, was – laut der Jazz-Rally-Verantwortlichen wohl den „echten“ Pfingstferien zu verdanken ist, weil viele Leute eben eine Urlaubsreise vorgezogen haben. Wie immer sind derart geschätzte Zahlen letztlich Schall und Rauch, wenn die Gesamtveranstaltung so gut gelungen ist wie die Jazz-Rally 2018.

Ein Kommentar

  1. Ich habe es als absoluter Jazz-Liebhaber auch endlich mal zur Jazz-Rally geschafft. Meine Highlights waren Natalie Greffel, die Lounge Band und Rüdiger Baldaufs Jackson Trip. Es gab aber noch ungefähr 20 andere Künstler die ich gerne gesehen hätte. Teilweise war es sehr schwierig mit der zeitgleichen Ansetzung.

    Bei Doldinger war es im Vergleich zu Candy Dulfer nach meinem Empfinden relativ leer. Bei Candy Dulfer konnte man schon merken, dass viele Leute nur wegen ihr da waren. Es wurde auch sehr viel Holländisch gesprochen. Wir sind dann schnell in die Rheinterrassen rüber.

    Die Jam Session fand ich persönlich absolut enttäuschend. Vielleicht war meine Erwartungshaltung einfach zu hoch. Musikalisch bekommt man meiner Meinung nach jeden Dienstag in der Jazz-Schmiede mehr geboten. Im Breidenbacher Hof ging es hauptsächlich im die Show und große Namen. So habe ich dann auch das Publikum dort wahrgenommen. Fast ausschließlich Provinzadel oder Leute die gerne dazu gehören würden.

    Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein. Alleine schon die vielen besonderen Orte und Stimmungen machen die Jazz-Rally zu einem Erlebnis. Dann wird der Fokus aber definitiv mehr auf die unbekannten Künstler als auf die großen Namen gelegt. Meine Lehre aus dieser Rally.