Es wird unfair. Es wird unfair, weil es das DEG-Gesamtkunstwerk der Saison 18/19 an sich nicht verdient hat, einzelne Mannschaftsteile hervorzuheben. Denn man könnte so viel loben: Das herausragende Unterzahlspiel (Erfolgsquote knapp 89 Prozent!), Mathias Niederberger im Tor (Fangquote: 93,5 Prozent!), die Disziplin (338 Strafminuten – all das ist jeweils Ligabestwert!), die Verteidigung mit deutlich unter 2,5 Gegentoren pro Spiel, die Konstanz, die Coolness, so viel halt. Und doch hat die erste Sturmformation eine ganz besondere Würdigung verdient, denn man kann sich kaum entscheiden, welcher der Herren Barta, Gogulla und Descheneau die meiste Begeisterung auslöst.

Alex Barta könnte das sein – ein Kapitän, wie man ihn nicht besser malen könnte. Der kam vor zwei Jahren zur wunderschönen DEG und lieferte in der Saison 16/17 eine Vorstellung ab, die schlicht und einfach enttäuschend war. Kümmerliche 12 Punkte mit gerade einmal sieben geschossenen Toren, so schlecht war seine Bilanz zuvor nur 2012. Und dawar der Mann 19 und kam gerade aus der Jugend. Aber Barta wäre nicht Barta, wenn er sich durch ein solches Drecksjahr entmutigen lassen würde, im Gegenteil, der Mann beißt sich durch. Schon 17/18 lief es wesentlich besser, als er sich als Torschütze eindrucksvoll zurückmeldete, und zwar in einem Team, das nicht eben homogen war, sondern von John Henrion und ihm im zu großen Umfang getragen werden musste. Aktuell dirigiert er die erste Reihe, in der er Klasseleute neben sich hat. Man merkt es in jedem einzelnen Spiel. Barta hat seinen Vertrag bis zur Saison 20/21 verlängert, und das ist eine verdammt gute Sache.

Philip Gogulla ist einer dieser angesprochenen Klasseleute, der schon oft hier gefeiert wurde. Und zwar zu Recht. Vordergründig mag sein Spiel mitunter ein bisschen lethargisch wirken, aber mit diesem Eindruck kann man böse daneben liegen. Gogulla arbeitet, wo er arbeiten muss, steht im Powerplay im Slot (und verteilt und bekommt die da üblichen Crosschecks …), operiert ansonsten aber auch häufig mit Antizipation und Übersicht. Das sieht nicht immer nach Berserker aus, ist aber genauso effizient. Seine individuelle Klasse ist dabei ohnehin über jeden Zweifel erhaben, wie beim heutigen 6:3-Erfolg in Augsburg vor den Augen von mehr als 1.000 im Sonderzug angereisten DEG-Fans mal wieder zu bestaunen war. Wir schreiben die 56. Minute, es steht 4:3 in einem begeisternden Spiel. Kurz vor der eigenen blauen Linie konnte Gogulla den Puck übernehmen, das war halb geklaut von ihm und halb verdaddelt vom AEV. Also U-Turn Richtung Augsburger Tor mit gleich vier Gegnern im Nacken und einem weiteren vor ihm. Auf DEG-Seite war überhaupt nur noch Jaedon Descheneau an der Szene beteiligt, aber auch nicht wirklich, den Gogulla brauchte keine Hilfe. Der legte sich den Puck vielmehr hinter (!) AEV-Verteidiger Stieler von links nach rechts vor und nahm damit die komplette Abwehr aus dem Spiel. Vor dem Tor dann links angetäuscht und wieder rechts gespielt, danach lässig mit der Rückhand am Goalie vorbeigeschaufelt. Ein Tor wie ein Gedicht und ein absolut sicherer Kandidat für die Top 10-Liste, die das TV wöchentlich veröffentlicht. So einen Mann haben sie in Köln vom Hof gejagt. Man möchte sich jetzt noch darüber schlapplachen. Gogullas Vertrag läuft aus, eine Verlängerung wäre eine verdammt gute Sache.

Bleibt noch Jaedon Descheneau, der hier auch schon Erwähnung gefunden hat, und das nicht nur wegen seines bemerkenswerten Lächelns. Der kam vor der Saison als völlig unbeschriebenes Blatt aus der zweiten Schweizer Liga und hat sich zu Saisonbeginn gleich in die Herzen der Fans gedribbelt und geschossen. Danach kam der für junge Spieler durchaus typische kleine Durchhänger, nur um danach umso furioser zurückzukommen und weiter zu scoren, als wäre nichts gewesen. Sein heutiger Hattrick darf hierbei als vorläufiger Höhepunkt bezeichnet werden. Zwei der drei Tore waren quasi absolut identisch. Barta wird in Überzahl auf halbrechts angespielt, Gogulla steht vor dem gegnerischen Torwart und nervt sowohl den als auch einen Verteidiger. Descheneau geht an den langen Pfosten. Barta spielt diagonal, Descheneau schießt das Tor. Sollt der Torwart aus Versehen mal drankommen, stauben Gogulla (oder Pimm, aber um den geht es hier heute nicht) ab. Ein simpler Spielzug, der aber augenscheinlich schwer zu verteidigen ist, wenn man die Anzahl der so erzielten Treffer sieht. Drei Buden also heute für Descheneau, der damit bei 15 liegt; ein paar weniger als Gogulla, aber ein paar mehr als Barta. In der Summe liegen die drei jetzt bei 44 Toren und 106 Punkten – nach 36 Spielen. Was für eine Reihe! Descheneaus Vertrag läuft ebenfalls aus, und es wäre wiederum eine verdammt gute Sache, sollte er tatsächlich gehalten werden können.

Die wunderschöne DEG steht auf Platz 3 und hat nach dem kommenden Wintergame in Müngersdorf (Rahmenprogramm-Alarm!) acht Heimspiele in den nächsten zehn Partien vor der Brust. Das ist viel Gelegenheit, sich die drei Gefeierten mal aus der Nähe anzusehen. Und die anderen, die es nicht minder verdient haben, natürlich auch.

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