[Dieser Artikel erschien zuerst zur Bambi-Verleihung 2007 in Düsseldorf im Vorgänger-Blog „Rainer’sche Post“ – passt ja zur gestrigen Bambi-Show, dachten wir…]Wir erinnern uns: Die Düsseldorf Marketing & Tourismus (DMT) beauftragt den „Künstler“ Gendrung damit, zum Einzug der Bambi-Promis den Rhein in einen roten Teppich zu verwandeln. Die Generalprobe geht in die Hose, der „Künstler“ sagt, es war zu trocken. Am Bambi-Tag herrscht dann optimales, feuchtes Wetter mit bisschen Nieselregen. Aber auch der Ernstfall ist ein Flopp. Die Aktion kostet die DMT etwas über 100.000 Euros. Im Lande des Fürsten Erwin beginnt sofort die Suche nach den Schuldigen. Es stellt sich heraus, dass noch mehr Klüngel involviert ist als angenommen.

Empfohlen hat den „Künstler“ Gendrung (von dem Leute, die ihn kennen, sagen, er sei bestenfalls Lebenskünstler im Dunstkreis der Düsseldorfer Formentera-Clique…) die Düsseldorfer Bürgerstiftung DUS-illuminated, eine merkwürdige Initiative, die sich zum Ziel gemacht hat, Düsseldorf nach Kräften zu erleuchten. Vorstandsvorsitzender der DUS-illuminated ist Dr. Edmund Spohr, ein tief im Düsseldorfer Klüngel eingegrabener Architekt und Denkmalschützer, dem der OB im März 2006 höchstselbst den Jan-Wellem-Ring, den höchsten Ehrenpreis der Stadt, überreichte und dazu eine unsägliche Laudatio hielt. Kein Wunder, sitzt der Fürst doch auch im Stiftungsrat von DUS-illuminated. Zuvor hat Erwin dem Spohr übrigens auch schon das Bundesverdienstkreuz angehängt. Der Doktor Spohr ist ganz sicher ein ehrenwerter Mann, aber wie jemand seines eher altmodischen Zuschnitts zum VV einer hochmodernen Sache mit dem ultracoolen Namen „DUS-illuminated“ werden kann, ist schwer nachvollziehbar. Möglicherweise handelt es sich bei dem Job um einen Versorgungsposten, wie es sie in einer großen (und vor allem: schuldenfreien!) Stadt zuhauf gibt. Der nämliche Dr. Spohr hat also den Lebenskünstler Klaus HR Gendrung empfohlen, und die beiden Damen der DMT, Frau Begale und Frau Illigen-Günther, sind der Empfehlung gefolgt, obwohl weder Gendrung, noch Spohr irgendwelche Referenzen vorgelegt haben, aus denen hervorgeht, dass der Lebenskünstler die Sache auf die Kette kriegt. Okay, man kennt sich, man vertraut sich … wie in jedem süditalienischen Dorf.

Bei der Jagd nach dem/der/den Schuldigen stellt sich nun heraus, dass Gendrung wohl die DMT gewarnt hat:

Künstler Klaus Gendrung sagt: ‚Ich habe noch kurz vorher abgesagt, weil es in der gewünschten Form nicht zu realisieren war. Jedoch bin ich von Verantwortlichen der Stadt angefleht worden, es doch noch zu tun.'“
(Quelle: RP Online vom 04.12.2007)

Nochmal zum Auf-der-Zunge-zergehen-lassen: Gendrung sagt, datt Dingen klappt nicht, und wird angefleht. Wer genau den Lebenskünstler angefleht hat, wann, wo und wie, ist die entscheidende Frage. Man könnte sich folgende Szene vorstellen: Frau B. und/oder Frau I-G. werden von Künstler G. angerufen. Er sagt, dass der rote Rhein nicht hinhauen wird. Die Dame/n aber sagen: Herr G., das können Sie uns nicht antun. Das gibt mordsmäßigen Stress mit dem OB! Vorstellbar wäre auch, dass eine der Damen (oder beide) Herrn Erwin beichten, dass Herr G. gesagt, dass der Rhein nicht rot wird. Dieser zum Telefon greift, Herrn G. anruft und ihn anfleht… Nein, dass OB JE jemanden anfleht, das ist nun beim besten Willen nicht vorstellbar.

Wenn also die Dame/n gefleht haben, dann tragen sie wohl die Verantwortung für den Rheinfall. Zumal sie in jedem Fall verantwortlich dafür sind, dass im Vorfeld ein photoshopisiertes Foto (das übrigens von den Webseiten der DMT getilgt ist wie weiland unliebsame Fotos bei Orwells Big Brother…) veröffentlicht wurde, das einen wahrhaft roten Rhein-Teppich zeigt und so in der Öffentlichkeit eine gewisse Erwartungshaltung erzeugt hat. Ich meine, man hätte die Aktion ja mal ein paar Wochen vorher mit bisschen weniger Scheinwerfern und nachts um fünf an der Düssel ausprobieren können – würde ich für professionell halten..

Wenn nun also Frau B. und/oder Frau I-G. verantwortlich sind für in den Rhein geworfenen 100 Kilo Euro, dann müssten sie – würden die Gesetze der Marktwirtschaft auch für die DMT gelten – zu ebendieser Verantwortung gezogen werden. Wäre der Fall einer Marketing-Tusse bei -sammerma- Henkel passiert, säße die längst bei der Arbeitsagentur. Da aber gerade Frau Begale den ganz besonderen Schutz ihres Herrn und Meisters genießt, wird heute vermeldet, dass die Stadt einen Strich unter die Sache zieht. So regelt man in Kindergartendemokratien solche Sachen.

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