Unser Trainergott Friedhelm meinte kürzlich in einem Interview, Wunder ließen sich nicht wiederholen, und spielt damit auf den unerwarteten Klassenerhalt der glorreichen Fortuna in der Saison 18/19 an. Nun ist nicht alles ein Wunder, über das sich die Leute wundern. Nach der wundervollen Dezemberwoche mit den drei Siegen reagierten gewisse Experten, die viel Geld auf den fortunistischen Abstieg gesetzt hatten, ziemlich verwundert. Aber, je weiter die Rückrunde voranging, desto mehr schlug dieses Verhalten in ungeschminkte Bewunderung um.

Laut Wikipedia handelt es sich bei einem Wunder um „ein Ereignis, dessen Zustandekommen man sich nicht erklären kann, so dass es Verwunderung und Erstaunen auslöst. Es bezeichnet demnach allgemein etwas Erstaunliches und Außergewöhnliches.“ Da ist es doch sehr verwunderlich, dass die medialen Auguren mit wachsendem Erfolg der Rotweißen nichts unversucht ließen, sich das Zustandekommen zu erklären. Was im Umkehrschluss bedeutet: Je mehr Gründe sich für das hervorragende Abschneiden des F95-Teams fanden, desto weniger konnte von einem Wunder die Rede sein. Tatsächlich aber ist das Wort „Wunder“ durch ein Ereignis aus dem Jahr 1954 in den spochtrepochterlichen Sprachgebrauch geraten, an dem ein Fortune nicht unwesentlichen Anteil hatte: das Wunder von Bern. Insofern ist ein fußballerisches Wunder ebenso wenig ein wahres Wunder wie ein Elfmeterschießen ein Krimi oder gar ein Drama ist.

F95-LESEBETEILIGUNG: 18,95 EURO FÜR TD
Dir gefällt, was The Düsseldorfer über die Fortuna schreibt? Und vielleicht auch die Artikel zu anderen Themen? Du möchtest unsere Arbeit unterstützen? Nichts leichter als das! Kauf eine Lesebeteiligung in unserem Shop – zum Beispiel in Form von 18,95 Euro – und zeige damit, dass The Düsseldorfer dir etwas wert ist.

Was der vielfältige Nüsser eigentlich sagen wollte: Glaubt bloß nicht, dass wir in der kommenden Saison nicht gegen den Abstieg zu spielen haben. Damit erntet er bei halbwegs realistisch gesonnenen Fans ein kollektives Kopfnicken. Wobei der Spruch von der zweiten Erstligasaison als der schwersten ja auch kaum mehr als eine Phrase ist. Dass Clubs nach einem Jahr Zugehörigkeit zum (Achtung! Floskel!) zum Oberhaus des deutschen Fußballs direkt wieder die Biege in Richtung Liga Zwo machen, tritt so gehäuft erst seit ungefähr 15 Jahren auf. Und wenn man sich die Lumpenkinder der ersten Bundesliga so anschaut, also die Vereine, die keinen Duck’schen Geldspeicher im Vereinsheim zu stehen haben, dann fällt auf, dass sich letztlich nur Augsburg und Mainz halbwegs etablieren konnten – wobei der SC Freiburg mit dem Schicksal eines Fahrstuhlclubs ganz gut zurechtkommt. Was auch auffällt ist, dass mancher Aufsteiger der vergangenen Jahren, der es auf ein oder zwei Jahre Zugehörigkeit brachte, danach heftig abgestürzt ist; man denke an Braunschweig und Ingolstadt. Selbst die sinnlosen Paderborner hätte es beinahe erwischt, und kein Mensch kann sich erklären, wie die Ostwestfalen den Kopf aus der Drittligaschlinge gezogen haben. Deshalb ist der Aufstieg der Paddelbirnen das wahre Wunder der vergangenen Saison.

Dass die wunderbare Diva mit ihrem wundervollen Team im Mai 2019 nicht abgestiegen ist, sollte Kenner nicht verwundern, denn das Rezept des wundersamen Trainerteams liegt eigentlich offen auf dem Tisch und besteht aus drei Zutaten: Teamgeist, Kraft und kluge Taktik. Jetzt schrillten ja in den letzten Wochen erhebliche Kassandrarufe durch die F95-Gemeinde, dass – oh, Wehklagen! – das Team keine Chance habe, wo doch der Dodi weg sei, der Raman auch und der Stöger lange verletzt. Die Unken haben ihre pessimistische Rechnung aber ohne Pfanni gemacht, der nämlich im engen Verbund mit den Trainern und den Kaderplanern gerade dabei ist etwas hinzubekommen, womit keiner gerechnet hat: Dass die Mannschaft in der Saison 19/20 nämlich nach demselben Rezept drinbleiben wird. Ja, dass sogar die grundlegende Taktik dieselbe sein wird.

Das liegt natürlich daran, dass die Achse der Alten komplett erhalten bleibt: Rensing, Bodzek, Fink und – ja, auch – Hennings. Außerdem der Zusammenhalt der erfahrener Kämpfer: Ayhan, Hoffmann, Zimmermann, Zimmer und Gießelmann. Das Potenzial, die Genialität des Stögers einzeln oder paarweise zumindest einigermaßen auszugleichen, bieten die Herren Sobottka, Barkok und Morales. Deshalb lag eine große Priorität auf der Verpflichtung von Stürmern. Dass es Kownacki noch sehr weit bringen wird, ist unbestritten. Mit Thommy, Tekpetey und Ampomah kommen schnelle Talente. Und wenn Karaman fit wird, haben wir einen zweiten Mittelstürmer parat. Und dann sind da ja noch der Pledl und der Bühler, von denen viel zu halten ist. Worüber soll man sich also als Liebhaber der glorreichen Fortuna Sorgen machen? Nein, ein zweites Wunder braucht es nicht – es reicht, wenn’s einfach so weitergeht wie in der Saison 18/19.

Ein Kommentar

  1. Bei Barkok bedarf es allerdings doch eines Wunders …

    … das ist so sicher, wie des Amen in der Kirche.