Fortuna ist was Besonderes! Das wissen alle, deren Herz an der wunderschönen, wenn auch launischen Diva hängt. Aber immer wieder kommen Menschen von außen zu unserem Verein, die keine F95-Vergangenheit haben und beim obigen Satz nur müde lächeln und sagen: Andere Verein auch. Wenn sie es ernstmeinen mit ihrem Engagement als Club-Angestellte, als Spieler oder einfach nur Fans, fragen sie, was denn so Besonders am TSV Fortuna Düsseldorf 1895 ist. Diesen Dummies möchte Ihr sehr Ergebener mit dieser neuen Serie herzlich gern in die Socken helfen. Beginnen wir mit Lektion 1:

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Aus dem Sumpf zurück ans Licht

Ja, ja, es gibt ne Menge anderer Fußballclubs in Deutschland, die regelmäßig im Chaos versinken (Hertha, hahaha…), die jederzeit für einen Skandal gut sind (FC Meineid 04), die durch Missmanagement in die Bedeutungslosigkeit fallen (RWE, RWE, 1. FC K’lautern), ihre Seele an Investoren verhökert haben (1860, KFC), sich ständig selbst überschätzen und deshalb Fahrstuhl fahren (Äff-Zeh) oder einfach so verschwinden (Wattenscheid), aber wie es die glorreiche Fortuna geschafft hat, aus einem Sumpf aus Querelen, absurden Geldgeschäften und Eitelkeiten sowie einem Abstieg in die vierte Liga innerhalb von nun gut 19 Jahren aufzuerstehen, das ist tatsächlich beispiellos.

Das wissen natürlich alle, die dabei waren, das verstehen mittlerweile viele, die erst nach dem Zweitligaufstieg 2009 zu F95 gefunden haben, aber das ist besonders solchen Akteuren im Verein fremd, die den Fußball als Geschäft verstehen und mangels persönlicher Erfahrung keine Ahnung davon haben, dass ein Traditionsclub neben allem sportlichen Zinnober ein Sozialbiotop und ein Stück Popkultur darstellt. Auch das gilt nur für ein, zwei Händevoll Vereine, die aktuell in den oberen drei Ligen antreten.

Ahnungslose Funktionäre verticken Fortuna für ein Linsengericht

Gehen wir zurück in die frühen Nullerjahre. Niemand hätte noch einen Pfifferling auf den Deutschen Fußballmeister von 1933 gesetzt, außer einem gewissen Michael Kölmel, der mit dem Lichtspielkonzern Kinowelt zu Geld gekommen war, ein Unternehmen namens „Sportwelt“ gegründet hatte und nun notleidenden Traditionsvereinen Milliönchen bot, für das sie ihm a) Rechte abtreten und b) Zinsen zahlen sollten – in der Hoffnung wieder auf die Beine zu kommen. Kölmel hatte sich verhalten wie ein windiger Börsenspekulant, der Schrottpapiere auf „long“ setzt, sie also kauft, um nach einem Kurszuwachs Profit einzustreichen.

Das zu einer Zeit als aus einer Reihe chaotischer Versammlungen und Hinterzimmermauscheleien der Kunsthändler Helge Achenbach, der von Fußball rein gar nichts verstand, als neuer Präsident hervorgegangen war. Man kann sagen, außer dem damaligen Geschäftsführer Paul Jäger gab es niemanden, der überhaupt Ahnung vom „Geschäft“ hatte und ein Magier der Lizenzerlangung war. Achenbach & Konsorten vertickten also die arme Fortuna gegen ein Linsengericht an die Sportwelt und warfen die Kohle mit vollen Händen aus dem Fenster.

