Zusammenfassung · Neun Spiele ohne Niederlage und dann sechs Spiele ohne Sieg – wenn auf irgendeinen Saisonverlauf die Metapher vom Licht und vom Schatten passte, dann jetzt. Zunehmend geriet Trainer Rösler ins Zentrum der Kritik, die keine grundsätzliche und unbegründete war, sondern belegbar durch seine Sturheit bei den taktischen Systemen, bei den Aufstellungen und Wechseln sowie beim Festhalten an offensichtlich überforderten Spielern. Gleich dreimal konnten ihn erst, ähem, Anregungen seiner Co-Trainer und einzelner Spieler auf den rechten Weg bringen – kein gutes Zeichen… [Lesezeit ca. 9 min]

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25. Spieltag: Sandhausen vs F95 0:0 – Spiel kaputtgewechselt, Herr Rösler

21 Torschüsse! Kein Tor. 70 Minuten klasse gespielt, nicht gewonnen. So kann man das doofe Remis beim SVS zusammenfassen. Wobei das 0:0 angesichts der Schussquote zunächst für den Sandhäuser Keeper spricht, aber eben auch für die Unfähigkeit der Fortunen, das Ding wenigstens einmal einzulochen. Immerhin hatte UR vier waschechte Stürmer aufgeboten. Auf rechts harmonierten Zimbo Zimmermann und Dawid Kownacki wie nie zuvor (und nie danach), links waren es Leon Koutris und Kris Peterson, die wirbelten. Dazu eine überzeugende Doppelsechs mit Käpt’n Bodze und Cello Sobottka. Bei jedem anderen Tormann oder einem Torwart in Normalform hätten die Burschen in den feinen Köbes-Trikots dem späteren Fastabsteiger die Hütte schon in Hälfte 1 vollgehauen. So aber…

Damit war der Spaß vorbei, und Herr Rösler hatte keinen Anteil daran, dass es sich änderte. Heute hat er mit einer Kaputtwechselei allererster Güte um seine Abschiedspapiere gebettelt. Lieber Klaus, lieber Uwe, liebe Mitvorstände: Tut ihm den Gefallen, erlöst ihn – das wird keine Liebesgeschichte mehr zwischen der wunderschönen, wenn auch launischen Diva und dem strunzsympathischen Thüringer mit dem denglischen Zungenschlag. Nein, das hat keine Perspektive. So wie auch einige Kicker, die heute im schmucken Köbes-Trikot den Rübenacker am Hardtwald enterten, aus unterschiedlichen Gründen keine Perspektive für das F95-Aufstiegsteam der Saison 2021/22 hat. Denn mehrere Fortuna-Spieler der aktuellen Spielzeit werden von den jungen Talenten aus dem Kader gefegt – Verletzungsfreiheit mal vorausgesetzt. [Spielbericht vom 14.03.2021]

SVS vs F95: Kalt und nass war’s – besonders auf der Reservebank (Sky-Screenshot)

Der Spaß im eiskalten Hardtwaldstadion ging nach dem Wiederanpfiff weiter. Und vermutlich hätten die Coaches einfach nur geduldig bleiben müssen, dann wäre das Ei schon irgendwann im Netz gelandet. Aber in der 69. ausgerechnet den Hartherz für Koutris zu bringen und später den bestens aufgelegten Peterson durch Borrello zu ersetzen, machte aus dem Tornado ein laues Lüftchen. Kaputtgewechselt, muss man sagen.

26. Spieltag: F95 vs Bochum 0:3 – Geschwindigkeit ist keine Hexerei

Okay, der VfL war schon vorher gut drauf und zu Recht Tabellenführer. Und trotzdem begegneten unsere Jungs den Ruhrpottkickern über weite Strecken auf Augenhöhe. Allerdings: Die Blauen waren durchweg immer einen Tick schneller: im Lauf, im One-Touch-Spiel und vor allem geistig. So stand es zur Pause schon 0:2, und das war gerecht. Nur zeigten die F95er wieder einmal, dass sie nie willens waren ein Spiel einfach so über sich ergehen zu lassen. Nur so richtig gut waren sie nicht – vor allem Rouwen Hennings als einzige Spitze blieb völlig wirkungslos. Wer also sollte die Tore machen?

