[In unserer neuen Serie stellen wir Menschen vor, die in Düsseldorf geboren wurden, lange hier gelebt oder deren wichtigsten Aktivitäten in unserer Stadt stattgefunden haben; wobei wir ausschließlich über bereits verstorbene Persönlichkeiten schreiben wollen, die zudem nicht jedem Düsseldorfer bekannt sind.] Kürzlich wurde in einer Quizsendung nach der einzigen deutschen Filmschauspielerin gefragt, die den Oscar – und dies sogar zweimal – gewonnen hat. Die Kandidaten wussten es nicht. Es waren aber auch keine Düsseldorfer darunter. Denn nicht wenige Bewohner unserer Stadt haben schon einmal von Luise Rainer gehört. Spätestens als im März 2017 eine Straße im Norden Flingerns, an der Grenze zu Düsseltal und Grafenberg, nach ihr benannt wurde – dies das Ergebnis einer Bürgerinitiative, die sich für eine Umbenennung der Hans-Günther-Sohl-Straße am Wohngebiet Living Circle eingesetzt hatten.

Seit 2017 gibt es eine Luise-Rainer-Straße in Düsseldorf

Seit 2017 gibt es eine Luise-Rainer-Straße in Düsseldorf

Viel mehr Symbolik ist auf diesem Feld kaum möglich. Während Sohl eine prominente Figur der Rüstungsindustrie darstellte, war Luise Rainer jüdischer Herkunft. Allerdings hat sie nie wirklich lange in Düsseldorf gelebt. Der Vater zog noch während ihrer Kindheitstage mehrfach mit der Familie um, unter anderem nach Hamburg und nach Wien. Dass sich seine Tochter für das Show-Geschäft und die Schauspielerei interessierte erboste den Mann so sehr, dass er sie in Briefen eine Hure nannte. Weil Luise aber schon als ganz kleines Mädchen vom Theater fasziniert war, setzte sie ihren Willen durch, kehrte nach Düsseldorf zurück und durchlief eine Ausbildung an der Hochschule für Bühnenkunst, die zum damals von Louise Dumont und Gustav Lindemann geleiteten Schauspielhaus gehörte. Das war in den Jahren 1927 und 1928, als sie noch nicht einmal 18 Jahre alt war.

Luise Rainer als chinesische Bäuerin O-Lan im Film "Die gute Erde"

Luise Rainer als chinesische Bäuerin O-Lan im Film „Die gute Erde“

Ihre Schauspielkarriere begann dann auch am Düsseldorfer Schauspielhaus bevor sie der große Max Reinhardt 1932 nach Wien ans Theater in der Josefstadt holte. Schon in der Düsseldorfer Zeit – damals gab es in der Stadt mehrere Filmproduktionen und Studios – wurde sie in Filmrollen besetzt. Und so fiel sie Talentsuchern aus Hollywood auf, die ihr im Namen von MGM ein Angebot machten. Inwieweit die Machtübernahme durch die NSDAP im Jahr 1933 eine Rolle bei ihrer Entscheidung spielte ist nicht bekannt, jedenfalls ging sie 1935 in die USA. Rasch erhielt sie in einem Film mit William Powell eine tragende Rolle, und schon für ihre Darstellung im Film „Der große Ziegfeld“ wurde sie für den Oscar 1936 nominiert, den sie dann auch tatsächlich gewann.

Luise Rainer, 88-jährig, fotografiert von Annie Leibowitz für Vanity Fair

Luise Rainer, 88-jährig, fotografiert von Annie Leibowitz für Vanity Fair

Ihre größte Rolle war aber die der O-Lan im Film „Die gute Erde“ nach dem Bestseller von Pearl S. Buck. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass sie als Weiße deutscher Herkunft eine chinesische Bäuerin gab, wobei überhaupt keine chinesischen oder asiatisch-stämmigen Schauspieler irgendeine wichtige Figur spielten. Auch in diesem Film, in dem sie kaum mehr als vier, fünf Sätze zu sagen hatte, überzeugte Luise Rainer die Jury der Academy Awards und gewann 1937 zum zweiten Mal in Folge den Oscar für die beste weibliche Hauptdarstellerin. In den Studios galt sie danach als schwierig, weil sie mit den ihr angebotenen Rollen – die sie aufgrund der Vertragslage spielen musste – sehr unzufrieden war und dies auch jederzeit sagte und zeigte. So waren die Filmbosse der MGM möglicherweise ganz froh, dass sie den Vertrag 1937 kündigte.

Während des Krieges engagierte sich, wie unter anderem Albert Schweitzer, bei der Unterstützung von Juden, die vor dem Nationalsozialisten in die USA fliehen wollten. Ihre Mithilfe bei der Flucht von Bert Brecht nach Amerika ebenfalls belegt. Ansonsten spielte sie zunächst vor allem Theater und 1943 ihren letzten US-amerikanischen Film, bevor sie dann zurück nach Europa ging und sich in London ansiedelte. Federico Fellini wollte sie 1960 für „La Dolce Vita“; als sie erfuhr, dass es eine Bettszene mit Marcello Mastroianni geben sollte, schmiss sie hin und reise ab. Damit war ihre Karriere mit knapp 50 Jahren auch beinahe schon beendet, denn bis zu ihrem Tod mit 104 Jahren spielte sie überhaupt nur noch zweimal in Filmen mit. Nach Düsseldorf kam sie übrigens – soweit bekannt – nie wieder.

Hier eine alte Filmaufnahme; Luise Rainer übt ihre Dankesrede für den Oscar 1936:

Luise Rainer | Academy Awards 1936

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