Über diesen Kantersieg der glorreichen Fortuna im menschenleeren Müngersdorfer Stadion werden die Menschen noch reden, wenn sich keiner mehr daran erinnert, dass es mal so etwas wie eine Fußballbundesliga gab – was ja viel schneller eintreffen kann als mancher glaubt. Dass die Sache so dermaßen hoch ausfiel, hat weniger mit einer Überlegenheit der Düsseldorfer Helden zu tun oder dass die Äff-Zehler einen mehrfach gebrauchten Tag gezogen hatten, als vielmehr mit unglaublichem Glück und der gnädigen Hilfe der Videolemuren in der k**schen Gruft, die sage-und-schreibe ZWÖLFMAL eingriffen und bis auf eine umstrittene Abseitsentscheidung immer gegen den Hundmithörnerclub entschieden.

Die Nachricht des Tages aber wahr, dass die Insassen des sogenannten Geißbockheims den Volkshelden des Domdorfs, den Spieler Podolski verpflichtete, der sofort spielberechtigt war und auf der Bank eine Art Co-Spielertrainer gab. Von seiner Rolle in der Partie wird noch zu reden sein. Ansonsten waren sich die Experten einig, dass das Team, das besser mit den Bedingungen eines Geisterspiels klarkäme, die Oberhand haben würde. Nun hatten die Heimkicker schon beim Nachholspiel in Gladbach gezeigt, dass ihnen ohne eigene Fans die Leitlinie fehlt. Klar, jeder Fußballfreund in Deutschland weiß, dass sie normalerweise ihre Anweisungen direkt von den herrschenden Ultras im Block beziehen.

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Die fehlten also gestern. Beziehungsweise: Die versuchten sich auf der angrenzenden Jahnwiese zusammenzurotten und lieferte sich ein Hase-und-Igel-Rennen mit den Ordnungshütern. Beobachter schätzen, dass sich gut 2.000 der allerdümmsten Äffzeh-Anhänger eingefunden hatten. Dass sie obwohl ausgesperrt Einfluss auf die Partie nehmen würden, konnte zum Zeitpunkt des Anpfiffs niemand ahnen. Auch darüber wird noch zu berichten sein.

Aufstellung mit Überraschungen

Das Coaching-Team rund um Trainer Uwe Rösler hatte sich wieder für ein 3-5-2 entschieden und boten bei der Startaufstellung zwei Überraschungen, von denen eine leider mit der körperlichen Unpässlichkeit von Mitregisseur Valon Berisha zusammenhing. Jedenfalls kam Käpt’n Fink an seiner Stelle von Beginn an, und Jean Zimmer übernahm Matthias Zimmermanns Rolle, der weiter vorne agierte. In der Dreierkette kam Zanka neben Andre Hoffmann und Kaan Ayhan zum Einsatz. Ganz vorne teilten sich Rouwen Hennings und Kenan Karaman die Aufgabe, den Gastgeber ordentlich einzuschenken. So bestand das Mittelfeld zentral aus Kevin Stöger, Fink und Zimmermann mit Erik Thommy und Zimmer auf außen.

Fortuna hatte Anstoß. Ein No-Look-Pass aus dem Mittelkreis findet Karaman am Rand des Sechzehner. Der kocht zwei K**ner ab, zieht aus rund zwölf Metern und erwischt den Äffzeh-Keeper auf dem falschen Fuß. 0:1 nach weniger als 30 Sekunden Spielzeit – wann hatte es das zuletzt gegeben? Die Hausherren stellten sofort auf ein 4-3-3 um und starteten wütende Angriffe, die aber an der perfekt stehenden F95-Abwehr abprallten. Dann erwischt Ayhan einen zweiten Ball und schlägt einen 60-Meter-Pass in den freien Raum. Thommy sprintet mittig heran, erreicht das Ei, steht frei vor dem Kasten und versenkt humorlos. Optimisten unter den Freunden des Flingeraner Arbeitervereins fühlten sich an den letztjährigen Sieg über BMG erinnert. Und tatsächlich: Die völlig unkontrolliert angreifenden K**ner verlieren die Pille an Fink, der gemeinsam Zimmer, Hennings und Karaman gegen zwei Verteidiger anläuft, klug auf den kleinen Jean passt, der rüberschiebt, sodass Karaman problemlos einschieben kann.

3:0 nach acht Minuten!

Halten wir fest: Nach nicht einmal ACHT Spielminuten führt der deutsche Meister von 1933 auswärts mit 3:0. Und die Klopperei begann. Völlig aus dem Rahmen fallende Äff-Zehler treten nach allem, was sich bewegt, und die Fortunen haben Glück, dass keiner von ihnen irgendeinen Beinbruch davonträgt. Radioreporter Olli Bendt berichtet, dass die Schreiereien der Domdorf-Hools im Stadion bestens zu hören sind. In der 34. Minute passiert es: Die ersten Leuchtspurraketen von außen landen auf dem Rasen. Schiri Osmers unterbricht, und auf der Wiese entbrennen bürgerkriegsartige Zustände. Am Ende werden fast 600 in Gewahrsam genommen, viele von ihnen mit Verletzungen durch die Zwangsmittel der Polizei. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 0:4 – nach einem eher langsam vorgetragenen Angriff bekommen die Fortunen eine Ecke zugesprochen.

