So richtig begeisternd gespielt hat das rotweiße Team ja schon eine Weile nicht mehr. Trotzdem scheint der Aufstieg in die erste Bundesliga kaum noch abzuwenden. Oder wie es der Betagte (aka Wolf Werner) dem Boulevard in die Kugelschreiber diktierte: Nur die Fortuna selbst kann sich die Beförderung noch vermasseln. Selbst das scheint unwahrscheinlich, weil die Konkurrenten (Konkurrenten? Welche Konkurrenten? Außer Nürnberg…) ja synchron schwächeln. Nicht wenige altgediente Fans aber haben so ein bisschen Hosenköttel, wenn sie daran denken, dass ihre Jungs nicht mehr im kuscheligen Sandhausen, sondern z.B. in der kalt-toten Allianz-Arena antreten und sie dorthin reisen müssen. Denn für Auswärtsfahrer war die Erstliga-Saison 2012/13 nicht unbedingt schön, sondern vielfach schockierend.

Die Angst des Fans vor dem Aufstieg

Vielleicht war und ist es aber auch ganz hilfreich, sich das Premium-Produkt mal ein Jahr lang angeguckt zu haben. Denn nun wissen wir, was uns erwartet, können unsere Ansprüche entsprechend skalieren und uns einfach nicht ärgern über diesen ganzen Kram, den man gern „Kommerzscheiß“ nennt, und der in den Arenen der obersten Spielklasse überall lauert. Man denke nur an die körperverletzende Senkrecht-von-oben-Beschallung mit übler Musik und unerträglicher Reklame im Berliner Olympiastadion oder das hirnerweichende Plärren der meisten Stadionsprecher, den ganzen feierlichen Hymnenunfug und überhaupt diese Musik mit einem IQ unterhalb der Körpertemperatur.

Darum geht’s auch. Aber vordringlich geht es um die Frage: Was hat der Verein davon? Natürlich haben wir die Beispiele der Kurzzeit-Erstligisten der letzte zehn Jahre vor Augen, die Schicksale von Aachen, Pauli, Braunschweig, Fürth, Paderborn, Ingolstadt und Darmstadt. Und wer ein bisschen tiefer schaut, wird erkennen, dass es kaum noch möglich ist, sich so mühelos und nachhaltig in der ersten Liga zu etablieren wie der FC Augsburg und Mainz 05, von den materiell gemästeten Projekten Hoffenheim und Leipzig ganz zu schweigen. So langsam müssten sich die Fortuna-Verantwortlichen fragen, welchen Weg dieser wunderbare Traditionsverein einschlagen sollte, wenn am Ende der Saison tatsächlich der Aufzug nach oben fährt.

Weshalb gehört ausgerechnet die Fortuna in die erste Liga?

Kleiner Exkurs: Schon seit Jahren hört man es von mehr oder weniger Prominenten, von mehr oder weniger sachkundigen Experten und inzwischen auch aus den Mündern von Fans, die gern Phrasen nachplappern – Fortuna gehört in die erste Liga. Und wenn man nachhakt und fragte Weshalb? kriegt man noch phrasenhaftere Antworten. Unter anderem heißt es da: Ja, weil Düsseldorf so wichtig ist, immerhin sechstgrößte Stadt Deutschlands… Als ob’s danach ginge. Noch absurder das Gerede davon, dass ja Fortuna ein Traditionsclub sei und deshalb oberstklassig spielen müsste. Ja, dann gehören aber alle Vereine in die erste Liga, die dort in den ersten zwanzig Jahren nach Gründung je gespielt haben plus alle Deutschen Meister ab 1911. Ui, dann müsste man die Liga aber mindestens zweigleisig mit je 24 Teams laufen lassen. Nein, es gibt keinen Grund, warum ausgerechnet die bisweilen launische Diva um den Meistertitel mitspielen sollte.

Um den Meistertitel mitspielen? Ja, denn eigentlich ist dies die Aufgabe der ersten Bundesliga, den deutschen Fußballmeister zu ermitteln, und früher war es so, dass jeder Verein in der Liga zumindest potenziell davon träumte, es auch mal zu schaffen (wenn schon der MSV mal Vizemeister wurde…). Nachdem die sich ändernden Wirtschaftsverhältnisse dafür sorgten, dass nie mehr als sechs Clubs um die Krone rangen, wurde die Teilnahme an den Europapokalen zum Ziel der Träume: Wenn schon nicht Meister, dann wenigstens Champions-Liga oder meinetwegen UEFA-Cup – Hauptsache international. Als wiederum klar wurde, dass nie mehr als insgesamt zehn Vereine pro Saison um diese Plätze kämpften, wurde das Verhindern des Abstiegs zum Traumziel der Underdogs.

Wünsche, Träume und Visionen

Natürlich haben die Macher der Clubs Wünsche, Träume und Visionen. Bei den meisten sehen die so aus: Erstmal den Abstieg vermeiden, dann so nach zwei, drei Jahren die obere Tabellenhälfte anpeilen, wieder ein bisschen später um die internationalen Plätze mitspielen und dann, irgendwann, in einem fernen Jahrtausend, die Bayern jagen. Alle Vereinsverantwortlichen denken so. Alle? Nein, die eines ganz besonderen Clubs nicht. Und der heißt SC Freiburg. Die Breisgauer nehmen’s wie’s kommt und sorgen immer dafür, dass sie alles überleben, was kommt. Ob da das Etikett Fahrstuhlverein passt? Eher nicht, das hört sich zu negativ an. Sie haben da einfach einen anderen Anspruch und ein dazu passendes Konzept.

Wie es aussieht, haben sich die Vorturner der wunderbaren Fortuna auch schon Gedanken für den Best Case gemacht. Jedenfalls war das aus allem, was Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstandsvorsitzender während der Jahresmitgliederversammlung im vergangenen Oktober und in Mediengesprächen von sich gaben und geben, herauszuhören. Wohltuend, dass da eben nicht die übliche Leier geschlagen wurde („…irgendwann international spielen…“). Ja, manchmal hört es sich so an, als hätten sich Robert Schäfer und Reinhold Ernst das Beispiel SC Freiburg sehr genau angeschaut, aber auch Augsburg und Mainz. Und was besonders erfreulich ist: Der fürchterliche Äff-Zeh aus dem Domdorf, der scheint niemandem, der bei der Fortuna was zu sagen hat, als Vorbild zu dienen. Gut so.

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