Über die sehr alte und sehr intensive Verbindung zwischen Düsseldorf und Japan zu plaudern, hieße Manga nach Tokio tragen. Man kann die Geschichte einfach damit zusammenfassen, dass man sagt: Japan gehört zu Düsseldorf. Nun wissen gerade Menschen, die Japan mögen und gut kennen und eventuell sogar dort gelebt haben, wie schwierig es für uns Mitteleuropäer ist, die japanische Kultur auch nur ansatzweise zu verstehen. Viele Phänomene sind wirklich fremdartig, manche sogar schockierend und viele Elemente der japanischen Popkultur sind einfach nur schrill, bunt und kitschig. Der Teil der japanischen Kultur neuerer Zeit, der aber den Globus überzogen hat, heißt Manga – das ist das japanische Wort für Comics. Zeichentrickfilme auf Manga-Basis heißen Anime. Sowohl in gedruckter, als auch verfilmter Form agieren in den Stücken Heldinnen und Helden zwischen Fabelwesen und real geschilderten Menschen. Es ist ein typischer Manga-Stil entstanden, der weltweit die Comic-Autoren massiv beeinflusst hat. Weil in Manga-Büchern und Anime-Filmen ein/e oder mehrere Protagonist/innen im Mittelpunkt stehen, sind diese Figuren die wahren Stars. Sich in der Realität wie eine solche Figur zu verkleiden, ist das Prinzip des Cosplay – und Düsseldorf ist außerhalb Japans die Welthauptstadt des Cosplay – eine Folge der besondere Beziehung zwischen Düsseldorf und Japan und des seit 2002 jährlich stattfindenden Japantags.

Dass Düsseldorf für Cosplayer aus ganz Europa am Japantag zum Treffpunkt wurde, hat auch mit dem großen Erfolg der Dokomi zu tun, der Jugendmesse zur japanischen Manga-, Anime-, Games- und Cosplay-Kultur, die im April über 20.000 Menschen in die Düsseldorfer Messe zog. Die wachsende Begeisterung für das Cosplay ist aber spätestens zum Japantag 2016 zum Problem für den Veranstalter geworden. Erstens weil gut die Hälfte aller Pavillons auf der Rheinuferpromenade vorwiegend Manga-Bücher, Anime-DVDs und Cosplay-Zubehör anboten und im südlichen Teil vor lauter verkleideten Cosplayern über Stunden kein Durchkommen mehr war. Und: Für Außenstehende oder Neugierige, die sonst wenig mit Japan zu tun haben, musste es so erscheinen, als sei die Manga-Anime-Cosplay-Sache DER Ausdruck japanischer Kultur. Und das ist sie eben nicht.

Lieber ein separater Cosplay-Tag…

So sehr sich auch deutsch-japanische Institutionen und Organisationen auf den Bühnen und an den Ständen auch mühten, den real existierenden Kulturaustausch deutlich zu machen – die Cosplay-Soße kleisterte alles zu. Das nutzt beiden Seiten nichts und spricht dafür, in den kommenden Jahren einen separaten Cosplay-Tag einzuführen oder aus dem Japantag ein Japanwochenende zu machen, von dem ein Tag ganz im Zeichen der japanischen Popkultur stünde. Dann könnte man beispielsweise auch japanische Pop- und Rockmusiker einladen und zeitgenössische Künstler, die so die moderne Seite der japanischen Kreativität zeigen würden.