Die letzten Fortuna-Mohikaner

Die erwähnten Mitgliederversammlungen hatten deutlich gezeigt, dass die Konstruktion des Vereins, also die geschäftsführenden und kontrollierenden Strukturen schlicht und einfach nicht funktionierten. Wer sich auch nur ein bisschen für das Wohlergehen der Fortuna interessierte, musste sich spätestens nach dem erzwungenen Rücktritt von Achenbach im März 2001 Sorgen machen. Und das nicht nur wegen des Abstiegs in die Oberliga, der nur deswegen nicht stattfand, weil in Wilhelmshaven das Faxgerät klemmte und deren Lizenzunterlagen 10 Minuten zu spät beim DFB eintrudelten. Sondern auch, weil die Fortuna überschuldet und de facto pleite war.

Wir wissen alle, dass die Mitglieder der Combo namens „Die Toten Hosen“ schon immer ernsthafte Fans der Diva waren und schon einige Jahre zuvor durch die sogenannte „Fortuna-Mark“ als Zwangszulage zu Tickets für ihre Konzerte so viel Kohle gesammelt hatten, dass 1989 davon der rechte (oder war es der linke) Oberschenkel des Spieler Anthony Baffoe finanziert werden konnte. Wäre die Band nicht im Verbund mit dem Sponsor Diebels Trikotsponsor für die Saison 2001/02 geworden, wäre es das gewesen mit der Fortuna.

Die Fans haben der Fortuna den Arsch gerettet

Wenn sich heute 40.000 und mehr Zuschauer in der Arena tummeln, mag man sich kaum vorstellen, dass sich in der Saison 2002/03 nicht selten weniger als 1.500 Nasen im Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich verirrten, wenn es gegen Vereine wie Ratingen 04/19 oder GFC Düren ging. Nur absolute Nostalgiker fühlten sich dabei an die legendäre „Tour über die Dörfer“ 1993/94 erinnerte. Auch bei den Mitgliederzahlen dümpelte der Club bei weniger als 3.000 Personen herum. Ja, man kann sagen: In Düsseldorf interessierte sich keine Sau mehr für die Fortuna, von den paar Unentwegten mal abgesehen.

Die hatten sich 2001 teilweise zur sogenannten „Montagsrunde“ zusammengefunden. Zwei, drei Händevoll Typen waren es, die sich regelmäßig trafen, nicht nur um über die prekäre Situation zu plaudern, sondern ganz konkrete Maßnahmen für die Auferstehung in die Wege zu leiten, darunter Marcel Kronenberg, der spätere Aufsichtsrat und Stadion-DJ Opa. Eines der Ziele: Eine neue Satzung zu kreieren, die nicht nur brauchbare Strukturen ermöglichen sollte, sondern darstellen sollte, was die Fortuna als mitgliedergeführter Verein an Werten vertritt. Diese Satzung gilt heute noch.

Das legendäre Mythos-Spiel am Vatertag 2003

Aber aus diesem Humus entstand noch mehr. Sorgen machten sich nämlich auch ehemalige F95-Kicker wie Ralf Voigt und die engagierten Vertreter der Düsseldorfer Sportpresse. Wie, so die Frage, könne man Geld in die Kassen des Verein schaufeln und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich wieder mehr Düsseldorfer für ihren wichtigsten Fußballverein interessieren. Die Idee für das legendäre Mythos-Spiel am Vatertag des Jahres 2003 war geboren – und vermutlich war dieser herrliche Tage der eigentliche Wendepunkt in der Fortuna-Geschichte der vergangenen 20 Jahre.

Wohlgemerkt: Es waren nicht die Funktionäre, es waren keine Investoren und keine Politiker, die der Fortuna den Arsch gerettet haben, sondern Fans mit großem Einsatz. Dabei waren Montagsrunde und Mythos-Spiel nur zwei Stücke, die aus der abgerissenen Diva wieder die strahlende Glücksgöttin gemacht haben. In der Lektion 2 wird von noch mehr Fan-Aktionen die Rede sein, von der Gründung der Ultras Düsseldorf und des Supporters Clubs und vom Versuch des damaligen OB, die gerade mal so am Leben gehaltene Fortuna für eine politischen Zwecke zu instrumentalisieren.

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