Bericht · In den Jahren kurz nach der Fertigstellung war das Rank-Xerox-Hauptquartier am Seestern eine auffällige Landmarke; den aus mehreren sechseckigen Baukörpern aus schierem Beton zusammengesetzten Komplex konnte man aus verschiedenen Blickrichtungen sehen – er wirkte wie ein künstliches Gebirge. Inzwischen hat man das gesamte Büroviertel mit gesichtslosen Halbhochkästen verhaust, die dem RX-Haus bis auf wenige Meter auf den Leib gerückt sind. Und der ehemalige Fotokopiergigant Rank Xerox residiert hier auch schon lang nicht mehr. Und so ist dieses perfekte Beispiel für den Brutalismus ziemlich ins Hintertreffen geraten. [Lesezeit ca. 2 min]

Dieser in den 50ern entstandene Baustil, der die Architektur weltweit bis in die 80er stark beeinflusste, hat heutzutage einen schlechten Ruf. Man verbringt ihn mit schmuddeligem Sicht- oder gar Waschbeton in Verbindung, mit phantasielosen Klötzchen oder gewalttätiger Großarchitektur, gern auch in nicht demokratisch verfassten Staaten. Dabei handelt es sich eigentlich nur um den Versuch, dem noch recht neuen Baustoff Beton eine angemessene Ausdrucksform zu geben und Bauten vom sinnfreien Ornament zu befreien. Tatsächlich werden heutzutage hässliche Bauwerke dem Brutalismus zugeordnet, die mit diesem Stil nichts zu tun haben.

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Und – wie man am rostigen Haus an der Rossstraße sehen kann – bedeutet Brutalismus nicht zwangsläufig Beton. Im Falle des Rank-Xerox-Hauses ist dieser Baustoff allerdings das tragende Element, nicht nur, was die Statik angeht, sondern auch im ästhetischen Sinne. Geplant wurde es von Hentrich, Petschnigg & Partner, die Bauarbeiten zogen sich von 1966 bis 1971 hin. Äußerlich und innerlich hat sich das Gebäude seitdem kaum verändert.

Auf der Google-Map erkennt man die Gruppierung. Um einen sechseckigen Bau in der Mitte sind drei weitere, ebenfalls sechseckige Baukörper angeordnet. Das mittlere Sechseck ist unregelmäßig und deutlich kleiner als die drei Satelliten und beherbergt die Treppen, Aufzüge, Sanitärräume und die technischen Anlagen. An der Spitze verjüngt es sich zu einem Dreieck, dessen Flächen früher das RX-Logo trugen. Die eigentlichen Bürosechsecke sind zueinander jeweils um die halbe Geschosshöhe versetzt und durch Treppen miteinander verbunden. Umlaufend gibt es gleichförmige Fensterbänder mit Fluchtbalkonen mit Gitterrosten davor; die Scheiben sind braun getönt.

Google-Map: Das Rank-Xerox-Haus am Seestern von oben

Google-Map: Das Rank-Xerox-Haus am Seestern von oben

Durch die ganzen Achtzigerjahre hindurch hatte ich beruflich öfter mit Rank Xerox zu tun und war häufig im Rank-Xerox-Haus zu Gast, das innen von ähnlicher Strenge ist wie von außen. Hier herrschen warme Farben, vor allem Brauntöne vor; zum Beispiel im Teppichboden, bei den Steckdosen und Lichtschaltern. Die Grundrisse der Büros und Besprechungsräume sind durchweg unregelmäßig. Ob sich an der Aufteilung im Inneren etwas geändert hat, ist mir nicht bekannt. Bei meinem Rundgang im April 2021 traf ich Mitarbeiter der dort residierenden Lindner-Gruppe, die bereitwillig Auskunft gaben: Ja, das Haus sei ein angenehmer Arbeitsplatz, sie würden gern dort ihre Bürotage verbringen.

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