Überhaupt bleibt der Japantag seit der ersten Veranstaltung im Jahr 2002 nimmer irgendwie an der Oberfläche und ist immer auf das Spektakuläre ausgerichtet. Damit bedienen die Vorführungen und Stände aber hauptsächlich die üblichen Vorstellungen von Japan, diesem fremden Land mit dem großen Brückenkopf in Düsseldorf. Dabei sind Japaner in Düsseldorf auf eine ungewöhnliche intensive Weise integriert – auch wenn die als Mitarbeiter ihrer Unternehmen hierher abgeordneten Mitarbeiter mit ihren Familien oft höchstens zehn Jahre bleiben. So sind japanische Mitbürger im Brauchtum aktiv, bewegen sich in der hiesigen Kunstszene und sind gern gesehene Gäste in der typisch Düsseldorfer Gastronomie. Gleichzeitig haben sie sich im „Little Tokio“ rund um das Nikko-Hotel an der Immermannstraße Refugien geschaffen, die das nötige Heimatgefühl vermitteln. Dort aber sind Düsseldorfer genauso gern gesehen wie Japaner in den Hausbrauereien. Und da besteht die Chance, ein wenig über die spezifischen Eigenarten der japanischen Kultur zu erfahren. So aber reduziert sich das präsentierte Japanbild – neben dem Manga-Anime-Cosplay-Komplex – auf die üblichen Klischees zwischen Samurai, Geisha und Sushi.

Das vielleicht schönste Feuerwerk der Welt

Japanisches Feuerwerk 2016 (Bild: WDR-Fernsehen)

Japanisches Feuerwerk 2016 (Bild: WDR-Fernsehen)

Als Ihr sehr ergebener Berichterstatter im Spätsommer 1981 seinen noch nicht einjährigen Sohn im Buggy in den Rheinpark schob, wollte er sich gemeinsam mit ihm das groß angekündigte Japanfeuerwerk ansehen. Das wurde damals im Gegensatz zum Kirmesfeuerwerk auf den Rheinwiesen zwischen Oberkasseler und Theodor-Heuss-Brücke gezündet. Die Polizei gab am Montag an, es seien eine Million Menschen in Düsseldorf zu Gast gewesen. Und wer dieses japanische Feuerwerk miterlebt hatte, der konnte bei den mickrigen Kirmesfeuerwerken der folgenden Jahre kaum noch „Ooohh“ und „Aaaahh“ rufen – so gewaltig und ungewöhnlich war es. Aus diesem Ereignis wurde eine große Tradition, die schließlich in den Japantag mündete, der nun seit 14 Jahren mit einem solchen unglaublichen Feuerwerk abgeschlossen wird.

Inzwischen liefert das WDR-Fernsehen eine Live-Übertragung, wovon Ihr Ergebener in diesem Jahr profitierte. Denn weil zwischen Knie- und Oberkasseler Brücke gezündet wurde, konnte er dieses Ereignis dieses Mal nicht von der heimischen Terrasse aus verfolgen. Zum Feuerwerk vor Ort zu bleiben, hatte er angesichts der irrwitzigen Menschenmassen in diesem Jahr ausgeschlossen. So aber konnte er den Schein der Funken in der Ferne durch die Bäume erahnen und die Bilder am Himmel live und aus tollen Perspektiven am TV verfolgen. Drei Versionen der Aufnahmen stehen bis einschließlich 30.05.2016 auf der WDR-Website zum Anschauen bereit – eine davon für Puristen: von einem Standort aus nur mit O-Tönen untermalt:

Das Thema lautete „Bäume, Blumen, Tiere – die Welt der Natur“, und Feuerwerksmeister Hideki Kubota ließ in 25 Minuten über 1.500 Sprengkugel bis auf eine maximale Höhe von 220 Meter schießen, um so serienweise bunte Bilder am Himmel erstrahlen zu lassen. Auch wenn dies nach Angaben der japanischen Feuerwerker natürlich nicht das größte oder längste Feuerwerk dieser Art jemals war, zählte es doch nach Aussagen hiesiger Pyro-Experten zu den schönsten die je in Deutschland zu sehen waren. Zwischen ziemlich genau 23:00 und 23:25 verfolgten mindestens 750.000 Menschen das funkelnde Ereignis am Rheinufer und auf den Schiffen, die vor den Rheinwiesen lagen.

[Bild geklaut bei Richard Gleim (gnogongo)]

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