Meinung · [Dieser Artikel erschien zuerst im Vorgänger-Blog „Rainer’sche Post“ im Oktober 2008, kurz nach dem Höhepunkt des Halloween-Wahns.] Bereits im Vorjahr mutmaßte der Verfasser dieser Zeilen andernorts, dass der unselige Halloween-Hype hierzulande sein Ende gefunden haben könnte. Die Beobachtungen der vergangenen Wochen und Tage scheinen dies zu bestätigen. [Lesezeit ca. 2 min]

Wo noch vor zwei, drei Jahren jeder schmierige Supermarkt einen auf Kürbis und Horror machte, da herrscht dieses Jahr Oktoberende as usual. Das ist zunächst einmal zu begrüßen, denn von amerikanischen Bräuchen, die qua Marketingverblödung bei uns ankommen, haben viele Bürger die Nase voll. Zwar werden in der Düsseldorfer Altstadt einige Partys stattfinden, aber außer in den irischen Pubs dürfte die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November eher Vorwand für die übliche Alkoholmissbräuche und anschließende Sexualverkehre sein. Bei Lichte betrachtet braucht aber in den Zeiten der finalen Wirtschaftskrise kein Mensch mehr einen Anlass, sich zu gruseln.

Wer jetzt noch mit George-W.-Bush-Maske rumläuft, um Leute zu erschrecken, hat den Schuss nicht gehört, denn der echte Nochpräsident der Vereinigten Staaten hat deutlich mehr Menschenleben auf dem Gewissen als sie ein Michael Myers selbst bei einer weiteren Fortsetzung der Halloween-Filmreihe je erzielen könnte. Bei vielen Bundesbürger wird auch die Frage “Süßes oder Saures?” eher auf Unverständnis stoßen, denn dass die Zeiten sauer werden, erlebt inzwischen beinahe jeder am eigenen Leib. Halloween hat seinen spielerischen Schrecken verloren, weil die Realität grausig genug ist. Da hilft dann auch eine Sarah-Palin-Gesicht aus Gummi nicht, denn die verblühte Schönheit mit dem krausen Hirn aus dem fernen Kühlschrank hat spätestens in einer Woche fertig.

Freuen wir uns also, dass der Spuk vorbei ist und wir im kommenden Jahr beim Erntedankfest noch was Gutes auf dem Tisch vorfinden werden. Sicher ist das nicht, besonders dann, wenn man zu den rund sechs Millionen Arbeitnehmern zählt, die direkt oder indirekt mit der Autoindustrie und der zugehörigen Infrastruktur ihr Brot verdienen. Könnte gut sein, dass 2009 in der Nacht auf Allerheiligen der gefahrlose Spaziergang auf der Autobahn möglich sein wird. Das ist ja auch was.

[Nachtrag: Inzwischen haben zumindest die Medien eingesehen, dass Halloween kein Teil hiesiger Folklore à la Karneval ist und bezeichnen es als „Geschmackssache“. Auch umsatztechnisch scheint Halloween auch nicht mehr das zu sein, was es mal war: Kürbisfratzen in Läden sind Mangelware, Horrorkostüme zum Kaufen sind selten geworden, und die Zahl der Halloween-Partys in unserer Region hat drastisch nachgelassen.]

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