Es gibt Sehenswürdigkeiten, schöne Plätze in der Stadt und eben eher ungewöhnliche Orte, die jeder Düsseldorfer mindestens einmal gesehen haben sollte. Wir stellen in zwei Folgen insgesamt zehn solcher Orte vor, von denen wir glauben, dass sie keine Sehenswürdigkeiten im engeren Sinn sind, aber etwas Besonderes für diese Stadt an sich haben.

[6] Ausstellungsraum: Kunst im Tunnel (KIT)

Die vielleicht größte Tat, die hiesige Stadtmütter und -väter in den letzten dreißig Jahren vollbracht haben, ist und bleibt die Untertunnelung des rechten Rheinufers. Man kann das nicht oft genug bekräftigen. Vorher verlief die extremst befahrene Bundesstraße 1 entlang der Mauer zum Unteren Rheinwerf und sorgte für die Trennung von Altstadt und Vater Rhein – ein fürchterlicher Zustand. Durch den Rheinufertunnel und die dabei entstandene Rheinpromenade ist die Stadt Düsseldorf überhaupt erst so schön geworden wie sie jetzt ist.

Ausstellungsraum "Kunst im Tunnel" (Foto: Ivo Faber via Düsseldorf Tourismus)

Ausstellungsraum „Kunst im Tunnel“

Nun war der Bau kein ganz leichtes Unterfangen, weil zwischen Flussbett und Bebauung am Mannesmannufer einfach nicht genug Platz war, um zwei Tunnelröhren mit allem Zipp und Zapp parallel nebeneinander zu graben. Außerdem war es aus geologischen Gründen nicht möglich, einfach abzutauchen, dann ein paar Kilometer gerade zu bauen, um wieder aufzutauchen. Deshalb ähneln die Röhren beim Durchfahren einer milden Berg- und Talfahrt. Nur fällt keinem Autofahrer auf, dass die Röhren größtenteils ÜBEREINANDER verlaufen! Nicht nur dass: Sie sind quasi miteinander verwoben wie geflochtene Taue. Dabei entstanden natürlich gewisse Hohlräume, und einen davon hat man nach der Fertigstellung zugänglich gemacht.

Der so entstandene, merkwürdig geformte Ausstellungsraum heißt „Kunst im Tunnel„, was schnell zur Abkürzung KIT führte, woraus wiederum der Name des wunderbaren Cafés wurde, das im Gebäude über dem Ausstellungsraum untergebracht ist. Gerade vormittags ist dies einer der schönsten Orte an der Rheinpromenade; man sitzt oberhalb der Apollo-Wiese und hat einen schönen Blick auf Oberkassel. Unten gibt es jährlich (mindestens) vier Ausstellungen; geöffnet ist der Ausstellungsraum wie das Café Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 11:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt kostet 4,00 Euro, ermäßigt und Gruppen ab 10 Personen 3,00 Euro, Schwerbehinderte sowie Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt, außerdem ist der Eintritt an jedem zweiten Sonntag im Monat frei. Die Adresse des KIT lautet offiziell Mannesmannufer 1b.

Natürlich ist das KIT nicht der einzige Raum im Untergrund der Stadt. Leider sind ein paar andere Räume dieser Art gar nicht, nur gelegentlich oder ausschließlich mit Sondergenehmigung zugänglich. Das gilt zum Beispiel für die alte Unterführung am Worringer Platz, die eigentlich ein Graffiti-Museum ist. Oder den alten Wasserspeicher unter dem Grafenberger Wald auf der Hardt, ein gewaltiger Gewölberaum unter dem alten Wasserturm. Mit den beiden Untergründen werden wir uns in den nächsten Monaten noch genauer befassen.

[7] Das AK-47 auf der Kiefernstraße

Das AK-47 auf der Kiefernstraße (Foto: Richard Gleim)

Das AK-47 auf der Kiefernstraße (Foto: Richard Gleim)

Oh ja, das waren schon wilde Zeiten damals in den Achtzigerjahren als die kurze Kiefernstraße in Flingern-Süd es bis in die Tagesschau schaffte. Die besetzten Häuser auf der Straßenseite mit den ungeraden Nummern galten als Brutstätte des linken Terrorismus und wurden von der Ordnungsmacht nicht selten auch so behandelt. An den historischen Fakten, aber auch den zahllosen Anekdötchen lässt sich viel über den Zustand Düsseldorfs zwischen etwa 1975 und 1990 lernen.

