Die Ziele, die wir in den ersten beiden Folgen vorgestellt haben, waren – wenn teilweise auch umständlich – mit dem ÖPNV zu erreichen. Das ist bei den heute empfohlenen Orten nicht so. Weder das Kloster Knechtsteden oder das Schloss Dyck, noch die Stinder Mühle oder die Museumsinsel Hombroich können von Düsseldorf aus mit Bus und Bahn angefahren werden; man kommt höchstens in die Nähe und muss dann noch ein ziemliches Stück laufen. Dafür kann man diese Ziele mit dem Fahrrad gut und in angemessener Zeit aus der Stadt heraus ansteuern. Außerdem: Es geht in zwei Fällen mehr um eine Wanderung, als um das Besichtigen. Beginnen wir mit einem schönen Ausgangspunkt für einen Waldspaziergang.

[7] Kloster Knechtsteden und der Knechtstedener Busch

Google Map: Kloster Knechtsteden zwischen Delhoven und Straberg

Google Map: Kloster Knechtsteden zwischen Delhoven und Straberg

Siebenhundert Jahre lang waren an diesem Ort die Prämonstratenser ansässig, die zwischen 1138 und 1181 die noch heute erhaltene Basilika errichteten. Im Umfeld der Schlacht bei Worringen 1288, während der die Düsseldorf Bauer und Fischer den unterjochten Kölner Bürger zur Hilfe kamen, wurde der zugehörige Frohnhof teilweise zerstört. Die kriegerischen Ereignisse rund um die Kölner Stiftsfehde (auch Neusser Fehde genannt) gaben Ende des 15. Jahrhundert dem Anwesen den Rest. Erst im 18. Jahrhundert entstand das neue Torhaus sowie einige Gebäude auf dem Klostergelände, die heute noch stehen. Napoleon beschlagnahmte das Kloster im Zuge der Säkularisierung, die Prämonstratenser wurden vertrieben. 1869 brannte beinahe alles ab; Privatleute finanzierten die Instandsetzung der Basilika, und 1895 übernahmen die Spiritaner das Kloster. Es wurde neu geweiht, das Missionshaus wurde eingerichtet. Die Spiritaner sind eine im 18. Jahrhundert entstandene, hochmoderne Ordensgemeinschaft, deren Mitglieder u.a. ein Armutsgelübde ablegen. Ziel der im Zentrum stehenden Missionsarbeit ist es nicht, Menschen zu bekehren, sondern mit tätiger Hilfe ein christliches Dasein vorzuleben. Zudem können Laien als Missionare auf Zeit mitarbeiten.

Als ich ein Jahr in einer WG im benachbarten Straberg wohnte, gab es noch ein knappes Dutzend Mönche im Kloster. Die betrieben vor allem Landwirtschaft sowie das Missionshaus als Wohnstätte für Teilzeitmissionare und das Libermann-Haus als Tagungs- und Bildungsstätte. Bruder Norbert, der jüngste der Mönche – die anderen waren durchweg im Greisenalter – kam uns gelegentlich besuchen, und wir führten interessante Gespräche mit ihm. Als er wegzog und die übrigen Brüder das Anwesen nicht mehr bewirtschaften konnte, wurde die Anlage geöffnet, die Gebäude teilweise umgewidmet. Heute kann man nicht nur die Basilika und das zugehörige kleine Baumuseum besichtigen, sondern im Hofladen landwirtschaftliche Erzeugnisse kaufen. Es gibt ein Kunsthandwerkszentrum, in dem auch der Kunstunterricht des benachbarten Norbert-Gymnasiums stattfindet sowie einen permanenten Flohmarkt, dessen Erlöse den Armen zukommen. Außerhalb des Gelände findet sich mit dem Klosterhof ein nettes Lokal mit schönem Biergarten. Gleich gegenüber liegt der große Parkplatz als Ausgangspunkt für Wanderungen. Nach der Rückkehr kehrt man am besten im Klosterhof ein und probiert dort zu bodenständiger Küche das hauseigene Schwarzbier.

Einmal rund um den Busch geht man in knapp zwei Stunden. Der Wald ist seit Langem bewirtschaftet, umfasst aber auch ziemlich naturbelassene Regionen. Vom Klosterhof spaziert man durchs Klostergelände und biegt dann links ab. Folgt man dem Hauptweg kommt man bald an den Waldesrand gegenüber von Gohr. Hier trifft man auf den Kanal, der als „Gohrer Graben“ bekannt ist und der Entwässerung dient. Um die Ecke steht das Kanalwärterhäuschen an einem Wehr. Weiter geht’s auf der Fahrstraße Richtung Straberg, aber nach rund einem halben Kilometer biegt man rechts ab, um am Hexenplatz vorbeizukommen. Dort standen bis zum Sturm Ela sieben mächtige Buchen, von denen nur fünf das Unwetter überlebt haben. Weiter in dieser Richtung stößt man auf den Hauptweg; rechts geht’s zurück zum Kloster.

Dieselbe Runde ist mir dem Rad nicht so gut zu absolvieren, höchstens mit dem Mountainbike. Dafür kommt man in ungefähr einer Stunde mit dem Fahrrad von Düsseldorf (Stadtmitte) aus zum Klosterhof, um dort Pause zu machen und sich zu erfrischen. Ein kleiner Spaziergang durchs Kloster reicht dann als Zusatzprogramm.

