Wie man Mona Neubaur trifft? Du hast dir rechtzeitig mit deinen Kumpels einen Platz am Bierwagen auf dem Marktplatz gesichert. Denn Fortuna ist Zweitligameister und Aufsteiger, und deshalb wird fein gefeiert. Da schiebt sich eine Frau durch die dicht gedrängte Menschenmenge, guckt euch an und sagt: Was trinkt ihr? Und gibt ne Runde. So trifft man Mona Neubaur, wenn man F95-Fan ist. Natürlich auch in der Arena und da, wo man eben Fortuna-Leute trifft. Dass diese Frau, die sehr gerne schwarze Sachen trägt, nebenbei Landesvorsitzende der NRW-Grünen und höchst erfolgreiche Lokalpolitikern ist, vergisst man da schnell. Dabei gäbe es so viel Politisches, worüber man mit Mona fein diskutieren könnte. Dass sie 1997 aus Bayern zum Studieren nach Düsseldorf gekommen ist, bezeichnet sie als einen ungeheuren Glücksfall. Nun ist sie also Wahl-Düsseldorferin aus Liebe.

Die studierte Diplom-Pädagogin hatte es schon als Jugendliche mit der alternativen Energie und kam deshalb 1999 zu den Grünen. Nach dem Studium machte sie PR für die Naturstrom AG – aus Überzeugung. Ab 2007 war Mona dann bei der Heinrich-Böll-Stiftung, und 2014 hat man sie zur grünen Landesvorsitzenden gewählt. Ihr größter politischer Erfolg war es ganz eindeutig, durch unermüdliche Überzeugungskraft den Boden dafür zu bereiten, dass der neue Kraftwerksblock auf der Lausward mit Gas befeuert wird anstatt mit umweltschädlicher Kohle. Man hätte das Ding auch nach ihr benennen können, aber mit dem Namen „Block Fortuna“ kann Mona Neubaur, die selbstverständlich Mitglied beim TSV Fortuna Düsseldorf 1895 ist, prima leben.

Frage: Du lebst jetzt seit mehr als 20 Jahren in der schönsten Stadt am Rhein – fühlst du dich als Düsseldorferin?
Antwort: Klares Ja! Ich muss schon sagen, es war eine ausgezeichnete Entscheidung nach Düsseldorf zu gehen. Besonders nach meinem Studium bin ich in Düsseldorf eingetaucht: Von Bilk über Flingern nach Pempelfort gezogen, vom AK 47 bis zur Tonhalle zu Konzerten unterwegs, die Oberkassler Wiesen auf der einen, der Grafenberger Wald auf der anderen Seite. Von den klassischen Stereotypen „typisch Düsseldorf“ halte ich wenig. Grad mein Kontakt mit unterschiedlichsten Menschen in der Stadt zeigt mir: Unser Dorf und die Menschen, die hier wohnen, können nach dem rheinischen Grundgesetz gut leben. Zum Beispiel: „Jeder Jeck ist anders“ zu Ende gedacht, ist eigentlich ein großer Ausdruck des gegenseitigen Respekts und der Toleranz. Da finde ich mich sehr gut wieder.
Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch bei uns gibt es Negativbeispiele – soziale Missstände, (Kinder-) Armut oder Fremdenfeindlichkeit, dreckige Luft, zu wenig Einsatz für unsere Umwelt. Insgesamt aber bin ich hier richtig gern zu Hause.
Eine Sache allerdings fehlt mir hier sakrisch: g´scheide Brezn!

F: Seit fast vier Jahren bist du Landesvorsitzende der Grünen NRW – bleibt da noch Zeit für Düsseldorfer Lokalpolitik?
A: Es macht irre Spaß, Landesvorsitzende zu sein. Auch wenn das bedeutet, dass ich meine Tage und Wochenenden unter anderem damit verbringe, mit der Bahn kreuz und quer durch NRW zu fahren. Die Vielfalt macht meinen Job besonders spannend: Ob ich Landwirte in Ostwestfalen oder im Münsterland besuche, den friedlichen Protest im Hambacher Wald unterstütze oder an der belgischen Grenze gegen die Schrottmeiler Tihange demonstriere Gespräche mit Unternehmern und Gründerinnen im Rheinland führe oder über die gefährlichen Änderungen des Polizeigesetzes diskutiere, EhrenamtlerInnen treffe, die sich für unser Gemeinwohl engagieren, gegen Nazis rede, … Jeden Tag neue Menschen, Erfahrungen, Eindrücke und Aufgaben. Ich bin hier in der Stadt nach wie vor vernetzt und werde um Rat gefragt oder um Unterstützung gebeten. Da ist es gut, dass wir GRÜNE gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Egal ob Ratsfraktion oder Kreisverband der Partei, die Dinge gehen nicht verloren. Ich mag das Konkrete an der Lokalpolitik: Nirgendwo ist die Möglichkeit der Veränderung durch Politik unmittelbarer. Und ich denke, dass mir das auch als Landesvorsitzende dabei hilft, regelmäßig „geerdet“ zu werden.

F: Apropos: Findest du nicht auch, dass Düsseldorf unbedingt wieder eine Frau auf dem OB-Stuhl bräuchte?
A: Ja! Und ich finde, dass wir echt gute Frauen in Düsseldorf haben. Ladies, auf geht´s: Stürmt in die Rathäuser auch außerhalb von Altweiber. 2020 ist Kommunalwahl, mischt Euch ein!

F: Was geht in dir vor, wenn du den Block „Fortuna“ am Kraftwerk Lausward siehst?
A: Ich bin glücklich! Schon verrückt, dass ich am Rhein sitze und ein Kraftwerk anlächle, oder? Es war eine Wahnsinnserfahrung und ein riesiger Erfolg für die Lausward als „Kathedrale der modernen Energieerzeugung“ zu streiten und gegen ein Kohlekraftwerk mit Technik aus Sepp Herbergers Zeiten zu mobilisieren. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt mit guten Argumenten, Kreativität und guten, gern auch unterschiedlichen Leuten für eine Sache zu streiten.

F: Womit wir beim Thema wären: Was hat dich denn zum Fortuna-Fan gemacht?
A: In meiner Kindheit ging mein Großvater sonntags immer mit mir zum Fußball. In Bayern, Kreisklasse C, Neuburg. Dieser herzliche und zeitgleich ruhige alte Mann ist am Spielfeldrand emotional komplett ausgerastet. Das fand ich super, seine fluchende, stampfende Seite. Und als ich überlegte nach Düsseldorf zum Studium zu gehen, habe ich mir bei einem Besuch im Frühjahr 1997 auch ein Heimspiel angeschaut. Spielerisch weit weg von Glanz, aber es gab eine glorreiche Unterstützung durch die Fans. Vielleicht hat das einfach eine Kindheitserinnerung geweckt, aber seither gilt für mich: wenn Fußball, dann Fortuna. Ich wünsche mir, dass wir Düsseldorfer viel mehr einfordern, von Verein und Stadt, dass Fortuna mehr ist als eine starke Marke. Dass wir die Arbeit für die Fans noch stärker ausgebaut wissen wollen und den Verein und die Stadt verbinden. Ich hab Bock im Stadion zu stehen inmitten von Fans, die die Mannschaft zu 3 Punkten antreiben. Zusammen, kreativ, für gute Erlebnisse und guten Fußball. Sport und besonders Mannschaftssport kann so viele Werte vermitteln, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Gerade in diesen Zeiten ist das besonders wichtig. Und wer nicht – wie ich – nur zuschaut, sondern selber spielt, tut auch noch was für die Gesundheit.

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