Christian Preußer ist raus, Daniel Thioune ist da – was das für die Fortuna bedeuten kann:

Analyse · Der Ergebene wiederholt sich: Der Masterplan des Klaus Allofs ist gescheitert. Es war ein guter Plan, ein schöner Plan, ein zukunftsweisender Plan. Einer, der Fortuna zum Fußball 2.0 bringen sollte, einer, der auf Jugend versus Erfahrung setzte. Wie es zum Scheitern kam und wer dafür verantwortlich war, ist nicht so klar wie viele F95-Fans meinen. Am ehesten lässt sich sagen: Alle, die in den letzten zwölf Monaten im sportlichen Bereich was zu sagen hatten, haben einen Anteil – zu streiten wäre nur darüber, wie viel Prozent auf wen entfallen. [Lesezeit ca. 3 min]

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Schon die Neuverpflichtungen, aber auch die Abgänge riechen nach Plan B. Und jetzt kommt der coole Daniel Thioune (sprich: „Tjuun“) als neuer Cheftrainer. Dessen hochsympathische Vorstellung auf der Pressekonferenz heute klingt dann aber wieder nach Plan A2, denn auch der Osnabrücker Daniel muss zur jungen Trainergeneration gezählt werden. Er entstammt demselben Trainerlehrgang, den auch Tedesco und Nagelsmann besuchten.

Übrigens: Auch Jan Hoepner, den Thioune als Co-Coach mitbringt, hat diesen Lehrgang absolviert. Er ist 40 Jahre alt (knapp älter als Christian Preußer) und hat die letzten sechs Jahre im Nachwuchsbereich von Bayer Leverkusen gearbeitet, unter anderem als U17-Trainer. Außerdem kennt er dem Vernehmen nach das Wirken des F95-NLZ ziemlich gut. Insofern stellt Hoepner eine möglicherweise entscheidende Personalie dar.

Thioune selbst war Fußballprofi mit Stationen beim VfL Osnabrück, dem VfB Lübeck und RW Ahlen, also maximal auf Zweitliganiveau. Wie Hoepner hat er (beim VfL Osnabrück) im Nachwuchsbereich als Trainer begonnen, wurde im Oktober als der VfL auf den Abstiegsplätzen der 3. Liga stand, Interimstrainer und nach der Rettung dann Chefcoach. Abstiegskampf sollte er damals gelernt haben. Als hauptverantwortlicher Trainer führte er Osnabrück in die 2. Liga und wurde zur Saison 2020/21 vom HSV abgeworben. Nachdem die Hamburger den Aufstieg kaum noch packen konnten, wurde er nach dem 31. Spieltag einigermaßen überraschend entlassen.

Man kann nicht sagen, dass der Daniel beim HSV erfolglos gewesen sei, aber beim HSV wird es seit dem Abstieg in die 2. Liga immer chaotisch, wenn sicher ist, dass die Rothosen noch eine Runde unterhalb der ersten Bundesliga drehen müssen. Im Gegenteil: Nicht wenige Eigenschaften, die der HSV in der laufenden Saison auf den Rasen bringt, stammen noch aus der Ära Thioune. Das hört sich alles ziemlich gut an. Und passt zum erwähnten Plan A2, den Klaus Allofs so charakterisiert: „Perspektivisch denken, kurzfristig Erfolg haben.“ Und, ja, Daniel Thioune will nicht bloß als Retter in Düsseldorf arbeiten, sondern darüber hinaus – gern auch eine Liga höher.

Vom Auftritt her könnte der Unterschied zwischen Thioune und Preußer größer kaum sein. DT beherrscht die klare Ansage und vermeidet vorgestanzte Floskeln. Wenn er zu einer Frage nichts Konkretes sagen will, dann redet er nicht drumherum, dann sagt er, warum er nichts Genaueres äußern kann oder will. Sympathisch auch seine Ansage, dass zur Trainerarbeit nicht nur „Fachkompetenz, sondern auch Sozialkompetenz gehört.“ Ihm gehe es darum, Spieler für die gemeinsame Sache zu gewinnen, einen Draht zu den Kickern zu finden, damit die auf dem Platz noch ein bisschen mehr Intensität liefern.

Das soll – und damit sagte Thioune etwas mehr zu der Spielweise, die er anstrebt – dazu führen, dass die Balleroberung, vor allem auch die RÜCKeroberung häufiger vorkommt und dass sein Team einfach öfter im gegnerischen Sechzehner auftaucht und Alarm macht. Natürlich, so DT, stünde nun im Vordergrund, bis zum Schluss über dem Strich zu bleiben; Zeit für Konzepte und deren Umsetzung sei dann nach dem Sommer.

Schön übrigens, dass der Hamburger Sportverein seinem Kurzzeittrainer nichts in den Weg gelegt hat, denn er stand ja auf deren Lohnliste. Auch Klaus Allofs lobte die Hamburger, die keinerlei Gegenleistungen für den Wechsel von Daniel Thioune zur Fortuna verlangt haben.

Mit den Verpflichtungen der drei neuen Spieler und dem Trainerwechsel hat sich Klaus Allofs auf den Schleudersitz begeben, denn nach diesen Moves ist klar, wer gehen muss, wenn’s schiefgeht. Genau: „datt Kläuschen“, wer sonst?

Die Pressekonferenz zur Vorstellung von Daniel Thioune als neuem Fortuna-Trainer:

F95-Pressekonferenz | Vorstellung von Cheftrainer Daniel Thioune im RELIVE | Fortuna Düsseldorf

Ein Kommentar

  1. Aachener am

    Hallo Herr Bartel,

    „Nicht wenige Eigenschaften, die der HSV in der laufenden Saison auf den Rasen bringt, stammen noch aus der Ära Thioune.“
    Woher nehmen Sie diese Erkenntnis? Das klingt ähnlich „sachverständlich“, wie Ihr Kommentar zu den ersten Testspielen unter Herrn Preußer: „Leute, das ist hochmoderner Fußball!“ Letzteres hat ja bekanntlich prächtig funktioniert.

    Gruß aus Aachen!