Playoffs in Rath. Also rein formell noch nicht, aber irgendwie doch schon. Beginnen wir hinten: Die wunderschöne DEG wird – im Gegensatz zu den beiden letzten, enttäuschenden Jahren – in der Saison 18/19 an den Playoffs teilnehmen, nachdem der vergleichsweise wenig schöne Krefelder EV seine heutige Partie verloren hat und die DEG damit auch rechnerisch nicht mehr hinter Platz 10 fallen kann. Die ganz große Nachricht ist das nach dem bisherigen Saisonverlauf aber eigentlich nicht, und die Ziele sind mittlerweile natürlich auch andere als Platz 10. Platz 6 dürfte es gerne sein und damit die direkte Viertelfinal-Qualifikation oder, besser noch, mindestens Platz 4, der Heimrecht in einem eventuellen Entscheidungsspiel bedeuten würde.

Playoff-Gefühl war aber eigentlich auch heute schon. Der souveräne Tabellenführer aus Mannheim war zu Gast, eine furchterregend gut besetzte Mannschaft und ein klarer Titelkandidat. Die DEG dagegen hatte größere Löcher in ihrem Line-Up mit insgesamt fünf Verletzten, darunter Kapitän Alex Barta, dem Center der ersten Reihe. Kein ganz unwichtiger Spieler, wie diese Rollenbeschreibung erahnen lässt. Etwa 12.500 Besucher boten einen würdigen Rahmen.

Play-off-artige Partie

Und die sahen ein Spiel, das jeder Playoff-Serie zur Ehre gereicht hätte. Schnell, intensiv, eng, schlicht und einfach gut – beidseits. Ein erstes torloses Drittel auf Augenhöhe und ein zweites Drittel, in dem die DEG zunehmend den Ton angab. Um dann, einigermaßen aus dem Nichts, in Rückstand zu geraten. Durch ein tolles Tor, wie man einfach mal anerkennen muss, auch wenn es nicht mal aus einer richtigen Chance entstanden ist. Garrett Festerling konnte den Puck, in einem physischen Status zwischen fallend und liegend, noch zu Markus Eisenschmid rüberschieben, der aus der Drehung humorlos zum 0:1 traf. Kann man so machen. Muss man aber nicht, jedenfalls nicht gegen uns. Allzu lang ärgern brauchte man sich freilich nicht, weil Kenny Olimb keine 180 Sekunden später endlich mal wieder ein typisches Kenny-Olimb-Tor gelungen ist. Ein bisschen daddeln, ein bisschen verzögern und dann aus dem Handgelenk unters Dach zum 1:1. Auch ein tolles und technisch starkes Tor, wenngleich man das aus Mannheimer Sicht etwas besser hätte verteidigen können. Darauf wird noch zurückzukommen sein.

Das letzte Drittel dann wieder auf Augenhöhe, vielleicht mit einem kleinen Vorteil für die DEG. Aber nach wie vor das schon erwähnte schnelle, intensive, enge und gute Spiel, das richtig Spaß gemacht hat und einfach keinen Verlierer verdient hatte. Leider gab es ihn dennoch. Ein sehr optimistischer Aufbaupass der DEG wurde keine 90 Sekunden vor dem Ende abgefangen und zu dem bereits erwähnten Markus Eisenschmid gespielt, der sich, von gleich drei Gegenspielern bedrängt, aber nicht entscheidend behindert, in Schussposition mogeln und per Handgelenk abschließen konnte. Ja, auch das hätte man besser verteidigen (oder sich den allzu waghalsigen Pass sparen) können, aber Eisenschmid hat die Situation auch extrem gut gelöst, das gehört nun mal leider auch zur Wahrheit. Es hat schon seinen Grund, dass der mit olympischem Silber dekorierte Bursche in der letzten Saison im Aufgebot der Montréal Canadiens stand, auch wenn er da nicht zum Einsatz kam.

Köppchen sagt: „Scheiße!“

So blieb die DEG punktlos in einer Partie, in der sie einen bis drei Punkte verdient gehabt hätte. Tja, so kann es gehen. Durchaus auch in den Playoffs, in dem die nackten Ergebnisse zählen. Verteidiger Patrick Köppchen fasste die Partie im TV übrigens absolut zutreffend zusammen: „Scheiße!“. Und: „59 Minuten gut gespielt und dann so ein Dreckstor.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Doch, eins schon. Regelmäßige Leser kennen oder ahnen meine, sagen wir mal: emotionale Distanz zu Clownereinen jeder Art, seien es Marktschreier wie der Sprecher in Berlin, Brings live, Kiss- oder Check-Cams, von dem grenzdebilen Breakdance-Viech in Köln gar nicht zu reden. Heiratsanträge im Stadion sind normalerweise absolut mittig in diesem Gruselkabinett beheimatet, für die habe ich mich schon vor Jahrzehnten beim Fußball fremdgeschämt. Aber der Heiratsantrag heute war irgendwie, ich sage es ungerne, süß. Nicht wegen des Rahmens (Werbepause des dritten Drittels, also nicht übermäßig romantisch), aber weil eine Frau eine andere Frau bat, ihre Frau zu werden. Und – Taschentücher bitte jetzt an den Start bringen! – natürlich erhört wurde. Frau heiratet Frau. Früher undenkbar, heute erfreulich normal. Mögen die beiden miteinander glücklich alt werden!

Aber bevor das hier endgültig in sentimentalen Kitsch abgleitet – lasst die Playoffs endlich beginnen, letztlich muss ja nur das Flache irgendwie ins Quadratische. Auf der richtigen Seite.

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