Endlich haben es die Verantwortlichen eingesehen, dass diese Halb-und-halb-kurzen-Ecken nix bringen. Stöger schlägt perfekt von rechts auf den langen Pfosten, wo Hennings die Kugel auf Hüfthöhe mit links direkt annimmt und einlocht. Im TV war jedoch deutlich das Foul von Karaman zu sehen, der seinen Gegenspieler am Trikot festhält. Videobeweis! Die Kellerkinder haben nichts gesehen, der Treffer gilt. Direkt nachdem das Spiel nach der Unterbrechung wieder freigegeben ist, gelingt den Gastgebern endlich eine Offensivaktion. Ein feiner Pass in die Schnittstelle erreicht einen k**schen Stürmer, der prima versenkt. Der Referee hat aber schon die Hand am Ohr. Angeblich soll es Abseits gewesen sein. Aber wer auch immer die Linie kalibriert hatte, muss am Abend zuvor ordentlich gesoffen haben. Wenn das Abseits war, dann ist alles abseits, bei dem der Schütze nicht einen Meter hinter den Verteidigern steht.

3 rote Karten gegen Einwechselspieler

Wütende Proteste der Äff-Zeh-Bank. Der Schiri sprintet zu den tobenden Trainern und Spieler (allen voran Poldi…). Plötzlich fällt er mitten im Getümmel wie von der Axt gefällt. Kaum steht er wieder, meldet sich die VAR-Polizei. Insgesamt drei rote Karten werden verteilt – allesamt an Auswechselspieler, sodass ab der 43. Minute nur noch drei mögliche Einwechselkicker, Podolski inklusive, dort rumlungern. Aufgrund der Situation vor den Stadiontoren wird die Halbzeitpause auf 40 Minuten verlängert. Die K**ner starten mit einem Doppelwechsel: Nach mehr als sechs Jahren läuft Lukas Podolski erstmals wieder im Trikot des Retortenclubs von 1948 auf … und gerät sofort bei der nächsten Unterbrechung wegen eines Freistoßes mit Hennings aneinander, der ihm ordentlich die Meinung geigt.

Komischerweise stehen die Hausherren nun enorm tief; die Konstellation könnte man ein 5-4-1 nennen. Anscheinend will deren Trainer eine noch höhere Niederlage verhindern. Jetzt spielt nur noch eine Mannschaft. Geduldig verteilen die Fortunen den Ball per Flachpass, aber sofort die erste Flanke kriegen die Hausherren nicht in Griff. Andre Hoffmann fliegt höher als jeder Gegner und hämmert das Ding in die Maschen – 0:5. Der Elfmeter (Hennings verwandelt problemlos) basiert dann wieder auf einer konzertierten Fehlentscheidung von Referee und Videobescheißern. Die Äff-Zehler lassen die Köpfe hängen, und es fällt Podolski zu, seine Kollegen aufzurichten. Weil deren Coaches ihre Arbeit eingestellt haben, übernimmt der Sonderschüler aus Hürth deren Rolle. Die Maßnahme wirkt; seine Mannschaft befreit sich immer mehr, auch, weil die F95ger zwei Gänge runtergeschaltet haben.

In der 74. Minute ist es dann der lustige Dönerunternehmen, der einen Alleingang mit einer Bombe abschließt, gegen die Flo Kastenmeier nichts, aber auch gar nichts tun kann. Es steht nur noch 1:6, und es ist noch mehr als eine Viertelstunde zu spielen. Zack, wieder dieser Podolski! Kriegt das Ei in der Nähe des Strafstoßpunktes, und Zanka bleibt wenig mehr übrig als ihn umzusammensemmeln. Der Schiri signalisiert Weiterspielen und zeigt dem wild protestierenden Opfer kurz danach die gelbe Karte. Da erst schalten sich die Zombies aus dem Gewölbe ein und bestätigen die ursprüngliche Entscheidung. Im direkten Gegenzug markiert Zimmermann mit einem herrlichen Fernschuss in den Giebel das 1:7.

12 Minuten Nachspielzeit im Chaos

Dann bricht das Chaos aus. In einer eher unauffälligen Situation schaltet sich das VAR-Monster ein und flüstert dem Referee was. Der eilt auf Podolski zu und zeigt ihm die gelbrote Karte. Keiner hat auch nur den Hauch einer Ahnung, was vorgefallen sein soll. In der Pressekonferenz gibt Osmers an, die Videoleute hätten durch Lippenleser übelste Beleidigungen seitens Poldis gegen die Frau von Kaan Ayhan geäußert – in türkischer Sprache. Die Partie ist damit durch, aber es werden unglaubliche, durch nichts gerechtfertigte 12 Minuten nachgespielt. Das 1:8 fällt in der 96. Minute; es ist ein Eigentor, dass sich der K**n-Tormann selbst reinlegt.

Kein Wunder, dass niemand aus dem Äff-Zeh-Trainerteam und kein anderer offizieller des Hundmithörner-Clubs zur Pressekonferenz erscheint. F95-Trainer Rösler grinst bloß und antwortet auf jede Frage aus den Kreisen der Journalisten „So ist eben Fußball“. Dem ist nach dieser denkwürdigen Schlacht nichts hinzuzufügen.

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