Heute wurde ein wunderbarer Artikel aus der ZEIT über die DEG von früher verbreitet – über die Zeiten, in denen man mit der guten alten S7 zum Zoo gefahren ist, in denen man auf dem Weg zum Tempel an der Brehmstraße noch am Kiosk gehalten hat, um die Bier- und Rumvorräte aufzufüllen, in denen man zwei Stunden vor dem ersten Bully auf seinem Platz stand und in denen ein großer Querschnitt der Gesellschaft, vom Chefarzt bis zum Hilfsarbeiter, für zweieinhalb Stunden absolut gleich und gleichberechtigt war – DEG-Fan und sonst nichts. In diesen Zeiten wäre ein Spiel wie heute unentschieden ausgegangen.

Was so schlimm daran ist, ein Spiel, das nach 60 Minuten keinen Sieger hat, unentschieden ausgehen zu lassen und sich die Punkte friedlich zu teilen, habe ich nie verstanden. Aber im Eishockey, das so durchkommerzialisiert ist, hat sich schon vor etlichen Jahren die finale Amerikanisierung durchgesetzt, und Amis empfinden bei Unentschieden geradezu körperliche Schmerzen. Die brauchen einen Sieger, immer. Also wird auch in Deutschland und überall sonst auf der Welt gespielt, bis ein Sieger feststeht. Seit einigen Jahren geht das für fünf Minuten mit drei-gegen-drei. Mit Eishockey hat das wenig zu tun, wenn so wenige Spieler soviel freies Eis um sich herum haben, aber die zentralen Aufgaben dieser Overtime (fast hätte ich altmodisch „Verlängerung“ gesagt) sind nun mal auch, erstens einen Sieger zu finden und zweitens für Drama zu sorgen.

Das immerhin hat heute funktioniert, denn die fünf Minuten der Verlängerung waren die einzige Phase des Spiels, in der die DEG das substantiell stärkere Team war. Über die 60 Minuten zuvor war das tied game (für Altmodische: Gleichstand) durchaus glücklich für die rot-gelben Helden, die trotz des Rückenwinds nach vier Siegen in Folge gegen den punktemäßig mal wieder strauchelnden Rivalen von rheinaufwärts überhaupt nicht in die Gänge gekommen waren. Das 1:0 (Barta) fiel komplett aus dem Nichts, überhaupt waren die Haie während der ersten 30 Minuten das eindeutig bessere Team und der 1:1-Zwischenstand nach zwei Dritteln aus DEG-Sicht recht glücklich.

Im dritten Drittel agierten die Teams dann auf Augenhöhe, die besseren Chancen waren aber weiterhin für die Fische zu verzeichnen. Jones’ spätes 1:2 wurde durch Ebners ganz spätes 2:2 egalisiert, und endlich kam auch ein wenig Derby-Gefühl auf, als zunächst Sebastian Uvira verzweifelt (und letztlich erfolglos) nach einem Gegner für eine Schlägerei gesucht und dann Jones sein Treffer durch Gepose vor den Fans gefeiert hat. 2:2 also, demnach Verlängerung in der geschilderten Zirkus-Version. Von den 4:57 Minuten, die diese Verlängerung dauerte, hatte die DEG wohl weit über 3 Minuten den Puck, und in dieser Zeit gab es etliche gute Gelegenheiten, die Partie zu entscheiden, darunter einen Lattenschuss von Jeremy Welsh. Die Bude machten dann die anderen – ganze 3,7 Sekunden vor dem Ende. So blieb den gut 12.000 Zuschauern im leider nicht ausverkauften Dome zumindest die Zirkus-Maximal-Version des Penalty-Schießens erspart. Man muss ja schließlich einen Sieger finden.

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