Wer weiß, wie die Begegnung ausgegangen wäre, hätte eine der riesigen Einlochmöglichkeiten in der 50. und 52. eingeschlagen. Was wäre passiert nach einem Anschlusstreffer? Offensiv fand der VfL nach der Pause zunächst nicht statt, und man hatte das Gefühl, dass die Hellblauen es einfach nicht für nötig befanden, auf ein weiteres Tor zu gehen. Später, nach dem zweiten Zweierwechsel – Borrello für Peterson, Prib für den etwas müden Piotrowski – in der 71. Minute waren sich nicht wenige F95-Anhänger sogar sicher, dass ihre Lieblinge die Partie noch in ein Remis würden wenden können. [Spielbericht vom 23.03.2021]

F95 vs Bochum: Fortunistische Angriffssituation (Foto: TD)

F95 vs Bochum: Fortunistische Angriffssituation (Foto: TD)

So wiederholte sich die Geschichte von Sandhausen: Aus 18 Torschüssen entstand keine Bude. Dazu kamen dann defensive Probleme, die sich beim 1:0 für die Bochumer vor allem in Fehlern von Kevin Danso und Flo Kastenmeier materialisierten. Nein, schlecht war das nicht, nur eben nicht ausreichend.

27. Spieltag: Darmstadt vs F95 1:2 – Spiel 1 um die goldene Ananas gewonnen

Wer realistisch dachte, wusste, dass die Fortuna sich im Kampf um die beiden direkten Aufstiegsplätze durch die Niederlage gegen Bochum final verabschiedet hatte. Aber immer noch wedelten manche Experten mit dem Aufstiegsgespenst in Gestalt des Relegationsplatzes. Es hieß, „die anderen“ würden bestimmt auch noch schwächeln, und Dawid Kownacki, der Mann des Spiels, rechnete vor, dass ja noch 21 Punkte zu vergeben seien. Bombenfest stand die Viererkette, auch nachdem Andre Hoffmann verletzt rausmusste. Das Mittelfeld funktionierte mit Kuba Piotrowski prima, und Kris Peterson machte auf der linken Seite Alarm. Das alles in einem in keinster Weise aufregenden Spiel.

Die ersten zwanzig Spielminuten waren – dies auf beiden Seiten – einfach schauderhaft. Man unterstellt Kickern in solchen öden Partien gern, sie seien lustlos zu Werke gegangen; desinteressiert hätte gestern besser gepasst. Zweikämpfen gingen die Fortunen eher aus dem Weg, sodass Trainer Rösler um die 6. Minute gut hörbar “mehr Körperlichkeit” forderte. Klar, dass Kuba Piotrowski gehorchte und dabei ein bisschen übertrieb, was ihm eine gelbe Karte eintrug. Verdient hätte auch Cello Sobottka eine gehabt, denn der stieg dann auch mal etwas deftiger ein. Käpt’n Bodze, das belegt auch die Statistik, ging den körperlichen Auseinandersetzungen mit dem Gegner komischerweise eher aus dem Weg. [Spielbericht vom 05.04.2021]

SVD vs F95: Rouwen diskutiert mit Herrn Reichel (Screenshot Sky)

SVD vs F95: Rouwen diskutiert mit Herrn Reichel (Screenshot Sky)

Rouwen Hennings muss erneut als Ausfall gesehen werden, der gute Dawid aber machte eine feine Hütte zum Sieg. Und wozu? Um dann vielleicht doch den vierten oder fünften Platz in der Endabrechnung zu erreichen. Na ja,…

29. Spieltag: Osnabrück vs F95: 0:3 – An Open Letter to Mr. Roesler

Solche Spiele muss man gewinnen. Selbst in ordentlicher Form, der Gegner dagegen mit gefühlten dreihundert Heimniederlagen am Stück und dem Abstieg geweiht. Und trotzdem lief es nicht wirklich rund bei der von Herrn Rösler gecoachten Truppe, die ohne das sensationelle Tor von Peterson in der 39. Minute vielleicht noch ins Schleudern gekommen wäre. Selbst das 2:0 durch Dawid Kownackis Elfer machte die Sache nicht besser. Irgendetwas stimmte nicht. Dieses Mal war es der Cheftrainer himself, der angemessen reagierte und auf ein echtes 4-4-2 umstellen ließ. Danach ging’s besser, aber mehr als ein weiteres Tor kriegten die Buben dann doch nicht zustande.

