Die Eingangsfrage wird seit einiger Zeit oft gestellt, ist aber viel zu komplex für einfache Antworten. Natürlich kommt auch wieder die Diskussion auf, ob eine Stadt wie Düsseldorf Hunderte Millionen Euro für einen Tempel der Hochkultur ausgeben sollte, wo den vielen, vielen Künstlern und Initiativen kaum genug Geld bleibt, ihre Kultur für die Menschen zu machen – als ob das die Alternativen wären. Denn wenn es kein neues Opernhaus gibt, wird der Kulturetat der Stadt sicher nicht zugunsten der Off- und Kleinkultur aufgestockt. Ginge es darum, ob Düsseldorf erstmals eine Oper bräuchte, sähe die Sache anders aus. Tatsächlich genießt die Deutsche Oper am Rhein, die seit 1955 bestehende Theatergemeinschaft von Düsseldorf und Duisburg, national und international einen guten Ruf, nicht zuletzt dank des Tanztheaters. Die Frage einer Abschaffung der Oper stellt sich also nicht im mindesten. Vielmehr geht es darum, ob das ehemalige Stadttheater saniert oder ob und wo neu gebaut werden soll.

Dass der Kasten an der Heinrich-Heine-Allee trotz allerlei Renovierungen in den letzten Jahrzehnten einigermaßen marode ist, dürfte allgemein bekannt sein. Wie lange in diesem Haus überhaupt noch gespielt werden kann, ist offen. Genauso offen wie die Frage, wie teuer eine Sanierung mit allem Zipp und Zapp am Ende würde. So wie die Dinge liegen, sind die Kosten aktuell nicht seriös kalkulierbar. Das brachte Lokalpolitiker auf den Plan, die Phantasien rund um einen Neubau hatten und an die Öffentlichkeit gaben. Erfahrene Bürger der Stadt wissen, dass Bauphantasien von Politikern und Projektentwickler nie aus uneigennützigen Motiven wachsen – es geht schließlich um viel, viel Geld und möglicherweise große Profite.

Das Opernhaus als Untergeschoss eines Hochhauses (Illustration: Joachim H. Faust, HPP Architekten)

Das Opernhaus als Untergeschoss eines Hochhauses (Illustration: Joachim H. Faust, HPP Architekten)

Nun denken die Leute, die sich solche Projekte ausdenken, planen und vielleicht sogar realisieren, naturgemäß im Sinne ihrer Firmen, antizipieren aber im Idealfall die Interessen der Stadt und manchmal sogar die der Bürger. Das Interesse der Einwohner, die auf jeden Fall ein Opernhaus in der Stadt haben wollen, wird in der Regel auf zweierlei Aspekte gerichtet sein: Kosten und Ästhetik. Ersteres in Betracht ziehend hat ein Büro vorgeschlagen, einen Neubau an alter Stelle zu errichten, bei dem das Opernhaus nur die Untergeschosse eines waschechten Hochhauses einnehmen würde. Die Idee: Durch die Einnahmen des Überbaus könnte die Realisierung der neuen Oper für die Stadt beinahe kostenneutral geschehen – ein verführerischer Gedanke. In eine andere, spannende Richtung geht der Gedanke, ebenfalls an alter Stelle zu bauen, das Opernhaus aber mit der Front zum Kö-Bogen auszurichten, um es stadtplanerisch an die Prachtmeile anzugliedern. Aussehen und Volumina wären dann beinahe unwichtig; für die Refinanzierung könnten Läden zur Heinrich-Heine-Allee sorgen.

Aber es geht noch radikaler. Schon seit Längerem phantasieren diverse Architektenbüros in Richtung auf den Medienhafen, der sich aus verschiedenen Gründen nicht so entwickelt hat wie gewünscht. Das durchaus lebendige Nachtleben vergangener Jahre hat sich fast völlig zurückgezogen; nachts und abends hat kaum jemand einen Grund sich zwischen Zollhof und Speditionsstraße herumzutreiben. Einige Planer denken deshalb schon seit einiger Zeit an eine Verlängerung der Rheinuferpromenade bis in den Medienhafen hinein, denn dieses Schmuckstück endet de facto an der Kniebrücke, auch wenn man unten und oben am Landtag vorbei flanieren kann. Während einige – darunter OB Geisel – über Luxuswohnungen auf dem Parkplatz unter dem Rheinturm nachdenken, richtet sich das Begehren der Visionäre auf den Bereich zwischen Landtag und WDR-Gebäude sowie besonders auf die Landzunge zwischen der Marina und dem Hafenbecken A mit dem kreisrunden Bau der Wasserschutzpolizei.

