Bericht · „Der Punkt in Straubing ist der Beginn einer Siegesserie, und da möchte ich bei sein.“ Mit diesen Worten hat der Schreiberling seine Arbeitskarte für das Spiel der wunderschönen DEG bei deren Pressestelle geordert. Man muss sich ja Mut machen, wenn dieser eine Punkt in Straubing der erste und einzige war, der in den letzten acht Spielen geholt worden ist. 24 Punkte sind seitdem verteilt worden, 23 davon gingen an die diversen Gegner. Gut ist anders. [Lesezeit ca. 5 min]

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„Die DEG gewinnt das Dingen heute. Basta.“

So die weltöffentliche Ankündigung des Schreiberlings vor dem ersten Bully. Die ihm ein „Ich nehme dich beim Wort“ einbrachte. Da spürt man dann schon einen gewissen Druck. Wie auch, und das ist fast noch wichtiger, die Spieler selbst, denen die Niederlagenserie unübersehbar in den Köpfen und in den Beinen herumschwirrte. Zu Beginn der Partie ging absolut überhaupt gar nichts, obwohl doch das Team endlich wieder komplett ist – sechs Verteidiger, vier Sturmreihen, alles gut. Aber halt nur numerisch, ansonsten war es … optimierungsfähig.

DEG vs Nürnberg: Geisterspiele sind deprimierend (Foto: Smicek für TD)

DEG vs Nürnberg: Geisterspiele sind deprimierend (Foto: Smicek für TD)

Nürnberg war in allen Belangen klar überlegen – läuferisch, spielerisch, körperlich – worauf man auch achtete, die anderen waren besser. Viel besser. 7:12 Schüsse drücken die Unterlegenheit nicht wirklich aus, und mit dem 0:2 zur ersten Sirene waren die rot-gelben Helden wahrlich gut bedient. Wobei das 0:2 die erste einer Reihe von Kuriositäten darstellte, denn DEG-Keeper Mirko Pantkowski hatte den Schuss eigentlich gehalten. Aber eben nur eigentlich, denn irgendwie ist die Scheibe durch ihn durch oder unter ihm hergekullert. In Super-Slomo. Alle 36 Zuschauer/Ordner/Presse- und Fotomenschen mussten mit ansehen, wie der Puck über einen Zeitraum von gefühlten acht Sekunden die letzten 15 Zentimeter über die Torlinie geschlendert ist, nur der arme Mirko hatte keine Ahnung, was da gerade unter oder hinter ihm passiert. Wenn’s nicht läuft…

„Der Plan ist jetzt, die nächsten beiden [Drittel] NOCH dominanter zu brillieren.“

Hier muss ein Geständnis abgelegt werden: Das hat der Schreiberling in der ersten Pause zwar so geschrieben, aber – wer erahnt es? – in der Tiefe seines Herzens nicht so gemeint, denn es sprach wirklich wenig bis nichts für eine Wende. Und dann muss halt die nächste Kuriosität her: Sicher, O’Donnell hat beim ersten Powerplay schon ordentlich draufgezimmert, aber dass es dem Nürnberger Schnapper dabei die Torwartkelle zerlegt!? Da ist die Schaufel richtig von dem Stock abgebrochen, ein sauberer Schnitt. Und noch während man überlegte, ob man so etwas schon einmal gesehen hat, glich Tobi Eder, glänzend in Szene gesetzt von Ignaz Ebner, die Partie aus – zwei Tore innerhalb von sieben (!) Sekunden.

Und auf einmal ging bei den Nürnbergern fast noch weniger als bei der DEG in Drittel #1. Es spielte nur noch das Heimteam, die Buden zum 3:2 (MacAuley) und 4:2 (Olsen) waren die logische Folge, auch ein fünftes oder sechstes Tor waren absolut im Bereich des Möglichen. Verrückt. Kurzer Schreckmoment allerdings, als Daniel Fischbuch an der Bande zusammengefahren wurde und vom Teamarzt in die Kabine eskortiert werden musste. 19:2 Schüsse. So einseitig war es, so völlig von der Rolle waren die Gäste.

Kein Statement in der zweiten Pause, aber einen Post mit einem Song vorbereitet.

Zu Beginn des Schlussabschnitts war Fischbuch wieder da. Und Nürnberg auch – 4:3 nach nicht einmal drei gespielten Minuten. Und dann wollten die Schiedsrichter sich auch mal an den Kuriositäten beteiligen. Olson porkelt einem Nürnberger eher sinnbefreit an der Schulter herum, weitab vom Spielgeschehen, und sie geben zwei Minuten (soweit okay, allein schon für Dämlichkeit) … wegen Beinstellens. Ähm, Beinstellen!? Da war weder ein Bein dabei noch wurde irgendwas gestellt. Aber egal, die Überzahl wurde schadlos überstanden. Stattdessen Fischbuch zum 5:3, stark vorbereitet von O’Donnell. Das sind zwei individuell richtig gute Spieler, die jede Abwehr vor Probleme stellen, gerade auch dann, wenn O’Donnell sich wie heute etwas zurücknimmt und nicht alles sofort aufs Tor schießt, was schwarz und flach ist.

DEG vs Nürnberg: Bullys kann man gewinnen oder auch nicht (Foto: Smicek für TD)

DEG vs Nürnberg: Bullys kann man gewinnen oder auch nicht (Foto: Smicek für TD)

Vielleicht sollte man mal Olson statt Svensson für sie centern lassen, aber das nur nebenbei, wichtig ist ja auffem Eis. Weber mit einem kapitalen Schlagschuss zum 5:4, und dann hatten die Schiris ihren nächsten Auftritt. Wenn man, wie der Nürnberger Spieler, sich den Schläger des Gegners unter den Arm klemmt, zwei Sekunden rumhampelt und dann zu Boden geht, ist das alles Mögliche, aber eben keine Strafe für den Gegenspieler wegen Haltens. Theoretisch. Rein praktisch wurde sie gegen den lautstark protestierenden Victor Svensson gepfiffen, zum Glück aber folgenlos.

Und nachdem das einmal so gut funktioniert hatte, legte EHC-Verteidiger Nicholas Welsh noch einen drauf, hakte sich selbst aktiv bei Nick Geitner ein, um dann theatralisch zu Boden zu gehen. So plump, so offensichtlich. Hier gab es (immerhin!) keine Strafe gegen die DEG, aber die Gesamtperformance von Welsh in dieser Szene war so peinlich, dass er zur Belohnung seinerseits die 2 Minuten wegen Schwalbe hätte bekommen müssen. Wenn man schon so eine schöne Regel hat (was wünsche ich sie mir im Fußball herbei!), dann soll man sie bitte auch anwenden, Herr Schiedsrichter.

Sei es, wie es sei, denn passiert ist nichts mehr, die DEG hat das 5:4 über die Zeit gebracht. Zur Schlusssirene waren zwar ca. neun Spieler im DEG-Torraum und der Puck vermutlich irgendwo dazwischen, aber halt nicht hinter der Linie. Der Song konnte also guten Gewissens gepostet werden: Die großartigen Godfathers mit „Cause I said so!“ – I hobs imma gwusst. Die Siegesserie kann starten.

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