Wir haben uns ja daran gewöhnt, dass Düsseldorf seit alters her den Beinamen „die Kunst- und Gartenstadt“ trägt. Dafür, dass unser schönes Städtchen zur Kunstmetropole wurde, war natürlich die wunderbare Anna Maria Luisa de’ Medici zuständig, die zweite Gattin des verehrten Jan Wellem. Die Ehre, aus Düsseldorf eine Gartenstadt gemacht zu haben, gebührt aber dem großen Gärtner Maximilian Friedrich Weyhe.

Google-Map: der Hofgarten

Google-Map: der Hofgarten

Der entstammt einer wahren Gärnterdynastie, die mit seinem Tod noch lange nicht zu Ende war. Wobei man sich unter einem Gärtner zu jener Zeit niemanden vorstellen darf, der mit Schürze, Schere und Spaten persönlich an der Pflanzenwelt hantiert, sondern einen Gestalter; heute würde man vermutlich sagen: einen Gartenarchitekten oder einen Garten- und Landschaftsplaner. Die Vorstellung, öffentliche Parkanlagen für die Bürger einer Stadt herzurichten, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Karriere des Max Weyhe begann, ganz frisch und modern. Zuvor gehörten gestaltete Gärten immer zu den Schlössern der Fürsten.

Die Planung für die Grünanlagen und Parks von 1809 (via Wikimedia)

Die Planung für die Grünanlagen und Parks von 1809 (via Wikimedia)

Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden, vor allem in England und Frankreich, sogenannte „Volksgärten“, also Grünflächen für Jedermann. Aber es war erst der legendäre Landschaftskünstler Fürst Pückler, der die Vorstellungen von gestalteten Landschaften, die von den britischen Inseln kamen, auch auf dem Kontinent umsetzte. Revolutionär aber die Tatsache, dass er seine Parks fürs Volk öffnete. Während aber die französische Gartenkunst auf Geometrie setzte, ahmten Pückler und seine Nachfolger existierende Landschaften nach, wobei sie diese idealisierten. Diese Art der Parkgestaltung wirkte das gesamte 19. Jahrhundert über in ganz Europa und Nordamerika.

Maximilian Friedrich Weyhe auf einer zeitgenössischen Lithografie (via Wikimedia)

Einer der fleißigsten und erfolgreichsten Vertreter dieser Kunst war eben Max Weyhe, der 1804 in Düsseldorf Hofgärtner war und auf optimale Voraussetzungen für seine Visionen stieß. Denn das Großherzogtum Berg, dessen Hauptstadt der Ort war, gehörte den Franzosen unter Napoleon. Und der erließ 1811 ein Dekret, dass jedes Jahr 100.000 Franc in die Verschönerung und Entwicklung der Stadt investiert werden sollten und dass die Stadt Eigentümer aller Grundstücke im Bereich der ehemaligen Festungsanlagen wurde. Weyhe, der bis dahin nur für das Stück Hofgarten zuständig war, dass zum Schloss Jägerhof gehörte, schlug vor, einen Ring aus Parkanlagen um die heutige Altstadt und die brandneue Carlstadt zu legen. Und zwar auf den städtischen Grundstücken der ehemaligen Bastionen unter Einbeziehung der zugehörigen Grabenanlagen.

Die berühmte goldene Brücke im Hofgarten an der Landskrone (eigenes Foto)

Die berühmte goldene Brücke im Hofgarten an der Landskrone (eigenes Foto)

Die Realisierung dieses Vorhabens zog sich alles in allem über mehr als vierzig Jahre hin und konnte zum Glück fortgesetzt werden, nachdem 1813 Düsseldorf von den Preußen übernommen wurde. Der erste große Wurf des Parkgestalters, der für das Projekt höchstpersönlich mehr als eintausend Zeichnungen und Pläne anfertigte, war die Gegend zwischen dem Gebiet nördlich von Stadtschloss und St. Lambertus sowie der später Königsallee genannten Straße, die er in die Planung mit einbezog. Noch heute sind Struktur und viele Details, die Weyhe erdacht hatte, bestens zu erkennen, zum Beispiel an der Landskrone (Kö-Bogen). Dabei handelt es sich nicht um ein stehendes Gewässer, denn der Weiher wird durch die nördliche Düssel gespeist und versorgt auch den von Weyhe erstellten Kö-Graben.

