Markus Luigs ist in Düsseldorf weltberühmt. Das hat er seiner Facebook-Seite „Düsseldorfer Perlen“ und den dort veröffentlichten wunderbaren Fotos zu verdanken, die Seiten der schönsten Stadt am Rhein zeigen, die nicht jeder kennt – und vor allem nicht jeder so sieht. Seit über einem Jahr ist Markus zudem Mitstreiter von The Düsseldorfer in der Serie „Bild der Woche„. Nun ist er auf die grandiose Idee gekommen, aus den schönsten Perlen ein richtig echtes Buch zu machen – finanziert durch Crowdfunding über Startnext.de. Wir haben ihm die berühmten fünf Fragen gestellt.

Markus lebt und arbeitet seit 1999 als selbstständiger Designer und Fotograf mit dem Schwerpunkt auf Corporate, Interieur, Mode und Web in Düsseldorf. Seit 2007 war und ist er mit seinen Arbeiten an diversen Ausstellungen beteiligt, in Kürze (ab 19.07.) beim Reading FringeFestival, das zum 70. Jahrestag der Städtepartnerschaft zwischen Reading und Düsseldorf stattfindet. Übrigens: Das Foto stammt von seinem fünfjährigen Sohn – von wegen Apfel und Stamm…

Markus Luigs, der Fotograf der Düsseldorfer Perlen

Markus Luigs, der Fotograf der Düsseldorfer Perlen

Wir unterstützen Markus‘ Buchprojekt voll und ganz und empfehlen unseren Leserinnen und Lesern dringend, allein die „Dankeschöns“ sind jeden Euro wert, den man investiert: Also, schnell noch zu www.startnext.com/duesseldorfer-perlen-das-buch/ – die Kampagne läuft nur noch neun Tage!

Frage: Deine Düsseldorfer Perlen zeigen einen besonderen Blick, der sich auch im Stil ausdrückt – hast du diesen Stil speziell für die Düsseldorfer Perlen entwickelt?
Antwort: Oh, die Frage nach dem Stil 😉 Die Art, wie ich fotografiere, wie ich Dinge festhalte, ist fast durchgehend gleich. Für die Düsseldorfer Perlen habe ich daher keine Besonderheit entwickelt. Also, Motiv sehen, Kamera gerade halten und abdrücken. Das wäre dann auch schon alles.

F: Könntest du dir vorstellen, auch Kölner Perlen, Essener Perlen oder Wuppertaler Perlen zu fotografieren und zu publizieren?
A: Es gab tatsächlich mal eine Anfrage für ein Franchise. Ausgerechnet aus Pforzheim. Ja, warum nicht? Die ganze Welt steckt voller Perlen. Nein, im Ernst, so ein Ding wie die Düsseldorfer Perlen kannst du nur machen, wenn du einen direkten Bezug dazu hast, wenn du ein Teil davon bist oder deinen Teil dazu beiträgt. Natürlich kann ich zwei Tage durch London laufen, aber ich werde da nur, im wahrsten Sinn, an der Oberfläche, an der Fassade kratzen.

F: Deine Facebook-Seite „Düsseldorfer Perlen“ hat deutlich mehr als 10.000 Fans – hattest du das beim Start erwartet?
A: Erwartet habe ich da erst einmal nichts. Angefangen haben die Düsseldorfer Perlen (damals noch unter dem Titel „Düsseldorfer Notizen“) als kleines, fotografisches Tagebuch. So gab es täglich einen Post mit dem Titel „15 Minuten Düsseldorf“. Im Archiv fand ich dann noch ein Bild von der Mata-Hari-Passage, welches ich 1999 für das Buch vom Ex-Kraftwerker Wolfgang Flür fotografiert hatte. Das Bild hat bei sehr vielen Leuten die Erinnerungskirmes wachgerüttelt. Es gab viele Tausend Likes und ebenso viele Kommentare die fast alle mit „ach, weißt Du noch …“ anfingen.
Ein Bericht über die Perlen in 2015 von Philipp Holstein in der RP hat dann der Seite noch einmal eine enorme Öffentlichkeit verschafft.

F: Du planst ein Buch mit Düsseldorfer Perlen und hast zur Realisierung eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext gestartet – was hat dich dazu bewegt?
A: Die Düsseldorfer Perlen sind bis dato ein reines Online-Ding mit vielen Tausend Bildern auf Instagram und Facebook. Die Idee für das Buch selbst kam von einem befreundeten Künstler. Es ist ein schöner Gedanke, ein, oder besser gesagt: mein „Greates Hits“ zwischen zwei Buchdeckeln in den Händen zu haben. Die Idee, das Buch über Crowdfunding finanzieren zu lassen, kam auch von einem Freund. Zuerst habe ich versucht, die Summe, die ich für die Produktion benötige, über Sponsoren hereinzuholen. Das war mir aber dann doch zu aufwändig und eventuell auch mit speziellen Wünschen verbunden. Daher finde ich die Idee mit dem Crowdfunding sehr charmant, da sich jeder an dem Buch mit einem kleinen oder auch größeren Betrag beteiligen kann. Die Arbeit dahinter habe ich aber deutlich unterschätzt. Mit einem einzigen Facebook-Post ist es nicht getan um die Menschen für das Projekt zu begeistern. Täglich investieren ich ca. zwei Stunden in das Projekt und bin froh, wenn der Tag X da ist, und ich hoffentlich die erforderliche Summe für das Buch erreicht habe.

F: Du bist ja mehr Künstler als Fotograf, oder siehst du da gar keinen Unterschied?
A: Letzte Frage = schwierigste Frage 😉 Die Düsseldorfer Perlen versuche ich weitestgehend nicht zu kategorisieren. Betrachte es eher als öffentliches Notizbuch oder besser, Ideenbuch. Wenn du aber in Düsseldorf ein Kiosk halbwegs gerade und neutral knipst, bist du hier schnell in einer Schublade mit dem Etikett „aha, wie Becher“. Was nicht weiter schlimm ist. Düsseldorf und der merkwürdige Umgang mit dem Erbe eben.
Meine Kunst, die ich z.B. in diesem Jahr bei der GROSSEN Kunstausstellung im Museum Kunstpalast oder während des Photoweekend in der Galerie t ausstellen durfte, sind letztendlich mein persönliches Ergebnis, meine Essenz, die ich aus den Düsseldorfer Perlen herausfiltere.
Hier setze ich nicht so sehr auf eine sichtbare Verortung. Versuche daher weitestgehend auf die „aha, die Gegend kenne ich“-Momente zu verzichten. Die Kunst funktioniert hier auf zwei Ebenen.
Ein Beispiel dafür ist das Bild „Regal“. Was ich zeige ist ein eher sehr nüchternes Bild eines leeren Regals. Ein wenig Boden und Decke ist auch zu sehen. Auf der einen Seite gab es viele, die das Regal sofort lokalisiert haben und dadurch eher traurige oder wehmütige Gefühle damit verbanden. Das Bild war war hier Auslöser und verschwand gleichzeitig hinter der Geschichte (Das Regal fotografierte ich im leergeräumten Stern-Verlag).
Für alle anderen war es im besten Fall ein interessantes Motiv ohne Bedeutungsschwere.
Um zu der Frage zurückzukehren. Ich bin Designer, der auch fotografiert und Künstler der das mittel Fotografie nutzt.

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