[8] Stinder Mühle und Stindertal

Stinder Mühle - ein Ausflugslokal der ganz alten Schule

Stinder Mühle – ein Ausflugslokal der ganz alten Schule

Auch hier bildet ein Ausflugslokal den möglichen Ausgangs- oder Endpunkt für eine Wanderung. Wobei: Die Stinder Mühle ist ein Ausflugsort ganz, ganz alter Schule. Am alten Mühlenweiher stehen gegenüber dem Wirtshaus und auf einer Wiese neben dem Teich traditionelle Sitzgelegenheiten. Drinnen sind zwei Tisch mit Wachstuchdecken geschützt. Zur Küche hin steht eine Theke wie es sie in Eckkneipen schon ganz lange nicht mehr gibt. Und der Kuchen ist lecker, weil selbstgemacht. Das gilt auch für die Hausmannskost, die es in der kühleren Jahreszeit gibt. Der Wanderweg A2 führt zunächst am Bach entlang hoch auf die Hügel des Bergischen Landes. Dann geht es quer durch die Landwirtschaft und anschließend wieder runter – wobei man leider ein ganzes Stück entlang einer Fahrstraße zurücklegen muss, die zu den üblichen Zeiten heftig von Autofahrern auf dem Weg zum Reiten oder dem Rückweg frequentiert wird. Insgesamt legt man so 7,4 Kilometer zurück.

Google-Map: Stinder Mühle

Google-Map: Stinder Mühle

Weniger als eine Stunde braucht man mit dem Bike bis zur Mühle. Zunächst geht es über Gerresheim nach Erkrath; dort dann hinab zu den Fischteichen und unter der A3 hindurch. Nach ein paar Höhenmeter hat man dann die Stinder Mühle erreicht. So ähnlich kommt man auch per ÖPNV hin; man fährt mit der S-Bahn zum Erkrather Bahnhof Nord und steuert dann die erwähnten Anglerseen an. Dann geht’s weiter wie beschrieben.

[9] Schloss Dyck, die große Gartenschau

Schloss Dyck - die Burg im Wasser

Schloss Dyck – die Burg im Wasser

Wer als Pflanzen- und/oder Gartenfreund bei einem Ausflug nach Schloss Dyck nur durch den ausgedehnten, herrlich angelegten Park wandelt, verpasst das Beste. Zwar hat man dann einen feinen Spaziergang unter Bäumen samt tollem Blick auf das imposante Wasserschloss genossen, aber die Gartenschau gleich beim Eingangskomplex verpasst. Die allein ist das ziemlich heftige Eintrittsgeld von 9,00 Euro wert (für Erwachsene; ermäßigt 6,00 Euro; Kinder von 7-16 Jahren 1,50 Euro; Kinder unter 7 Jahren frei). Legendär sind die sachkundigen Führungen (PDF-Link) durch Park und Gärten und natürlich die regelmäßigen Tages- und Abendveranstaltungen.

Google-Map: Schloss Dyck

Google-Map: Schloss Dyck

Man kann aber auch zum Einkaufen nach Schloss Dyck fahren. Auf der Plaza am Eingang gibt es den legendären Obstverkauf. Ein Traum für Hobbygärtner ist der Floristikladen, vor allem was sein Sortiment an Stauden und Blumenzwiebeln angeht. Im Eingangsbereich findet sich auch das „Botanica“ – eine gastronomische Einrichtung, die vom Frühstücksbüffet über einen bodenständigen Mittagstisch bis hin zu Kuchen und Torten leckere Sachen zu vernünftigen Preisen anbietet. Auch Schloss Dyck ist ganz gut mit dem Fahrrad zu erreichen. In etwa anderthalb Stunde ist man dort, wenn man durch den Neusser Süden radelt und dann auf dem Radweg an der L361, der L32 und der K25 fährt.

[10] Museumsinsel Hombroich – Kunst zum Anfassen

Insel Hombroich - Kunst, wo man hinschaut

Insel Hombroich – Kunst, wo man hinschaut

Über die Museumsinsel Hombroich wollen wir im Rahmen dieser kleinen Serie gar nicht so viel verraten, weil sie demnächst Thema für einen ausführlichen Beitrag sein wird. Die meisten, die schon einmal da waren, fragen weshalb das Gelände überhaupt „Insel“ heißt. Tatsächlich befindet es sich im Auendelta der Erft, die bei Neuss in den Rhein mündet. Früher bildete das Flüsschen ab etwa Grevenbroich zahlreiche mehr oder weniger große Inseln; die Inseln sind verschwunden, die Namen geblieben. Angefangen hat die Museumsinsel mit einem Park, in dem es eine ganze Reihe von Ausstellungsgebäude gibt – die meisten wurden übrigens vom Akademieprofessor Erwin Heerich entworfen. Sehr bekannt wurde die Einrichtung, weil der Bildhauer und Beuys-Schüler Anatol (YouTube-Link) hier sein Atelier hat und nicht ungern mit Besuchern über seine Arbeiten diskutiert. Aber auch der Maler Gotthard Graubner wohnte und arbeitete hier.

Google-Map: Museumsinsel Hombroich

Google-Map: Museumsinsel Hombroich

Schon seit einiger Zeit gehört auch die ehemalige Raketenstation „Kapellen“, die von den belgischen Streitkräften im Auftrag der NATO gehalten wurde, zur Gesamtanlage. Dieses Gelände beherbergt nun die Langen Foundation mit ihrem atemberaubenden Bau des japanischen Architekten Tadao Ando. Hundefreunde dürfen traurig sein, denn Fiffi und Hasso dürfen nicht mit aufs Gelände der Museumsinseln Hombroich. In kaum einer Stunde schafft man es aus der Stadt per Velo nach Hombroich. Nicht ganz leicht zu finden ist der Weg von der Erftmündung entlang des Flusses. Einfacher, aber nicht besonders hübsch ist die Tour entlang der B326 und der B1 bis nach Holzheim.

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