Wikipedia schreibt zum Stichwort „Neobiota“ (dazu zählen pflanzliche Neophyten und tierische Neozoen), dass es sich um Arten handelt, die mit oder ohne menschliches Zutun in einer Region heimisch geworden sind, in dem sie vorher nicht vorkamen. Dies kam mir sofort in den Sinn, als ich dieser Tage im altehrwürdigen Volksgarten auf einem abgestorbenen Baumstamm im Weiher eine Kolonie Schildkröten in der Sonne sitzen sah. Schildkröten! Zu dem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, dass die RP bereits im Jahr 2008 über die Schalenreptilien berichtet hatte. Auch wenn es ja längst ausgestorbene heimische Schildkrötenarten gegeben hat, ist es doch ein merkwürdiger oder zumindest ungewohnter Anblick.

Aber den bieten ja auch die Halsbandsittiche, die sich gut vermehren und immer mehr Reviere in der Stadt einnehmen. In der schönen Übersichtsseite des Düsseldorfer Umweltamtes über die Tiere in der Stadt kommen die Schildkröten allerdings nicht vor. Ebenso wenig die Kanadagänse, die ich immer bloß „die Terroristen“ nenne. Bei diesen Viechern handelt es sich also um Neozoen. Wobei Sittich und Schildkröte durch menschliches Zutun in unsere Grünanlagen geraten sind. Man vermutet, dass die gelblichen Schnattervögel von lediglich einem Paar abstammen, das vor etlichen Jahren seinen Besitzern im Bonner Raum entfleucht ist. Bei den Schildkröten . so der RP-Bericht – ist man sich sicher, dass diese von ausgesetzten Exemplaren abstammen, die von ihren Besitzern ausgesetzt wurden. Denn diese Reptilien werden nicht nur bis zu 40 Zentimeter groß, sondern auch gut und gerne 40 Jahre alt. Weil sie zudem äußerst robust und anpassungsfähig sind, sind sie in ihren neuen Lebensräumen äußerst erfolgreich. Ob die Befürchtung, die Schildkröten könnten dank ihrer Gefräßigkeit die Kleinbiotope in den Parks in Gefahr bringen, zurecht bestand, ist unklar. Der Größe nach zu urteilen sind die Individuen des Stamms im Volksgartenweiher noch nicht ausgewachsen, und mehr als ein knappes Dutzend scheint hier auch nicht zu leben.

Wie extrem eine Neozoen-Population die ökologischen Dinge ins Wanken bringen, zeigen die Kanadagänse, die sich im Stadtgebiet vermehren wie blöde und inzwischen ganze Wiesen beherrschen und vollscheißen. So ist es kaum noch möglich, auf der Ballonwiese im Volksgarten zu kicken oder Kinder spielen zu lassen. Zumal die Vögel ab dem Frühjahr auch einigermaßen aggressiv reagieren und z.B. auch Hunde aktiv angreifen. Meine Beobachtung ist zudem, dass die Kanadagänse beim Ausdehnen ihrer Reviere – z.B. auf die Düssel zwischen Hennekamp und Erasmusstraße – andere Wasservögel verdrängen, weniger die Enten, als vielmehr die Blesshühner. Das Problem mit den Kanadagänsen haben übrigens mehrere Städte am Niederrhein.

[Zuerst erschienen im April 2014 im Vorgängerblog „Rainer’sche Post„]

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