[Der folgende Beitrag über die merkwürdige Historie des Düsseldorfer Profi-Basektballs erschien zuerst am 22.03.2011 im Vorgängerblog „Rainer’sche Post“]
Das aus Leverkusen angelockte Plastikteam mit dem blöden Namen „Giants“ ist nicht nur spochtlich abgestiegen, sondern hat heute Insolvenz angemeldet. Wieviel Steuergelder hat die Söldnertruppe insgesamt verbrannt?

Manchmal steht man als (mehr oder weniger) braver Bürger und aufrechter Steuerzahler sprachlos vor den Aktionen gewählter Volksvertreter und vor allem deren Argumentationen. Vergangene Woche hieß es:

Die Grünen können sich, so ihr Fraktionssprecher Günter Karen-Jungen, eine jährliche Förderung des Profisports von einer Million Euro vorstellen.

Das bedeutet konkret, dass die Profi-Basketballer der Düsseldorf Giants, für die sich außer rund 2.300 Zuschauern in einer Stadt mit fast 600.000 Einwohnern keine Sau interessiert, eine „Extra-Spritze“ von 480.000 Euro bekommen sollen – denn sonst droht den Korbwerfern die Pleite. Dass sich der grüne Spochtexpechte Karen-Jungen – übrigens auch Mitglied im Aufsichtsrat der Fortuna – nun für die erfolgsarmen Profis stark macht, verwundert doch sehr.

Denn eigentlich ist es die hiesige FDP, die – vor dem Absturz in die politische Bedeutungslosigkeit – an einem Konzept für den Profisport werkelte. Was Karen-Jungen euphemistisch „Förderung“ nennt, heißt woanders schlicht „Subventionen“, und bei dem Thema sind die Freiliberalen ja Experten; vorausgesetzt, es gibt eine Lobby für den Subventionsempfänger, die zu pampern sich lohnt. Im vorliegenden Fall heißt die Lobby Begale. Die ehemalige linke und rechte Hand des verstorbenen OB Erwin (dessen Erbe ja die Stadt derzeit ohnehin schwer belastet) wurde nach dessen Tod auf den Posten der Geschäftsführerin der sportAgentur Düsseldorf GmbH verklappt, wo man hoffte, sie würde keinen weiteren Schaden anrichten. Nun interessiert sich die alleinerziehende Mutter bekanntlich nicht für den Amateursport, sondern bloß für das Sport-Business, also die Proficlubs.

Sportstadt Düsseldorf

Schon ihr Herr und Meister vertrat in seiner Zeit als Vorsitzender des Sportausschusses der Stadt, also lange bevor er überraschend (um nicht zu sagen: schockierend) zum OB gewählt wurde, die These, der Profisport sei ein wesentlicher Image-Faktor einer Großstadt. So entstand zunächst das Konzept „Sportstadt“ und nach seiner Machtergreifung die Sportagentur als Unterabteilung von Düsseldorf Marketing und Tourismus. Die Theorie besagt, dass ein erfolgreicher Profisportverein die Stadt glänzen lässt und dass ja die auswärtigen Sport-Event-Kunden Geld dalassen würden, das wiederum Steuern in die Stadtkassen spült.

Gerade bei den Mannschaftssportarten ist das natürlich nackter Blödsinn. Die maximal 7.000 Auswärtsfans bei Spielen der Fortuna bringen allerhöchstens 350.000 Euro Umsatz pro Spieltag, was nach der Faustformel für ungefähr 3.500 Euro zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen bringt. Man multipliziere mit 20 (Anzahl der Heimspiele, großzügig gerechnet…) und kommt auf 70.000 Euro pro Jahr… Tatsächlich sorgt eine erfolgreiche Mannschaft – und das ist die Fortuna derzeit – für mehr Erwähnungen der Stadt in den nationalen Medien. Wozu immer das gut sein soll.

Bei einem erfolglosen Team, dem im Schnitt 2.300 Leute beim Ballspiel zuschauen mögen, kann weder von einem Image-Gewinn, noch von Steuermehreinnahmen die Rede sein. Also basteln sich die lobby-hörigen Politiker Begründungen, die am besten in die Kategorie In-die-Tasche-gelogen passen. Die Giants, so Karen-Jungen, die würden ja jetzt ganz doll den Breitensport fördern, in dem die Profispieler die Schulen besuchten und auch eine Kooperation mit einem Amateurverein gäbe es jetzt.