Die Besetzungen von entmieteten, ehemaligen Werkswohnungen der benachbarten Klöckner-Werke in den Jahren 1981 und 1982 waren die Reaktion auf eine massive Wohnungsnot und den arroganten Umgang der Stadt mit diesem Problem. Denn eigentlich wollte man ein zusammenhängendes Gewerbegebiet auf den Flächen der Klöckner-Werke zwischen Ronsdorfer, Erkrather, Werdener und Fichtenstraße schaffen. Weil so etwas seinerzeit von sehr langer Hand vorbereitet wurde und die Mühlen der Verwaltung sehr langsam mahlten, entmietete man die Wohnungen so richtig frühzeitig. Das traf auf eine bundesweit gut vernetzte Hausbesetzerszene, die solche Zustände nicht hinnahm. So wurden die ersten gut 60 Wohnungen an der Kiefernstraße besetzt. Später zogen Hausbesetzer, die aus anderen besetzten Häusern rausgeflogen waren, hier her. Und im selben Maße wie sich diese Szene in Richtung „Autonome“ politisierte, rückte das Sträßchen in den Mittelpunkt des polizeilichen Interesses.

Tatsächlich aber war die Stimmung auf der Kiefernstraße nie besonders gefährlich oder gar aggressiv: man wollte bloß in Ruhe da leben und sein Ding machen. Dazu gehörten auch diverse kulturelle Aktivitäten. Unter anderem Eröffnung und Betrieb eines Musik-Clubs, der anfangs „Café Nix Da“ hieß und recht fest in den Händen der Liebhaber von Punk und angrenzenden Musiken lag. Geändert hat sich seitdem nur eins – der Name. Mit dem typischen Humor der Szene wurde der Schuppen in „AK-47“ umbenannt und trägt den ebenfalls mild ironischen Beinamen „Düsseldorfs Punkrockklupp No. 1“. Entsprechend gestaltet sich nicht nur das Programm, sondern so sieht der Laden auch aus. Deshalb ist JEDER Gig im AK-47 ein Erlebnis für sich.

[8] Die Stadt vom Rhein aus

Bötchentour auf einem Schiff der Weißen Flotte

Bötchentour auf einem Schiff der Weißen Flotte

Diese Empfehlung kann kurz und bündig formuliert werden: Wer nie vom Bötchen aus die Stadt betrachtet hat, dem fehlt ein entscheidender Blickwinkel. Ja, es ist sogar ein großer Unterschied, ob man zum Beispiel von der Oberkasseler Rheinweise in die Altstadt hinein guckt oder von der MS Stadt Düsseldorf oder einem anderen Rheinschiff. Zumal das große Tradition hat. Die Rheinbahn hatte 1945 einen Fährverkehr zwischen den linksrheinischen Vierteln und der Stadt eingerichtet, weil es keine intakte Brücke mehr gab. Daraus entstand ein waschechter Linienverkehr zwischen der Altstadt und Kaiserswerth auf den sogenannten „Rheinbahnbötchen„. Die MS Düssel ist eines der Schiffe aus jenen Tagen; sie wurde 1962 in Dienst gestellt und ist inzwischen wunderschön restauriert im Charterbetrieb unterwegs.

Zwei Varianten empfehlen sich: Eine Linienfahrt nach Kaiserswerth oder die Panoramafahrt der Weißen Flotte. Start ist jeweils der Steiger auf Höhe der Pegeluhr an der Rheinuferpromenade. Die Touren sind jeweils „all inclusive“, was die Getränke betrifft, und kosten pro Runde bzw. Strecke 14,00 Euro für Erwachsene und 7,00 Euro für Kinder von 4 bis 13 Jahre. Eine Familienkarte (2 Erwachsene und max. 2 Kinder) ist für 35,00 Euro im Angebot; die Rückfahrt von Kaiserswerth aus erhöhte den Preis um jeweils 7,00 Euro. Sonderkonditionen für Gruppen, Schulen und Kindergärten gibt es auch.

Mach doch mal ne Stadrundfahrt! Ja, dies sei allen Neu- und Alt-Düsseldorfern ans Herz gelegt: mit dem HopOn-HopOff-Bus anderthalb Stunden durch die Stadt zu gondeln und sich anzusehen, was allgemein als Sehenswürdigkeiten gilt. Die Runde ab und bis Hauptbahnhof dauert anderthalb Stunden und kostet für Erwachsene 15,00 Euro, je 2 Kinder zwischen 4 und 13 Jahren fahren dabei kostenlos mit, jedes weitere Kind kostet 8,00 Euro. Der Bus steuert insgesamt acht Haltestellen (PDF-Link) an; man kann jederzeit an einer davon aussteigen und später mit einem anderen Bus weiterfahren.

[9] Die Laterne oben im Schlossturm

Die Laterne im Schlossturm

Die Laterne im Schlossturm

Wir wollen nicht schon wieder damit anfangen, wie schön die Stadt durch die Rheinpromenade geworden ist. Aber wenn man diese Schönheit einmal von oben bewundern will, dann ist man in der Laterne vom Schlossturm genau richtig. Zumal man damit einem der beiden wichtigsten Wahrzeichen Düsseldorfs aufs Dach steigt. Der Schlossturm steht auf dem Burgplatz, und das gibt Anlass zur Verwirrung: Stand hier ein Schloss oder eine Burg? Die Antwort löst die Verwirrung nicht auf. Zwar heißt es immer „Düsseldorfer Schloss„, aber weil die Anlage an dieser Stelle bereits um 1260 existierte und man Gemäuer aus jener Zeit gemeinhin eher „Burg“ nennt, ist beides richtig.

