Am Donnerstag, dem 10. Dezember 2015 soll der Rat der Stadt über die Zukunft der verbliebenen Gaslaternen in Düsseldorf befinden. Die Verwaltungsvorlage sieht vor, dass weitere – denn in den vergangen Jahren hat man dies schon getan – 10.000 Gaslaternen in der Stadt durch moderne LED-Leuchten ersetzt werden sollen. Momentan sieht es so aus, als würde es eine Mehrheit für diese Vorlage geben. Dagegen wehrt sich die „Initiative Düsseldorfer Gaslicht„. Unterstützt wird sie dabei u.a. von den Düsseldorfer Jonges, die für Samstag um 12 Uhr zu einer Kundgebung an der Landskrone aufrufen. Genau wie die Initiative kritisiert der Heimatverein, dass die Stadtverwaltung kein überzeugendes Konzept vorgelegt habe und fordern mehr Bürgerbeteiligung und volle Transparenz bei den Kosten. Denn was zunächst als eher unwichtige Aufregung irgendwelche mittelbürgerlichen Romantiker erscheint, hat einen handfesten Kern in Sachen Finanzen.

Wie immer spricht sich der grenzpopulistische OB irgendwie für den Erhalt der Gaslaternen aus, meint damit aber die 4.000 Leuchten, die ohnehin unangetastet bleiben sollten. Tatsächlich ist in der Vorlage von rund 10.000 Beleuchtungskörpern im öffentlichen Raum die Rede, die ersetzt werden sollen. Laut Verwaltung soll die Umrüstung pro „Lichtpunkt“ 4.000 Euro kosten. Die Erfahrungswerte sprechen eine andere Sprache wie die Initiative in einer Beispielkalkulation (PDF-Link) vorrechnet. Bei der Umrüstung in Lohausen und u.a. auch in Frankfurt am Main ergaben die Abrechnungen rund 10.000 Euro pro Austausch. Bei 10.000 Laternen summiert sich die ganze Angelegenheit auf schlappe 100 Millionen Euro!

Die Verwaltung rechnet pro neuer LED-Laternen mit Kosten (Zinsen und Abschreibung auf 40 Jahre) von 280 Euro pro Jahr. Geht man aber von 10.000 Euro pro neue Leuchte aus, müssen 700 Euro pro Jahr gerechnet werden. Ob die angegebene Einsparung durch die Umstellung von Gas auf Strom pro Laterne tatsächlich je 20 Euro pro Jahr ergibt, hängt erheblich von den jeweiligen Bezugspreisen aus. Von heute aus betrachtet könnte eine LED-Lampe pro Jahr durch Zinsen und Abschreibung sogar Mehrkosten von etwa 400 Euro im Jahr erzeugen, was einer Belastung des städtischen Haushalts von jährlich vier Millionen Euro entspräche. Diese Kostenrechnung wurde den Mitgliedern des Rates der Stadt jedoch so nicht von der Verwaltung vorgelegt, sondern von der Initiative ermittelt.

Mindestens ebenso wichtig wie die Kostenfrage ist aber auch das Thema „Gaslicht“ selbst, das nicht nur die Düsseldorfer bewegt, sondern einen europaweit aktiven Verein. Tatsächlich verfügt Düsseldorf als eine von ganz wenigen Städten in Europa überhaupt noch über ein Leitungsnetz, das den Betrieb von Gaslaternen erlaubt – dies eine Errungenschaft der frühen Industriejahre, die sich über gut 100 Jahre in jeder Hinsicht bewährt hat. Tatsächlich ist die Mehrheit der noch existierenden 14.000 Gaslaternen in der Stadt technisch auf einem guten Stand, und wer nachts durch Straßen mit Gasbeleuchtung spaziert, weiß um die heimelige, aber ausreichende Beleuchtung mit diesen Laternen. Gerade diese besondere Qualität der Gaslaterne wird durch die Umstellung auf LED-Licht zunichte gemacht, denn technisch bedingt erzeugen Laternen mit dieser Form elektrischen Lichts eine ehr kühle Atmosphäre und zeichnen zudem relativ scharf abgegrenzte Lichtkegel auf Gehsteig und Fahrbahn,

Vorgestern am Abend versahen Mitglieder der Initiative Düsseldorfer Gaslicht in allen Stadteilen Gaslaternen mit einer auffälligen gelben Banderole, die Passanten auf das Thema aufmerksam machen sollen. Diese Aktion gehört genau wie die Demonstration am morgigen Samstag zum Widerstand der Düsseldorfer Bürger gegen das sinnlose Abreißen und Ersetzen der über Jahrzehnte bewährten Gaslaternen.

[Foto: (c) Grzegorz Bieniek]

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