Bestimmte Gründen trieben Ihren sehr ergebenen Berichterstatter schon so frühzeitig ins Stadion, dass er am Einlass noch auf das Öffnen der Türchen warten musste. Interssant auch mal gesehen zu haben, wie sich die Damen und Herren vom Ordnungsdienst auf die kommenden Aufgaben vorbereiten. Interessant auch, an den unsäglichen Fressständen der Firma Aramark in den Genuss der ersten fertigen Pommes zu kommen. Die tun da richtig viel drauf … vergessen aber zu salzen. Interessant war dann schließlich, dass gegen 16:30 einige Dutzend Anhänger aus dem tiefen Westen durch den Umlauf irrten und alle Hinweise darauf, sie kämen so nicht in den Gästeblock, ignorierten: sture Westfalen, halt. Das Besonders am frühen Erscheinen an Freitagabenden ist, wie lange die Plätze leer bleiben. Muss ja ein furchtbares Gedränge sein, wenn von 33.000 Leuten gut 30.000 erst in den letzten zwanzig Minuten vor Anpfiff kommen. Geschuldet ist dies der hirnrissigen Terminierung auf 18:30. Selbst wenn heutzutage die meisten Arbeitnehmer den Löffel zum Feierabend freitag schon so gegen 15:00 ablegen, wer kommt schon gern direkt vom Job zum Spiel? Und was ist mit denen, die pendeln? Nein, die Zerschlagung der Spieltage durch die skrupellose DFL ist und bleibt ein Ärgernis. Fußball gehört um halb vier – samstags erste Liga, sonntags zweite Liga.

Schön jedoch, dass dieser Klassiker zwischen zwei wahren Traditionsmannschaften soviel Zuspruch fand; auch der Gästeblock war ordentlich gefüllt, und die vielen kleinen Grönemeyers hatten bis zum Anpfiff die akustische Oberhoheit, was DJ Opa veranlasste, die Musik einen Ticken lauter zu präsentieren als sonst. Nachdem sich aber die hiesigen Ultras eingerüttelt hatten, wurde es ziemlich fröhlich auf der Südtribüne. Endlich verzichtete Kapo Freddy auf die Schlaflieder und Trauermärsche („rot oder tot“ oder so ähnlich…), sondern stimmte einen Klassiker nach dem anderen an. Es bleibt wohl eine ewig ungeklärte Frage, ob die Stümmung die Spieler beflügelt oder die Spieler die Stümmung. Jedenfalls war’s in Halbzeit eins fast wie früher. Also, nur fast. Das man dann UD-seitig in Hälfte zwei zum einschläfernden Liedgut griff und praktisch systematisch gegen den Spielfluss skandierte und sang, ist sehr schade. Übrigens: Bei einigen dieser sedierenden Arien singen selbst im 42b maximal 50 Nasen mit. Dass die anderen bis rüber in den 39er und 38er dazu schweigen, hat nichts mit mangelndem Supportwillen zu tun, sondern darin, dass eine Bindung zwischen Ultras und Rest einfach nicht mehr besteht. So kamen sowohl vom Oberrang, als auch aus dem 40er und 41er oft Anregungen für emotionaleres Anfeuerungsgut, dass aber von den Stümmungsführern ignoriert wurde – ihr sehr Ergebener sieht das aber gar nicht als Ignoranz, sondern als Folge der fiesen Dauertrommelei und der viel zu dominanten Lautsprecheranlage.

Ja, Fußball wurde auch gespielt. Und der sah über weite Strecken der ersten Halbzeit richtig gut aus. Wie schon vergangene Woche setzte Trainer Taskin Aksoy ein einfaches System an, in dem sich die Jungs in Rot offensichtlich wohlfühlen; allen voran ganz offensichtlich der Axel und der Charlie, die überragende Leistungen boten. Dass dieses Duo genau auf ihre besondere Art ein Tor gelang, krönt die ganze Sache: Axel klaut einem VfLer den Ball an dessen eigener Strafraumgrenze, schiebt rüber zu Charlie, der die Pille eiskalt versenkt. Es gab überhaupt Balleroberungen und Pässe der beiden, die zum Zungeschnalzen waren. Und weil Axel sich – völlig platt – in der 70. auswechseln ließ, war das Ende der Offensiveattacken praktisch gekommen. Immerhin brachte dieser Umstand den jungen Herrn bebou auf den Platz; endlich, möchte man rufen, denn dieses Supertalente hat mit seinen 19 Jahren schon dermaßen viel Verletzungsscheiß durchlitten, dass er eigentlich für den Rest seiner Karriere unverletzt bleiben müsste. Deutlich wurde aber auch, dass der Herr Bebou ein paar Spiele brauchen wird, sich in der Mannschaft so richtig einzurichten.

Vergessen wir aber nicht den fleißigen, wenn auch unauffälligen Herrn Pohjanpalo und den Mann, der sich selbst ML10 zu nennen pflegt. Die legten an manchen Stellen die Grundlagen für den Offensivwirbel, der in den ersten 45 Minuten zu gefühlten zehn (und gezählten fünf) hochwertigen Torgelegenheiten führten. Auch der Herr Schmitz trug hinter Axel seinen Teil zum Druck bei, arbeitete aber auch – wie sagen die Sprechfinken im TV? – „nach hinten“ mit. Was man vom Herrn Schauerte zum wiederholten Mal nicht sagen kann. So nimmt es nicht weiter wunder, dass er es war, der den Schützen zum Ausgleich, einen gewissen Herr Sestak, aus den Augenverlor, weil er sich als vierter Fortune am Kampf um den Ball am eigenen Elferpunkt meinte beteiligen zu müssen. Dergleichen plus der instabilen Leistungen von Herrn Soares führte dazu, dass der gute Herr Tah quasi eine Defensive im Einmannbetrieb gab und irgendwann auch einen Hauch überfordert wirkte. Wer immer diesen Kader zusammengestellt hat (Ja, ja, wir wissen, wer’s war…), hat vergessen ein paar geeignete Verteidiger bei Amazon zu bestellen. Das ist es, was zu den verrückten Niederlagen gegen Allenhausenaue geführt hat, nicht die wilden Experimente des Olli Reck.