Kann natürlich sein, dass die zweite deutsche Bundesliga auch noch eine Klasse zu hoch für dich ist. Dass du dich für die erste Liga eher nicht eignest, hast du in den Restspielen der Saison 2019/20 gezeigt, sonst wäre F95 nicht abgestiegen. Eine 5- kriegst du im Abschlusszeugnis aber für zwei Stiche ins Herz der Fortunen: die Pokalniederlagen in Saarbrücken und Essen. Hast du dir den 125-Jahre-Jubiläumsfilm angeschaut? Dann wüsstest du, wie wahnsinnig wichtig der DFB-Pokal für die Anhänger der launischen Diva ist – da scheidet man nicht mal eben gegen unterklassige Gegner aus. Das werden die Fans dir nicht vergessen – so wie viele es auch Friedhelm Funkel nie verzeihen werden, dass er das Pokalspiel gegen Schalke 04 seinerzeit abgeschenkt hat. [Spielbericht vom 19.04.2021]

Osnabrück vs F95: Das feine 1:0 durch Kris Peterson (Screenshot Sky)

Osnabrück vs F95: Das feine 1:0 durch Kris Peterson (Screenshot Sky)

Immerhin ein Sieg, denn der heizte das Aufstieg-noch-möglich-Geraune der diversen Spochtrepochter noch einmal an. Bochum war zwar – wie heißt es so gern? – „enteilt“, aber der HSV wollte dann doch wohl lieber in Liga 2 bleiben, war nur noch 4 Punkte entfernt, während Fürth auf Platz 2 auch nur 5 Punkte mehr im Salso hatte. Blöd nur, dass Kiel aufholte und sogar Heidenheim sich vor die Fortuna geschoben hatte.

30. Spieltag: F95 vs St. Pauli 2:0: So könnte Fortunas Zukunft aussehen

Es fühlte sich besser an, die Partien der glorreichen Diva nun nur noch unter Zukunftsgesichtspunkten zu begutachten. So klar wie es das Ergebnis sagt, war die Kiste gegen Pauli nicht. Die beiden Tore in der 26. und der 48. Minute brachen den Hamburger Stadtteilfußballern das Genick, denn bis zur ersten Hütte waren die sogar leicht überlegen. Danach regierte hier nur eine, Fortuna und sonst keine. Alle, alle Jungs in Rot holten sich gute Noten, und besonders erfreulich war das Auftreten von Kownacki als einziger Spitze. Viele unken, der sei der teuersten Fehleinkauf der Fortuna, aber Ihr Ergebener ist sich sicher: Der kommt noch! Kevin Danso, der ja leider wieder zurück nach Puppenkistenburg muss, legte eine perfekte Partie hin, und Adam Bodzek gab einen Sechser wie er im Lehrbuch steht.

Und Adam Bodzek, der Mann, der nun schon ein ganzes Jahrzehnt bei uns ist, der zwei Aufstiege und zwei Abstiege mitgemacht hat, der längst abgeschrieben schien, den auch Ihr Ergebener schon in Rente schicken wollte? Auch der hat die Position gefunden, die seinen Fähigkeiten und seinem Verständnis von Fußball am ehesten entspricht. Der ist kompromisslos in der Balleroberung, der ist inzwischen dermaßen passsicher, der sieht die Zusammenhänge, der kann – so nennt man das im Fachjargon – das Spiel ordnen. Auch wenn er – im Gegensatz zum guten Kevin – auf dem Platz wenig spricht, ist er klar der Leader of the Pack. Chapeau, Bodze! [Spielbericht vom 22.04.2021]

F95 vs St. Pauli: Unberechtigte Ecke, aber Tor zum 2:0 (Foto: TD)

F95 vs St. Pauli: Unberechtigte Ecke, aber Tor zum 2:0 (Foto: TD)

Das alles gab einen Vorschein auf das, was in der Spielzeit 2021/22 möglich sein könnte. Dabei war Shinta Appelkamp noch nicht einmal wieder zurück aus dem Lazarett.

30. Spieltag: Paderborn vs F95 2:1 – Tolles Spiel, doofe Niederlage

Es gibt so Niederlagen, die sind doof, weil sie nicht auf irgendwelchen Minderleistungen oder taktischen Problemen resultieren. Der Heimsieg der Paderborner gehört in eine andere Kategorie, nämlich in die der trainer’schen Fehlentscheidungen. Nun hat die Fortuna des Jahrgangs 2020/21 nach dem Abgang von Jean Zimmer keine echte Alternative zu Matthias Zimmermann als rechtem Außenverteidiger, wenn der aber so richtig daneben ist, dann muss man ihn erlösen. Und beim Umstellen der Viererkette ein bisschen kreativer sein.

