Bericht · Das kleinste Freibad der Stadt hat eine lange Geschichte, die eng mit den Diakonissen verwoben ist. Denn die unter Theodor und Friederike Fliedner ausgebildeten Krankenschwestern aus Kaiserswerth, die in der ganzen Welt ihren Dienst an Kranken und Armen verrichteten, hatten ein eigenes Schwimmbad, das sie in den Dreißigerjahren des vorherigen Jahrhunderts nutzen konnten. Und das gibt es heute noch, es liegt an der Kreuzbergstraße, nahe dem Klemensplatz. [Lesezeit ca. 4 min]

Zuerst kam die kalte Dusche

Zu Beginn der Badesaison, also im März oder April, wurde das Bad bis zum Rand mit frischem Wasser gefüllt, das am Ende der Saison im Oktober einfach abgelassen wurde. Chlor und andere Reinigungsmittel gab es nicht, beheiztes Wasser schon gar nicht. Dafür stand eine Dusche am Schwimmbeckenrand, unter der sich alle zunächst abbrausen mussten, bevor sie ins Wasser wollten. Die war natürlich auch eiskalt. Das alles diente der Abhärtung. Badekappen zu tragen, war ebenfalls Pflicht.

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Etwa 1935 wurde das Bad eröffnet, das zunächst nur von den Diakonissen und den Schwesternschülerinnen genutzt werden durfte. Sonntags, am Tag des Herrn, war es immer geschlossen. Die Kaiserswerther Bürgerinnen und Bürger fühlten sich irgendwann schlecht behandelt, und spätestens, als die Jugend in die umliegenden Seen zum Baden ausgewichen ist, was mit Gefahren verbunden war, hat die sich Diakonie gegen Ende der Dreißigerjahre entschlossen, das Bad der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In den nächsten drei Jahrzehnten war es üblich, den Schlüssel für das Bad an der Pforte des Mutterhauses abzuholen. Anmeldungen waren obligatorisch. Es gab regelmäßig Schwimmunterricht für die Diakonissen und die Schülerinnen der Diakonie. Der kombinierte Sprungturm von drei und fünf Metern war längst abgebaut. Inzwischen gibt es nur noch einen, der ein Meter hoch ist. Der muss für das kleinste Freibad Düsseldorfs reichen.

Diakonissen mit ihren traditionellen Häubchen sind nicht nur in Kaiserswerth ein vertrautes Bild (Foto: Archiv der Diakonie Kaiserswerth)

Diakonissen mit ihren traditionellen Häubchen sind nicht nur in Kaiserswerth ein vertrautes Bild (Foto: Archiv der Diakonie Kaiserswerth)

Flossen weg! hat das Bad gerettet

Der Eingang zum Bad war früher ungefähr da, wo heute das Kiosk steht, an dem die Gäste sich beim Besuch und Aufenthalt Snacks und Süßigkeiten und kalte Getränke kaufen. Im Laufe der Jahrzehnte wurde das ehemalige Diakoniebad immer maroder. Es gab keine warmen Duschen, keine ordentlichen Umkleiden, das Becken hat stark gelitten. Als Ende der Achtzigerjahre die Schließung drohte, gründeten einige unermüdliche Verfechter aus Kaiserswerth den Verein Flossen weg!, der 1993 offiziell seine Arbeit aufnahm und seit 1997 das Bad in Eigenregie führt. Ehrenamtlich versteht sich.

Am Anfang standen Unterschriftenaktionen und Infostände, um die Bevölkerung vor Ort für das kleinste Freibad der Stadt zu sensibilisieren. Die Resonanz war überwältigend, rasch entschlossen sich viele Menschen, dem Verein beizutreten und Geld zu spenden, um das Bad am Leben zu erhalten. Flossen weg! begann mit dem Verkauf von so genannten Saisonkarten. Die entwickelten sich rasch zum Verkaufsschlager. Die Mitglieder konnten sie für sich und ihre Familien erwerben und zu ganz besonderen Zeiten das Schwimmbad aufsuchen. Dabei waren sie dann unter sich, etwa zum Frühschwimmen dreimal pro Woche ab 7 Uhr. Das Angebot an Schwimmkursen für Babies, Kinder, Jugendliche und Erwachsene hat der Förderverein extrem ausgedehnt. Zahlreiche Kinder aus dem Stadtnorden haben hier ihre ersten Erfahrungen mit dem kühlen Nass gemacht, das seit Mitte der Neunzigerjahre stets auf 26 Grad erwärmt ist. Anderen Besucherinnen und Besuchern stand das Bad zwischen dem Anschwimmen Mitte April bis zum traditionellen Abschwimmen Mitte Oktober natürlich auch offen.

Das Paradies auf 450 Quadratmeter Wasserfläche

Das kleinste Freibad der Stadt ist gerade für Familien mit Kindern ideal. Es gibt einen Schwimmer- und einen Nichtschwimmerbereich, alles ist in Sichtweite, denn auf 450 Quadratmeter Wasserfläche und 3.000 Quadratmeter Gelände können Kinder toben, und die Eltern haben ihren Nachwuchs im Blick. Über die Jahre hinweg hat Flossen weg! immer mehr Renovierungen vorgenommen, das Schwimmbad neu gefliest, die Technik erneuert, die Duschen, die Umkleiden saniert, die inzwischen wie bunte kleine Schwedenhäuschen in allen Farben nebeneinander aufgereiht stehen und um die Wette leuchten. Es gibt einen Beachvolleyplatz, eine Tischtennisplatz, eine überdachte Fläche zum Sitzen, die vor Sonne schützt. Es gibt einen Kiosk mit allerlei Leckereien, die im Sommer immer schmecken: Eis, Würstchen, Pommes, Cola, Kaffee, Snacks. Es gibt alles, was den Kindern Freude macht – und den Erwachsenen auch. Die Schwimmkurse finden auch in diesem besonderen Corona-Jahr statt, viele sind schon ausgebucht.

Schon in den 50-er Jahren tummelten sich die Badegäste im Diakoniebad (Foto: Archiv der Diakonie Kaiserswerth)

Schon in den 50-er Jahren tummelten sich die Badegäste im Diakoniebad (Foto: Archiv der Diakonie Kaiserswerth)

Badleiterin Kerstin Kürten hoffte noch am 21. März, dass das Schwimmbad am 17. April öffnen könnte. Das sieht heute anders aus. Dabei war geplant, das Bad zunächst nur für die Mitgliederinnen und Mitglieder zu öffnen, die ihre Saisonkarten schon gekauft haben. Dann sollte mit großem Abstand und starker Begrenzung von Besuchern mit dem Schwimmen begonnen werden. Corona macht alles neu, wirft alle Pläne um. Doch das Diakoniebad, das einst den Diakonissen offenstand, hat schon so viele Stürme überstanden, es wird auch diesen an sich vorbeiziehen lassen.

www.flossen-weg.de
Freibad Kaiserswerth
Kreuzbergstraße 33
40489 Düsseldorf
Telefon 0211/40 89 668

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