Bericht · Es ist seit Jahren Tradition, dass ich mit einem guten, alten Kumpel mindestens einmal im Jahr nach Benrath pilgere, um dort ein Spiel der Düsseldorf Panther zu sehen. Gestern war es wieder so weit, und es war wieder so schön wie immer. Jedem, der sich nur einen Hauch für American Football interessiert, sei dringend geraten, es uns gleichzutun. Die letzte Gelegenheit vor den Relegationsspielen gibt es am 28. August, wieder im Stadion des VfL Benrath und dann gegen die Lübeck Cougars. Gestern waren die alten Lokalrivalen aus Langenfeld zu Gast … und gingen chancenlos unter. [Lesezeit ca. 4 min]

Nun pflügt sich das Team des großen deutschen Traditionsvereins, der dieses Jahr schon seinen 43. Geburtstag feiern durfte, in der laufenden Saison durch die zweite Liga (die im American Football GFL2 heißt) und hat bisher nur einmal, wenn auch klar, mit 7:38 in Rostock verloren. Der Roster ist sehr gleichmäßig besetzt, mit Michael Anthony Eubank gibt ein ehemaliges Toptalent des College-Footballs den Quarterback. Das macht die Offense variantenreich, und die Defense steht meist sicher. Gestern hatten es gerade die D-Leute ziemlich einfach, denn die Longhorns hatten genau einen ernsthaften Mann an Bord: den Wide Receiver mit der #2 namens Jarvis McClam. In den ersten beiden Quarters machte er der Panther-Defense das Leben schwer, in der zweiten Spielhälfte hatten sie ihn im Griff, und er wirkte zudem ein bisschen müde.

Panther vs Longhorns: Auf dem Weg in die Pause (Foto: TD)

Panther vs Longhorns: Auf dem Weg in die Pause (Foto: TD)

Gespielt wird in 12-Minuten-Quartern nach den Regeln der GFL, die sich mehr am US-amerikanischen College-Football orientieren als an der NFL. Die Unterschiede finden sich nur in Details. Wer also regelmäßig American Football im TV guckt, wird keine Probleme haben, dem Spiel zu folgen. Wobei: unter den geschätzten 400 Zuschauern hätte man wohl niemand gefunden, der zuvor noch nie ein Football-Spiel gesehen hat. Trotzdem konnte es der Stadionsprecher nicht lassen, zu fast jedem Spielzug seinen Regelsenf abzugeben, was teilweise in unfreiwilliger Komik endete. Ein Regelunikum ergab sich im letzten Quarter, als ein Panther wegen Ausrüstungsmängeln des Platzes verwiesen wurde.

INFO: Die Düsseldorfer Panther wurden 1978 gegründet und sind zusammen mit den Franfurter Löwen, die sich bereits 1985 wieder auflösten, der älteste Football-Club Deutschlands. In der ewigen Hall of Fame der Deutschen Meister bzw. German-Bowl-Gewinner belegen sie gemeinsam mit den Cologne Crocodiles hinter den Braunschweig Lions mit sechs Titel den geteilten zweiten Platz. Als einziges deutsches Team gewann sie 1995 den Eurobowl. Die Erfolge der Panther lösten in den späten Achtzigern in der Region zeitweise einen regelrechten Football-Boom aus – in der Spitze waren es sieben Team aus einem Umkreis von 50 Kilometern, die in einer der drei obersten Ligen antraten. Mehr und sauber recherchierte Fakten findet man in der Wikipedia.

Panther vs Longhorns: Taktikbesprechung am Spielfeldrand (Foto: TD)

Panther vs Longhorns: Taktikbesprechung am Spielfeldrand (Foto: TD)

Rein sportlich war das Game einigermaßen langweilig, weil die Gäste aus der Nachbarschaft einfach chancenlos waren. Trotzdem reichte es im ersten Quarter, das extrem schnell zu Ende ging, nur zu einem Fieldgoal für die Hausherren. Im zweiten Viertel gab es dann zwei schnelle Touchdowns für die Panther, und das war’s dann auch schon. So souverän die Männer in Black in der ersten Hälfte auftraten, so schludrig gingen sie in den beiden letzten Quartern mit ihren Möglichkeiten um. Die Longhorns hatten dagegen nur einen Fieldgoal-Versuch, der misslang, und kamen lediglich einmal auch nur in die Nähe eines Touchdowns.

Panther vs Longhorns: Ein Touchdown wollte im letzten Quarter nicht mehr gelingen (Foto: TD)

Panther vs Longhorns: Ein Touchdown wollte im letzten Quarter nicht mehr gelingen (Foto: TD)

Aber, wenn man sich im Niemandsland zwischen Benrath und Reisholz auf diesem altehrwürdigen Sportplatz einfindet, geht es nicht nur um Football und die Panther, sondern auch ums Erlebnis – wie in den USA, wenn die Familien sich zusammenfinden, um zuzuschauen, wie sich die Teams der lokalen Highschools messen. Die Atmosphäre ist – nicht nur, wenn die Düsseldorfer in der GFL2 vor 400 Leuten spielen, sondern auch wenn das Stadion in der ersten Liga gut gefüllt ist – durchweg familiär. Das beginnt beim (übrigens auch unter Corona-Bedingungen perfekt organisierten) Einlass und setzt sich beim Imbiss- und beim Getränkestand fort, die von Vereinsmenschen betrieben werden. Da gehören dann übrigens jede Menge selbstgebackener Kuchen und Kaffee dazu. Man kann problemlos Kinder mitbringen (Hunde leider nicht) und muss die nicht ständig unter Beobachtung halten. Und wer sich ein bisschen auskennt, erkennt die vielen Panther-Veteranen, die sich einfinden, um ihr Team zu unterstützen.

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