Magics weggemobbt

Zu allem Überfluss sind die Giants ein Team, das erst vor knapp zwei Jahren nach Düsseldorf transportiert wurde. Vorher fristeten die vorwiegend US-amerikanischen Gastarbeiter ihr karges Dasein als Spieler des Werksteams von Bayer Leverkusen. Als das Ende der Finanzierung durch den Konzern feststand, machten sich der verstorbene OB Erwin und seine Assistentin Christina Begale daran, das Team in die Landeshauptstadt zu holen.

Dabei gab es bereits Profibasketball in Düsseldorf. Im Jahr 2002 war die erste Mannschaft des ART in eine GmbH ausgegliedert worden, die als Düsseldorf Magics am Spielbetrieb der zweiten Basketballbundesliga teilnahm. Hauptsponsor war der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener. Dieser hatte sich im Zusammenhang mit der windigen Finanzierung der Düsseldorfer Multifunktionsarena mit dem damaligen OB Erwin angelegt und wurde von diesem spätestens seit 2006 als Volksfeind Nr. 1 behandelt. Natürlich nahm daraufhin die Begale die Düsseldorf Magics in Sippenhaft. Gerald Wagener sagte dazu in seinem Schlusswort bei den Magics (Orginal leider nicht mehr online):

Es gibt – glaube ich – wenige Journalisten, bei denen mich Frau Begale, die Geschäftsführerin der DMT – nach den mir zugetragenen Informationen – noch nicht als Mitglied der Russenmafia tituliert haben soll. Schlimmer ist, dass während der gesamten Saison 07/08 fortwährend übler Druck auf die Magics ausgeübt wurde. So hatte unser Geschäftsführer Klaus Wischnitzki phasenweise Angst um seinen Job bei der Stadt Düsseldorf. Wir haben klare Hinweise, dass es auch Frau Begale gewesen sein soll, die die Leitung des Burg Wächter Castellos angewiesen hat, Fans unliebsame Plakate durch die Security wegnehmen zu lassen.

Im Klartext: Erwin und Begale bemühten sich um die (finanziell nicht gesicherten) Giants, obwohl mit den Magics ein wirtschaftlich gesundes Team in der Stadt existierte und einen Mietvertrag für die Halle mit dem blöden Namen „Burgwächter Castello“ besaß. Nach einem umfassenden Mobbing in der Saison 2007/08 kündigte der Trägerverein der Halle auf Druck der Stadt (Erwin weilte noch unter den Lebenden) diesen Mietvertrag. Gleichzeitig wurde der Umzug der Giants besiegelt. Die Zweitligalizenz der Magics wurde übrigens an den FC Bayern München übertragen, die Magics aufgelöst. Statt dessen spielen die Herren des ART – übrigens eine der wenigen Traditionsmannschaften im deutschen Basketball – in der fünftklassigen Oberliga 2.

Subventionen statt Politik

Und diese wurzellosen, durchamerikanisierten Profiwerfer sollen wir Steuerzahler jetzt subventionieren? Das kann ja wohl nicht wahr sein. Dass zu diesem Thema eine öffentliche Debatte entstanden ist, hat die Stadtpolitiker aufschrecken lassen:

Die Politik will einen Schlussstrich unter die öffentliche Diskussion um Zuschüsse für Profi-Sportvereine ziehen. Das haben Vertreter aller Fraktionen gestern nach dem Sport-Gipfel mit Vertretern von städtischer Sportagentur und Sportverwaltung angekündigt. Es bestehe Einvernehmen darüber, dass die Stadt auch künftig Profivereine finanziell unterstützen werde. [Quelle: RP-Online vom 02.02.2010]

Das finden die Sozen „nicht schlüssig“. Es könne ja nicht sein, dass die Stadt bei den Giants die Hälfte des Etats übernimmt, weil ein Sponsor abgesprungen ist. Dass das Team weder populär, noch sportlich erfolgreich ist, bleibt unbeachtet.

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