Möglicher Neubau der Oper am alten Platz (Illustration: Projektschmiede)

Möglicher Neubau der Oper am alten Platz (Illustration: Projektschmiede)

Genau dort möchte das renommierte und in der Stadt mit einigen Bauten vertretene Büro RWK nun die neue Rheinoper hinsetzen. Einen Entwurf gibt es auch schon, der Spötter zu Anmerkungen wie „Klein-Sidney“ oder „Rheinphilharminchen“ animiert hat. Die harmonisch geschwungene Schale soll sich zum Handelshafen öffnen, eine Rheintreppe soll vorgelagert sein. Das sieht halbwegs imposant aus, und natürlich begeisterten sich die ästhetisch orientierten Bürger (siehe oben) dafür. Protegiert wurde der Vorschlag aber vor allem von der Rheinischen Post, die gut eine Woche lang für die „Rheinoper“ trommelte und sogar Bürgerstimmen sammelt. Nachdem aber der Oberbürgermeister dem Vorschlag rundheraus eine Absage erteilte, verschwand das Thema in Nullkommanix wieder aus der RP:

Das deutet daraufhin, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis sich aus den Vorschlägen – es werden sicher noch etliche folgen – eine grobe Richtung herauskristallisiert. Zunächst wird entschieden werden müssen, ob die Sanierung des bestehenden Opernhauses möglich oder ausgeschlossen ist. Anschließend wird es um die Frage nach dem Standort gehen, dann um das Problem der (Re)Finanzierung und erst ganz zum Schluss um den Bau selbst. Es bleibt spannend.

3 Kommentare

  1. Wenn es denn ein Neubau an alter Stelle sein soll, mit durchaus überlegenswertem Portal zum Kö-Bogen hin, dann aber bitte nicht, wie auf dem Bild angezeigt. Die dort gezeigte Architektur des Gebäudes wirkt aus meiner Sicht wie ein Fremdkörper.

    Ich habe nichts gegen moderne Architektur und finde den Kö-Bogen sehr gelungen. Das Opernhaus sollte sich nach meiner Meinung aber von aussen architektonisch den bestehenden Gebäuden anpassen.

  2. RubensTuna1638 am

    Hoffentlich wird bald eine vernünftige Entscheidung kommen!
    Letzes Jahr 2 Wiederaufnahmen – „Nozze di Figaro“ (wie waren am 23.09.18) und „Cavalleria Rusticana/Pagliacci“ (14.07.18) – einfach grandios!
    Bei der mittlerweile fast nur für ihre Buhrufe-Intensität berüchtigten Premiere von der Zauberflöte am 17.02.2019 in Berlin war man sehr glücklich, dass man einen solchen Genuss für die Ohren und die Augen Zuhause bekommt:).
    In Berlin am 17.02. hätte sich aber m.E. selbst der sehr seiner Zeit voraus liebe Mozart da kaum zurückhalten können, ausser guter Renovierung hat uns jedefalls aber an dem Abend nichts wirklich überzeugt.. In der Broschüre zur Premiere ist alles wunderbar zusammengefasst, mit Einspielung auf den Kleinen Prinz und Ingmar Bergman usw., was daraus geworden ist aber….
    P.S.: dagegen war am Sa, 15.02.19 15Uhr im Haus der Festspiele nur heftiger Applaus (vorher und nachher:)) zu hören, obwohl etwas zurückhaltend war das Film-Publikum beim Mitsingen schon…Weil Du nur 1 Mal lebst ja, ist ja dies auch im Kino erlaubt oder?:)
    Helau:)

  3. Als alte Hamburgerin kann ich nur sagen, ein solches Opernhaus ist toll. Aber es sollte nicht so lange gebaut werden in meiner Heimatstadt