Immerhin, jetzt sind die Fronten klar. Nach einem zwar beileibe nicht überzeugendem, aber auch äußerst unglücklich verlaufenden Wochenende hat der AEV die Serie wieder gedreht und führt nun mit 3:2 Siegen. Bedeutet für die DEG: Beide folgenden Spiele müssen gewonnen werden, nicht mehr und nicht weniger, ansonsten kann man Krefeld und Konsorten in die Ferien folgen. „Do or die“, wie die Anglophilen unter uns sagen.

War am Freitag noch eine merkwürdige und in einer Playoff-Serie schwer nachvollziehbare Lethargie auf Düsseldorfer Seite, und zwar sowohl beim Team als auch bei den Fans, Grund für die Niederlage, ist die sonntägliche Auswärtsniederlage, jawohl, zu einem guten Teil verdammt viel Pech geschuldet. Über 40 Minuten war die DEG das stärkere Team, das folgerichtig auch mit 3:1 in Führung lag. Dabei machte der AEV das, was der AEV kann, wie schon seit Spiel 1 in jedem einzelnen Drittel: Rennen, ackern, kämpfen, beißen. Das machten sie durchaus gut, aber es dürfte eigentlich nicht reichen, einen besseren Gegner über sieben Spiele zu schlagen. Wenn sich denn die DEG ihrerseits auf das besinnt, das sie kann, wie es ihr heute zwei Drittel lang gelungen ist. Hinten konzentriert und nach vorne die bessere Technik ausspielen. Wenn ihr das gelingt, gewinnt sie die Spiele und auch die Serie.

Hinten konzentriert

Zu Beginn des letzten Drittel erzielte der AEV den 2:3-Anschluss, womit eine nahezu identische Spielsituation wie in Spiel #3 vorlag: Knappe Gästeführung und noch (fast) ein ganzes Drittel zu spielen. In diesem zweiten Spiel der Serie hat sich die DEG im letzten Drittel nahezu ausschließlich auf das Verteidigen konzentriert und hatte damit Erfolg. Es konnte also wenig überraschen, dass genau diese Taktik in Spiel #5 wiederholt und sogar noch ein bisschen gesteigert wurden – offensiv passierte seitens der Gäste überhaupt nichts mehr, es gab auch keinerlei Ambitionen, noch einen Treffer zu erzielen, sondern das Team konzentrierte sich nur darauf, die knappe Führung über die Zeit zu retten. Man kann das kritisieren, sicher, aber eigentlich auch nur, weil es heute eben nicht gut gegangen ist.

Hätte diese Taktik erneut funktioniert, wäre das Spiel mit Fug und Recht als „abgeklärt“ bezeichnet worden. So aber ist dem AEV mit 45 Sekunden Restspielzeit das Ausgleichstor gelungen, exakt so gewurschtelt, wie man in der 60. Minute halt wurschtelt. Puck irgendwie aufs Tor bringen und hoffen, dass er zwischen 10 Spielern oder von irgendwem berührt reinrutscht. Hat leider geklappt. Die folgende Verlängerung hätte man sich klemmen können; wer hier das nächste Tor schießt, war angesichts der psychologischen Ausgangsvoraussetzung des Ausgleichs in letzter Minute völlig klar, und die Verlängerung dauerte dann auch keine drei Minuten.

Torewurschteln

Im Torewurschteln ist der AEV überhaupt recht erfolgreich, bereits das 0:2 am Freitag war ein reines Zufallsprodukt. Da wurde der sträflich freie David Stieler kurz vor dem Tor angespielt, hat den Puck aber nicht vernünftig getroffen, der dann zur Überraschung aller Beteiligten (auch seiner eigenen) gegen die geplante Schussrichtung unter Niederbergers Schonern hindurchgerutscht ist. Um es mit dem dritten Krümelstores des Wochenendes abzurunden: Das heutige 1:1 des AEV wurde mit dem Schlittschuh erzielt, wobei man zumindest einmal darüber nachdenken kann, dass dies irregulär gewesen sein könnte, weil Fraser seinen Schlittschuh in einen besseren „Schuss“winkel gedreht hat. Diskussionen gab es aber nicht, auch keinerlei Proteste seitens der DEG.

Was zwanglos den Bogen zum Augsburger Publikum spannt, denn dort ist protestieren geradezu Volkssport. Nun ist es ja grundsätzlich richtig und auch sinnvoll zu versuchen, von den Rängen aus auf Spiel und Schiri Einfluss zu nehmen, aber doch bitte nicht so, äh, volkstümlich!? Wann immer ein AEV-Spieler auf dem Eis liegt – was beim Eishockey sportartbedingt mitunter vorkommt – hebt die ganze Halle zu einem „eyyy!“ an, was bei allem, das entfernt nach Foul aussieht, zu einem „eyyyyyyyh!!“ gesteigert wird. Haben die da Fan-Besuch aus Iserlohn und Krefeld? Sogar richtig viel Besuch und von denen gelernt? Ein besonders langgezogenes „eyyyyyh!!“ war im Mitteldrittel zu hören, als Jaedon Descheneau mit irgendeinem von denen in einen Bandenzweikampf verwickelt war. Der Augschi fällt um, alles blökt. In der Wiederholung war schön zu erkennen, dass es eine Strafe hätte geben müssen, und zwar gegen den AEV-Spieler und nur gegen diesen. Tonale Begleitung der Halle: „Schieber!“ und „Ohne Schiri habt Ihr keine Chance.“ Ich halte es mal für Sachkompetenz und Fairness, dass man hier den eigenen Spieler auf die Strafbank hätte schicken sollen. Oder so ähnlich.

Aber das nur am Rande. Freitag zählt’s.

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