Kaiserteich und Schwanenspiegel aus der Luft (Foto: Walter Koch via Wikimedia; siehe Bildnachweise unten)

Kaiserteich und Schwanenspiegel aus der Luft (Foto: Walter Koch via Wikimedia; siehe Bildnachweise unten)

Auch der Kaiserteich, der Schwanenspiegel und der Spee’sche Graben bekommen ihr Wasser von der Düssel; in diesem Fall aber von deren südlichem Arm. So ist bis heute die Lage der Befestigungsanlagen zu erkennen, die Düsseldorf über gut einhundertfünfzig Jahre militärisch sicherte. Aber Weyhe, obwohl ein ausgezeichneter Kenner der Pflanzenwelt und Mitautor eines Standardwerks jener Zeit, dachte vor allem als Planer. So ließ er 1811 etwa auf Höhe der heutigen Kunstakademie den geforderten neuen Sicherheitshafen anlegen und das Rheinwerft bis dorthin verlängern. Der Aushub für den Hafen ließ er im Hofgarten aufschütten; diese Erhebung ist als Napoleonberg bekannt.

Am Spee’schen Graben (2011; eigenes Foto)

Südlich und westlich der Carlstadt bildete die Düssel ein sumpfiges Gelände. Dies ließ er trockenlegen und mit einer neuen Parkanalage krönen – Kaiserteich und Schwanenspiegel. Und weil Weyhe auch in historischen Dimensionen dachte, blieb der Spee’sche Graben in seiner ursprünglichen Kontur erhalten. Unterbrochen wurde der Grüngürtel nur durch den Exerzierplatz der Kaserne (daher der Name dieser Straße), an dessen Stelle 1838 der Bergisch-Märkischen Bahnhof und 1845 gleich neben an der Köln-Mindener Bahnhof errichtet wurde – beides auf dem Gebiet, dass wir heute Graf-Adolf-Platz nennen. Das Ende bildete das Berger Tor, das ungefähr auf Höhe des heutigen Stadtmuseums existierte.

Am Schloss Eller (A.Otto)

Am Schloss Eller (Foto: A. Otto)

Auch wenn die geschilderten Grünanlagen möglicherweise das Hauptwerk des Maximilian Friedrich Weyhe darstellen, hat Düsseldorf ihm noch eine ganze Reihe anderer Parks zu verdanken, zum Beispiel den Schlosspark Eller, ein besonders typisches Beispiel für seine gestalterische Philosophie. Auch die Modernisierungen des Kalkumer und des Benrather Schlossparks tragen seine Handschrift. Den neueren Teil des Lantz’schen Parks hat er entworfen, und für die Umgestaltung und Erweiterung des Golzheimer Friedhofs war er verantwortlich. Die Vollendung des Parks von Schloss Mickeln erlebte er nicht mehr.

Düsseldorf hat diesen großen Garten-, Park- und Landschaftsarchitekten mehrfach geehrt. Die uralte Straße, die von Pempelfort aus zum Ratinger Tor führt und den neuen Hofgarten von der Landskrone trennt, heißt nach ihm Maximilian-Weyhe-Straße. Im Hofgarten steht ein Weyhe-Denkmal, im Schlosspark gibt es einen ihm gewidmeten Gedenkstein; schließlich hat man auch die Säule auf seinem Ehrengrab auf dem Golzheimer Friedhof restauriert und als weiteren Gedenkort gestaltet.

Blick über den Platz zum Kö-Bogen (vor dem 1. Weltkrieg)

Blick über den Platz zum Kö-Bogen (vor dem 1. Weltkrieg)

Aus heutiger Sicht müssen wir Düsseldorfer dem Max Weyhe nicht nur dankbar für die wunderbaren Parks und Grünanlagen sein, sondern dafür, dass sein Konzept immer noch als eine Art Schutzschirm für die Altstadt und die Carlstadt wirkt, dass der Grüngürtel verhindert, dass immer mehr Geschäftshäuser die Innenstadt zu einem Mini-Manhattan haben verkommen lassen, denn dass es mit dem Dreischeibenhaus genau ein markantes Hochhaus an der Hofgartenstraße gibt, hat eine Menge mit der Struktur zu tun, die Weyhe für unsere Stadt erdacht hat.

[Bildnachweis – Kaiserteich und Schwanenspiegel: Walter Koch via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 4.0;]

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