Als ich Anfang Juni auf der Ostseite der Kö an den Ständen des Bücherbummels vorbeischlenderte, saß da ein Mann mit Künstlerhut vor seinem Pavillon vor einem seiner Gemälde. Natürlich sprach ich Friedhelm Riegel an, denn ich hatte schon an den Bildern erkannt um wen es sich handelt. Nach ein paar Höflichkeiten sagte er: „Übrigens, die Bilder hier kann man alle kaufen.“ Einen Geschäftssinn hatte er schon immer, der Mann, der fast 40 Jahre lang Altbierbotschafter für Gatzweiler war und in dieser Eigenschaft dafür sorgte, dass das Bier mit dem Schlüssel von Düsseldorfer Schützen und Karnevalisten besonders gern getrunken wurde. Man nannte es Marketing, und es half der Brauerei sehr. Friedhelm Riegel aber war selbst eine dolle Nummer im Düsseldorfer Winterbrauchtum und errang in den Siebzigerjahren sogar über den Karneval hinaus deutschlandweite Bekanntheit als Humorist.

Moskau 1990 - der Altbierbotschafter bringt den Russen Gatz mit

Moskau 1990 – der Altbierbotschafter bringt den Russen Gatz mit

Wobei: Ähnlich wie heute beim rheinischen Kabarettisten Jürgen B. Hausmann (eigentlich: Jürgen Beckers) reihte Riegel in der Bütt Dönekes, Anekdoten und Beschreibungen annähernd absurder Alltagssituationen aneinander, ohne dass es ihm darum ging, durch punktgenaue Pointen Lacher einzusammeln. Die Satirezeitschrift Pardon nannte ihn 1976 sogar den („zur Zeit“) einzigen wirklich komischen deutschsprachigen Humoristen. Und damit unterschied er sich damals und die ganzen Jahre hindurch immer deutlich von einer gewissen Sorte Karnevalisten, die Humor für etwas halten, das man sich ansaufen kann. Und weil er einen Hang zum Schrägen hatte, entstand auch sein größer Hit „Rang zang zang“, mit dem er auf zahlreichen Kompilationen von Karnevals- und Witzliedern zu finden ist. Quasi Markenzeichen seiner Songs ist sein Lachen, Summen, Flüstern und Mitsprechen.

So schön malt Friedhelm Riegel unsere kleine Stadt...

So schön malt Friedhelm Riegel unsere kleine Stadt…

Gelernt hat der Mann vom Jahrgang 1935 Schaufensterdekorateur, und wie es sich für einen Düsseldorfer dieses Berufsstands gehört, hat er dann auch ein paar Semester Malerei studiert. Dass die nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind, beweist er seit seiner Pensionierung. Denn da kaufte er Leinwände, Farben, Pinsel und auch eine Staffelei und begann zu malen. Düsseldorfer Motive, versteht sich. Und das auf eine Art und Weise, dass jedem, der unsere kleine Stadt liebt, das Herz aufgeht. Manche nennen es „naive Malerei“, aber das trifft die Kunst des Friedhelm Riegel nicht annähernd. Und weil er systematisch ihm wichtige Ecken Düsseldorfs malt, entsteht mit den Jahren sogar ein Bilderbuch, das verewigt, was sich durch Bauwahn und andere Krankheiten ändert.

Unvergessen: Die Lichtburg auf der Kö - auch die hat Friedhelm Riegel verewigt

Unvergessen: Die Lichtburg auf der Kö – auch die hat Friedhelm Riegel verewigt

Also ist es beinahe Düsseldorfer Bürgerpflicht, mindestens ein Gemälde aus Friedhelm Riegels Werkstatt – er malt übrigens am liebsten vor Ort – zu erwerben und stolz im Heim zu präsentieren. Einer der diese Verpflichtung schon fast übererfüllt hat, ist mein Lieblingsrechtsanwalt Ion Makris, der in seiner Kanzlei an der Goltsteinstraße gleich eine ganze Galerie mit Werken dieses Düsseldorfer Originals eingerichtet hat. Wo man seine Gemälde kaufen kann? Am besten bei ihm selbst, und am nettesten ist es, wenn man ihn irgendwo in der Stadt trifft, anspricht und bekundet, dass man ein Kaufinteresse hat – denn einen Geschäftssinn hat er heute noch.

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