Bericht · Etwa 120 Sekunden waren noch zu spielen, als DEG-Coach Harry Kreis eine Auszeit nahm. Dessen heute im grünen Ausweichdress antretende Mannschaft – ein Trikot, das verdächtig nach dem des Sportbund Rosenheim der späten 80er aussah – lag zu diesem Zeitpunkt etwas unglücklich mit 3:4 im Rückstand, nachdem Phil Hungerecker kurz zuvor einen ebenso schön herausgespielten wie schlecht verteidigten Konter erfolgreich abgeschlossen hatte. Auszeit also. Der Schreiberling saß zu diesem Zeitpunkt im Unterrang der Haupttribüne auf Höhe der blauen Linie, exakt gegenüber der Wolfsburger Spielerbank. Und konnte von dort aus zuhören, was Gästetrainer Pat Cortina seinen Mannen mit auf den Weg gab. [Lesezeit ca. 3 min]

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Die Absurdität der Geisterspiele

Man muss sich das einfach vergegenwärtigen, um einen Eindruck von der Absurdität solcher Geisterspiele zu gewinnen: Crunchtime, 3:4, Hochspannung – und man hat kein anfeuerndes, mitgehendes, wogendes Publikum in der Halle, sondern man kann mithören, was ein Trainer in 35 Metern Entfernung erzählt. Man konnte während des Spiels auch schön hören, wie der Wolfsburger Keeper Strahlmeier seine Verteidiger instruierte („Hast Zeit!“), warnte („Two men coming“) oder, äh, Verbesserungsvorschläge unterbreitete („Pass doch auf, ey!“). Man konnte während des Spiels auch schön hören, wie der Schiedsrichter DEG-Stürmer Jerome Flaake dessen 2-Minuten-Strafe erläuterte („Doch, isso.“). Ziemlich schräg, das.

Abgesehen von den Teams und deren Entourage werden um die 70 Menschen in der Halle gewesen sein – Techniker*innen, TV-Mitarbeiter*innen, ein paar Journalisten, einige Fotograf*innen und eine Reihe Fan-Ordner, wobei man bei der letztgenannten Gruppe schon auch die Frage stellen darf, welche der nichtanwesenden Fans denn da durch sie geordnet werden sollten. Aber sei’s drum und ihnen die Anwesenheit gegönnt. Diese alles in allem ziemlich skurrile Situation hinderte die Hallenregie freilich nicht daran, das volle glitzernde Vorprogramm laufen zu lassen, Schneewalzer und Altbierlied inklusive. Geschunkelt wurde dabei allerdings nicht, das hätte bei noch zwei anderen Menschen in meinem Block wohl auch noch etwas blöder ausgesehen als ohnehin schon.

Fußball ohne Zuschauer ist schon ziemlich daneben, aber beim emotionaleren Hockey ist es noch schlimmer. Sorge bitte mal jemand dafür, dass dieses dösige Virus ins Nirwana entfleucht, damit man endlich wieder vernünftig Sport gucken kann. Dann übrigens bitte gerne auch wieder in vorzeigbaren Hemdchen, aber das nur am Rande.

Zurück zum Sport

Apropos Sport: Der DEG ist mit 22 Sekunden Restspielzeit tatsächlich noch das 4:4 gelungen, erzielt durch Rückkehrer Daniel Fischbuch, der sich mit einiger Gewissheit als Königstransfer entpuppen wird. Während andere Spieler noch sichtlich nach ihrer Form suchen (allen voran Bernhard Ebner und Maxi Kammerer), war Fischbuch wie schon bei den bisherigen Spielen an so ziemlich jeder gefährlichen Situation beteiligt. Dessen erstes Saisontor nach bislang sechs Vorlagen war wirklich überfällig.

Diese 22 Sekunden Restspielzeit reichten aber leider auch noch dafür, sich eine Spielverzögerungsstrafe einzuhandeln, weshalb die Verlängerung in Unterzahl begonnen werden musste. Und so auch beendet wurde, weil Garrett Festerling mit einem unhaltbaren Schrägschuss ins Dreieck nach gerade einmal 32 Sekunden für ein abruptes Ende der Partie sorgte. Es hätten heute ebenso gut null wie auch drei Punkte sein können, da muss man den einen jetzt einfach mal nehmen. Aussuchen kann man es sich ja ohnehin nicht.

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