Trainer Harold Kreis war nicht wirklich zufrieden, Geschäftsführer Stefan Adam sprach gar von „schlampig“, und Verteidiger Patrick Köppchen hatte zeitweise „Kindergarten-Eishockey“ gesehen. Leute, bitte! Ihr redet von einem Sieg gegen einen, wenn auch verletzungsgeplagten Titelaspiranten, ihr redet über ein Team, das von sechs ausgetragenen Spielen sechs gewonnen hat und ihr redet von einem Team, das auf Platz 1 der DEL steht.

Normalerweise ist ja eher so, dass Offizielle schlechte Leistungen schönreden, zumindest öffentlich, während sich der gemeine Fan das Maul zerreißt, alles besser weiß und dabei nicht selten weit über das Ziel hinausschießt. Bei der DEG 18/19 scheint es andersherum zu sein – die Repräsentanten moppern und die Fans sind währenddessen zufrieden bis begeistert. Nun war das sicher kein fehlerloses Spiel heute, aber schlampig oder kindergartenmäßig war es nun auch nicht.

Hoher Unterhaltungswert

Sondern ein solches mit hohem Unterhaltungswert. Zum Beispiel in Minute 1, als der erste Sturm sein Schuldigkeit getan hatte und wechseln wollte. Descheneau hatte aber noch den Puck, und dann ist es eben schwierig mit dem Wechseln. Also schnell weiterspielen zu Gogulla. Und was macht Gogulla, wenn er wechseln will und dafür den Puck loswerden muss? Der macht den Gogulla, vulgo: schießen, und zwar mit Schmackes in den langen Winkel. 1:0 nach weniger als einer Minute. Die Führung hielt übrigens fast 30 Sekunden.

Oder ein richtig gut strukturierter Angriff, den der junge Leon Niederberger, der dem Schreiberling wieder und wieder Freude bereitet, mit dem 2:1 abschloss. Diese Führung hielt schon 90 Sekunden. Oder das 3:2 im Mitteldrittel, als John Henrion einen Schuss, der wohl vorbeigegangen wäre, so kunstvoll, äh, abfälschte, dass er auftischte und in die andere Ecke hoppelte. Großer Sport, wenngleich Nürnbergs Goalie Jenike das vielleicht ein wenig anders sieht. Oder, trash as trash can, der originelle DEG-Wechsel wenig später, als der gesamte Sturm zur Bank fuhr, aber kein einziger von Nürnberg. Da kamen auf einmal fünf von denen auf zwei böse allein gelassene Verteidiger zugefahren. Nun, reingemacht haben die Gäste diesen Angriff nicht. Dafür aber den nächsten, wobei es durchaus eine Erwähnung wert ist, dass diese dritte DEG-Führung jetzt sogar schon fünf Minuten hielt – was für eine exponentielle Steigerung nach 30 und 90 Sekunden. Es war klar, dass der Abend gut werden musste.

Ausbaufähiges Überzahlspiel

Am vorläufigen Ende der 60 Minuten stand ein völlig leistungsgerechtes 3:3 in einem Match, das keinen Sieger, aber eben auch keinen Verlierer verdient hatte. Allein die Qualität der Überzahlspiele war ausbaufähig, aber auch das gilt für beide Seiten, denn es gab bei numerischer Überlegenheit jeweils gefühlt vor allem Breakchancen für die Unterzahlteams. Und der Schreiberling war zugegebenermaßen schon ganz froh, dass bei der größten Chance der Gäste Daniel Weiß am Puck war, letztes Jahr noch in rot-gelb gewandet. Das ist ein Kämpfer vor dem Herrn, der sich, auch heute, in jeden Schuss wirft, aber beileibe kein Goalgetter, wie er erfreulicherweise erneut und eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

3:3, Verlängerung also. Und hier zeigt sich vielleicht am deutlichsten, wie viel Klasse die DEG in dieser Saison auf das Eis bringt. Wenn du mit Gogulla und Barta als Stürmern startest und diese beiden von Ridderwall und Olimb abgelöst werden, dann ist jeder Gegner gut beraten, die Rotgelben erst gar nicht an den Puck kommen zu lassen, weil es, sobald sie das nämlich sind, angesichts der individuellen Klasse aller Genannten brandgefährlich wird. Nürnberg wusste das wohl noch nicht, schoss (viel) zu früh und gab so den Vorteil des Scheibenbesitzes ziemlich leichtfertig aus der Hand. Danach dauerte es keine 20 Sekunden, bis Kenny Olimb dem unterhaltsamen Abend durch einen trockenen Handgelenksschuss ein jähes Ende bereitet hat. Und diese Führung hält. Bis in alle Zeiten.

Mehr Zuschauer verdient

Man sollte keinen Harold Kreis, keinen Stefan Adam und keine Patrick Köppchen daran hindern, die Dinge noch zu verbessern. Aber für den Moment ist der Schreiberling schon verdammt zufrieden, denn es gibt zwar kein fehlerfreies, aber strukturiertes und engagiertes Hockey zu sehen, das wahrlich mehr Zuschauer verdient hätte als die gut 6.000, die es heute in den Dome verschlagen hatte. Am Dienstag um 19.30 Uhr kommen die Eisbären aus Berlin nach Rath. Just saying.

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