Und dem guten Matthias Zimmermann sieht man an, dass er einigermaßen erschöpft ist, dass er dringend ein oder zwei Spiele Pause bräuchte. Und, ja, spätestens zur 70. Minute hätte ihn Rösler auswechseln müssen; nachdem er ein unglückliches Stück Anteil am Siegtreffer der Paderborner hatte, wurde er mehr und mehr zum Unsicherheitsfaktor. Eine 1:1-Alternative für ihn haben wir nicht, aber es wäre möglich gewesen, Christoph Klarer zu bringen, Koutris auf Zimbos Platz und Krajnc als linken AV agieren zu lassen. Oder einfach den guten Luka auf rechts spielen zu lassen, der kann das angeblich. [Spielbericht vom 25.04.2021]

Paderborn vs F95: Matthias Zimmermann, heute leicht erschöpft (Screenshot: Sky)

Paderborn vs F95: Matthias Zimmermann, heute leicht erschöpft (Screenshot: Sky)

Immerhin scorte der ewige Knipser Hennings endlich mal wieder und machte den Führungstreffer – nachdem zuvor ein Tor von Peterson zu Recht per VAR annulliert wurde. Dass dann ein direkter Freistoß ins Kastenmeier-Gehäuse ging… kann passieren. Mit einem Remis wären die Weißen sicher zufrieden gewesen. Nur war durch die Auslöschung der linken Seite durch Uwe Rösler natürlich das Ende erfolgversprechender Offensivbemühungen: Sowohl Leon Koutris als auch Kris Peterson runterzunehmen und dafür Hartherz und Iyoha zu bringen, darauf muss man erst mal kommen.

28. Spieltag: F95 vs KSC 3:2 – An Tagen wie diesen…

Als Berichterstatter auf der eiskalten Tribüne im menschenleeren Stadion zu hocken, macht keinen Spaß, wirklich nicht. Es sei denn bei Spielen, bei denen der unvergleichliche Shinta Appelkamp auf Vorlage des wunderbaren Emma Iyoha in der 95. Minute den Siegtreffer erzielt. Aber es war ohnehin ein verrücktes Spiel, in dem UR in der 57. Minute – against all odds – die Glimmertwins Hennings und Karaman bringt, die dann für so viel Druck sorgen, dass F95 das Spiel dreht. Leider gab’s einen Na-ja-Elfer für den KSC und damit den Ausgleich. Und dann:

Spannend wird’s, denn der KSC kriegt kaum noch Befreiungsaktionen hin. Der vierte DFB-Beamte meldet fünf(!) Minuten Nachspielzeit. Wie schön für uns, aber irgendwie merkwürdig, denn nach drei Minuten VAR-Warterei in Hälfte Eins gab’s nur eine Minute Nachschlag. Egal. Die Karlsruher sind platt; körperlich und geistig, pfeifen auf der letzten Rille. Welle auf Welle läuft. Niemand rechnet wirklich noch mit einem Dreier. Aber, da: Koutris findet Iyoha am Strafraumrand, der hämmert, das Ei ballert unter die Querlatte, springt nach links raus, wo sich Shinta im Vollspeed genähert hat und das Ding versenkt! [Spielbericht vom 04.05.2021]

Den Elfer haut er rein, der tragische Dawid K. (Foto: TD)

Den Elfer haut er rein, der tragische Dawid K. (Foto: TD)

Carsten, der Musikmann, der während der Geisterspiele unseren DJ Opa vertritt, legte „An Tagen wie diesen“ auf, was passte, aber wegen der Abwesenheit der mitgrölenden Fan-Kehlen dann doch wieder irgendwie falsch klang.

Zwischenfazit

Mit diesem herzzerreißenden Sieg im Nachholspiel begann die Ära der Floskel „rein rechnerisch“. Denn nun war F95 punktgleich mit dem HSV Fünfter, nur einen Punkt hinter dem Relegationsplatz. Angesichts von nur noch drei weiteren Partien, wollte aber niemand vom direkten Aufstieg träumen, der zu diesem Zeitpunkt rein rechnerisch noch drin war. Die Burschen mussten nur noch dreimal gewinnen, während HSV, Fürth und Kiel Niederlagen sammeln. Die Hoffnung stirb zuletzt, sagt der Kalenderspruch…

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