Kommen wir also zum Herrn Rensing, der unjüngst eine Vertragsverlängerung (zu sehr reduzierten Bezügen, wie es munkelt…) verübt hat. Dieser ehemalige Oliver-Kahn-Nachfolgern, den die Scheißbayern verheizt haben, sodass er jahrelang für den Äff-Zeh auflaufen musste, ist ein Torhüter der uralten Schule, als „Reaktion“ noch Erfolgsfaktor Nummer Eins war. Die hat er nämlich, was er gestern zweimal sehr eindrucksvoll bewies. Auch seine deutlich vor sich hinstrahlende Bierruhe war einst ein Merkmal von Topkeepern. Nur leben wir ja im Zeitalter des Neuers, der den Job des Torhüters völlig nei definiert hat. Gefragt sind Handschuhträger, die sich als ballspielender Teil des Teams verstehen und nicht als die Bekloppten, die auf sich schießen lassen. Rensing ist weder einer, der „das Spiel schnellmachen“ (Spochtrepochter-Slang) kann, noch einer der seine Abwehr dirigiert; ja, bei jedem Abstoss denken altgediente F95-Fans immer an Pat Deuß, der ja gefühlt die Hälfte seiner Abschläge ins Seitenaus beförderte. In allen genannten Kategorien ist der Herr Unnerstall sicher der modernere Torwart – der sich allerdings sein übertrieben spektakuläres Rumspringen ablegen müsste. Und vielleicht ist am Ende der Herr Heller aus der eigenen Zucht der modernste von allen; dies zu beweisen bekommt er leider nie Gelegenheit in der ersten Mannschaft.

Nach dem Ausgleich war die Fortuna eindeutig die druckvollere Mannschaft, und den Bochumern mit dem Zottelholländer an der Linie, brachten nach vorne nichts mehr. Zumal die bis dahin überhaupt nur zwei Chancen hatten, von denen eine eingehüttet worden war. Dass der Führungstreffer für die Düsseldorfer dann aus einem Strafstoß resultierte (von dem die völlig bescheuerte Spocht1-Sprechpuppe beahuptete, es sei keiner…), täuscht darüber hinweg, dass es genug Gelegenheiten gab, aus dem Spiel heraus zu punkten. Hier aber bekam der Charlie einen tollen Steilpass vom ML10, setzte zum Alleingang an, betrat den Sechzehner und rammelte beim Schussversuch mit dem Bochumer Keeper zusammen. Okay, der Tormann ging den Charlie nicht mit dem offensichtlichen Ziel an, ihn wegzuhauen, aber er nahm dem die Chance, den Ball noch einmal aufzunehmen und zu versenken. Das tat dann unser ML10 mit einem sicheren Strafstoß. Weiter ging’s mit dem schönen Support von der Süd und dem druckvollen Spiel der Fortunen. Zwei Recken in Rot müssen nun nachgetragen werden: Die Herren Fink und Pinto jagten den Bochummer durchgehend Angst ein, weil sie ständig zur Balleroberung ansetzten. Auch wenn dies laut Statistik in weniger als 50 Prozent der Fälle gelang, machte es die erste Halbzeit für die Bochumer Stürmer sehr ungemütlich. Noch viel ungemütlicher hatten es die blauweißen Abwehrler: In der ersten halben Stunde wurden sie wirklich ständig angelaufen, sodass sie irgendwann beschlossen, vor lauter Schiss in der Bux den Ball nicht mehr weiterzuleiten, sondern ins Aus zu kicken.

Leider brachte der Ausgleich kurz vorm Pausenpfiff alles durcheinander. Erstens machte es die VfLer stark, zweitens nahm es den Fortunen den Drall. So schaukelte sich das Spiel völlig ausgeglichen durch die zweite Halbzeit, die – wie schon erwähnt – im Bereich Stümmung völlig in die Langweile abdriftete. Ihr sehr Ergebener musste das Stadion aus Gründen um die 85. Spielminute herum verlassen und kam so in den Genuss, das Raunen und Stöhnen und Schreien der Zuschauer aus größerer Entfernung hören zu können – hat auch was. Unterwegs dachte er über das Gesehene und das Ergebnis (kurz vor Parkplatz war laut kicker-App das Spiel zuende) nach. Vermutlich wird F95 am Ende der Saison genauso auf Platz 5 stehen wie heute. Da kann man dann ja mit der Planung der Zweiligasiason 2015/16 bald beginnen – am liebsten ohne den Herrn Schulte, der ein Verständnis vom „Fußball-Geschäft“ hat, das überhaupt nicht zur Fortuna passt.

[Foto: Sandra D. – livedown photography]

4 Kommentare

  1. Hinter Herrn Bellinghausen spielte Herr Schmitz, nicht Herr Schmidt :p

  2. Nur mal so generell und nicht wegen dem speziellen Spiel:
    Wenn man meint,daß man einen mental Coach braucht und glaubt,daß es das bringt,könnte man da eigentlich auch mal was Neues ausprobieren,oder sich die Kohle für amazon sparen.