Im Heimatkundeunterricht bei Frau Krämer lernten wir die Legende, weshalb das Schloss genau dort errichtet wurde. Angeblich hatte ein Untergebener des Grafen Adolf V. von Berg seinem Vorturner eine grobe Skizze des Dorfes an der Düssel auf ein Holzbrett geritzt. Der Graf soll seinen fürstlichen Dolch an einer Stelle ins Holz gerahmt und gesagt: „Hier wird die Burg gebaut!“ So geschah es dann auch. Tatsächlich bestand die ständig erweiterte und im 17. Jahrhundert schlossartig umgestaltete Anlage von 1260 bis ins Jahr 1872. Ein verheerender Brand zerstörte den größten Teil des Schlosses, nur der Südflügel und der Turm blieben erhalten. Wobei der übriggebliebene Flügel 1896 abgerissen wurde. Am Turm selbst wurde mehrfach herumgedoktert bis er seine heutige, leicht merkwürdige Form – rund plus polygon – erhielt.

Drinnen wohnt das Schiffahrtsmuseum, und ganz oben, in der sogenannten „Laterne“ gibt es ein ganz wunderbares Café, von dem aus man nach Süden hin die gesamte Promenade überblicken kann. Außerdem liegt einem ein Teil der Altstadt zu Füßen, und nach Norden erstreckt sich der Rheinstrom. Allerdings: Um ins Café in der Laterne zu kommen, muss man das Museum betreten. Das kostet Eintritt: normal 3,00 Euro; ermäßigt und Gruppen ab 10 Personen 1,50 Euro; Kinder und Jugendliche unter 18 haben freien Eintritt. Immer wieder wird darüber debattiert, ob das so in Ordnung ist, weil man früher keinen Eintritt zahlen musste. Aber die Freunde des Schifffahrtsmuseums argumentieren nicht ganz zu Unrecht, dass so auch Café-Besucher dieses Museum unterstützen und damit dafür sorgen, dass es existieren kann. Außerdem sind die Exponate auf den verschiedenen Ebenen des Turm hochinteressant. Museum und Café sind dienstags bis sonntags von 11:00 bis 18:00 geöffnet. [Wegen Renovierungsarbeiten ist der Schlossturm seit Mitte Juli und voraussichtlich bis Ende August 2016 geschlossen.]

[10] Das Gewürzhaus in der Altstadt

Gewürzhaus: ABB Mostert in original Blauzeug

Gewürzhaus: ABB Mostert in original Blauzeug

Nur ein einziger Laden hat das Zeug, zu den ungewöhnlichen Orten in Düsseldorf zu zählen, die man mindestens einmal besucht haben sollte: Das Gewürzhaus in der Altstadt in der Mertensgasse 25 – gleich um die Ecke vom Ballermann von der Bolkerstraße. Vor der Theke haben maximal drei schmale Kunden Platz; sind aber drei Kunden drin, kriegt man die Tür nicht mehr auf. Hinter dem Tresen wirken Mutter und Tochter Seegers – erstere schon seit 50 Jahren. Hier befindet sich die einzig wahre Zapfstelle für DEN Düsseldorfer Mostert, nämlich den der selig Witwe Bergrath namens ABB – ohne den kein ächter Düsseldorfer länger als drei Tage überleben kann.

Außerdem ist eine breite Palette an Blauzeug gefüllt mit ABB-Mostert im Angebot; Blauzeug heißt das graue Steinzeug mit der blauen Beschriftung. Wer Freunden und Verwandten etwas wirklich ächt Düsseldorferisches als Geschenk mitbringen will, kommt daran nicht vorbei. Außerdem finden sich hier wirklich alle relevanten (Trocken)Gewürze und diverse Mischungen, interessante andere Senfsorten und die schärfsten Chilisoßen, die man ohne Waffenschein kriegen kann. Pulver sind abgepackt in Papiertütchen, denen der Name des Inhalts mit einem Stempel aufgedrückt wurde. Gläser werden in Zeitungspapier – vorzugsweise aus den Erzeugnissen der Yellow Press herausgerissen – verpackt. Mit beiden Damen kann man sich herrlich und notfalls stundenlang unterhalten: vor allem über ihre sechs Katzen und natürlich über Karneval, die einzige Zeit, in der sich die Gewürzexpertinnen mal Urlaub nehmen.

Wer das Gewürzhaus noch an seinem angestammten Platz erleben will, muss sich ein bisschen sputen. Im Januar ziehen die Seegers um – 50 Meter weiter in die Kapuzinergasse. Vorher wird The Düsseldorfer dem Ladenlokal und seinen Betreiberinnen noch eine Fotoreportage widmen.

Dies ist die zweite Folge dieses Listicals – und hier geht’s zur ersten Folge mit einigen recht ungewöhnlichen Orten, die jeder Düsseldorfer mindestens einmal gesehen haben sollte.

[Titelfoto: Hajo Kendelbacher]

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